“Vesseltracker“ zeigt, was in ausgewählten Revieren los ist.

Auf der Elbe ist mal wieder mächtig Verkehr: Das Tankschiff "Spandau" fährt elbabwärts und hat Stade bereits passiert. Vor Brokdorf vertieft der Bagger "Maasmond" die Fahrrinne. Das Containerschiff "Cape Fulmar" hat den Hamburger Hafen fast erreicht, in dem der Containerriese "Xin Beijing" (Länge: 338 Meter) be- und entladen wird. Diese Momentaufnahme zeigt sich im Internet unter www.vesseltracker.com. Eine Handvoll Software-Spezialisten hat den Service entwickelt, auf den Profis und Laien die Wege des Berufsschiffsverkehrs beobachten können.

"Wir haben zunächst Planungs- und Einsatzsoftware für Lotsen, Schlepper, Festmacher entwickelt", erzählt Carsten Bullemer, Mitgründer von Vesseltracker. "Es war schwer, Daten über ein- und auslaufende Schiffe zu bekommen. Deshalb besorgten wir sie uns kostenlos aus der Luft: Wir installierten im Hafen einen AIS-Empfänger." AIS steht für Automatisches Identifizierungs-System, mit dem Berufsschiffe ausgerüstet sein müssen. Sie senden ständig Daten zu ihrem Aufenthaltsort, etwa Position, Kurs und Geschwindigkeit, dazu Schiffstyp und -namen. Alle anderen AIS-Teilnehmer sehen die Daten auf ihren Bildschirmen und übers Internet auch die Nutzer von Vesseltracker.

"Auch Yachten, die AIS an Bord haben, sind bei uns im System. Die Frau kann dann von zu Hause aus am Bildschirm sehen, wann ihr Mann im Hafen einläuft, um rechtzeitig die Bratkartoffen aufzusetzen", sagt Miteigentümer Ralf Paahsen. Damit die Kartoffeln "just in time" goldbraun werden können, müssen die Bootsbesitzer allerdings ein Abonnement abschließen. Es kostet 41 Euro im Monat. Nur dann erhalten sie die Kartenansicht mit den Schiffsbewegungen minutengenau. Wer dagegen den Gratis- Service nutzt, muss mit ein- bis zweistündiger Verzögerung rechnen. Noch größer wird der Rückstand, wenn die Daten mit der 3-D-Software Google Earth verknüpft werden (acht bis 24 Stunden). Dafür sind die Schiffe dann maßstabgerecht (meist auch mit der tatsächlichen Ausrichtung) in einer fotografisch dargestellten Landschaft zu sehen. Für Schiffsfans und Hobbyfotografen hat der Internet- Dienst zudem ein Schiffsfotoarchiv eingerichtet, das von allen Nutzern bestückt wird. Bullemer: "Es gibt einen Wettbewerb, wer die meisten Fotos hochgeladen hat. Von einigen Schiffen fehlen noch Bilder. Da gibt es dann ein Wettrennen, wer es zuerst ,einfängt‘. Außerdem werden die Fotos bewertet und jede Woche die beliebtesten Bilder gekürt."

Vesseltracker startete Ende 2006; heute sind 18 000 Schiffsinteressierte im Gratis- Bereich registriert. Und die können zunehmend weit blicken. Bullemer: "Zuerst hatten wir nur den Empfänger im Hafen. Aber der reichte nur bis Wedel. Also nutzte ich meine Kontakte zum Hafen Brunsbüttel. Dort wurde die zweite Antenne aufgestellt. Die dritte folgte in Cuxhaven. Damit war die Unterelbe abgedeckt." Inzwischen empfangen Antennen nicht nur am Rhein und Nord-Ostsee-Kanal, sondern auch in Finnland, Litauen, Griechenland, auf den Kanaren und in Durban (Südafrika) für die maritimen Spurensucher AIS-Daten. Vor allem im Auftrag ihrer zahlenden Kundschaft Reedereien, Werften, Terminals, aber auch Behörden knüpfen die Hamburger gezielt Kontakte zu wichtigen Hafenregionen in aller Welt. Ihr Angebot: Wer eine Antenne aufstellt und sie ans Internet anschließt, kann im Gegenzug Vesseltracker nutzen. Langfristig will das derzeit fünfköpfige Team die gesamte Welt abdecken: "Auch Privatleute können uns helfen", meint Paahsen: "Einer unserer Kunden hat eine Antenne auf seinem Ferienhaus auf Mallorca installiert. Sie ist völlig wartungsfrei, braucht nur einen Internet-Anschluss."