Bis zum deutschen Sonnenaufgang schob sich heute weltweit die Venus vor die Sonne. Im Hamburger Planetarium verfolgten bis zu 1500 Hobbyastronomen das äußerst seltene Schauspiel.

Hamburg/Berlin. Mehr als 1000 Hobby-Astronomen haben am frühen Mittwochmorgen im Hamburger Planetarium das Vorbeiziehen der Venus an der Sonne beobachtet. In der Hansestadt konnten die begeisterten Besucher das Jahrhundertschauspiel bei guter Sicht durch ein Teleskop mit Filter sehen. „Ohne Filter würde man sich sofort die Netzhaut wegbrennen“, sagte der Wissenschaftsjournalist am Planetarium, Stephan Fichtner. Allein mit einer Spezialbrille war das seltene Spektakel trotz guter Sicht undeutlich zu erkennen. Der Himmel war nach Sonnenaufgang um 04.53 Uhr nur zeitweise bewölkt. Rund zwei Stunden später hatte der hellste Planet am Nachthimmel die Sonnenscheibe passiert. Der sogenannte Transit ist wie eine Mini-Sonnenfinsternis. Die Venus schiebt sich als dunkles Scheibchen vor die leuchtende Sonne. Erst in 105 Jahren wird die Venus wieder vor der Sonne entlangspazieren.

Bei einem Venustransit stehen Sonne, Venus und Erde exakt in einer Linie. Bei dem seltenen Himmelsschauspiel ist zu sehen, wie der Nachbarplanet Venus als kleine schwarze Scheibe an der Sonne vorbeizieht. Die Venus ist dabei gerade noch für das menschliche Auge zu erkennen - ihre Umrisse machen etwa ein Tausendstel der Sonnengröße aus. Wichtig ist dabei eine spezielle Schutzbrille. Ohne sie kann der Blick in die Sonne innerhalb von Sekunden zur Erblindung führen. Sonnenbrillen sind dafür nicht geeignet. Der britische Seefahrer James Cook hatte das Phänomen 1769 genutzt, um den Abstand der Erde zur Sonne zu berechnen. Heute nutzen die Astronomen für ihre Untersuchungen Atomuhren, GPS-Geräte und hochauflösende Teleskope. Bei dem Ereignis am Mittwoch handelt es sich um den siebten sichtbaren Venus-Transit, seit der deutsche Astronom Johannes Kepler das Phänomen im 17. Jahrhundert zum ersten Mal voraussagte.

Das seltene kosmische Spektakel, das in den USA schon am Dienstagabend begann, lockte in der Nacht Astronomen und unzählige Fans des Naturschauspiels vor die Tür. In Los Angeles strömten Planetenfreunde zum Griffith-Observatorium, wo Teleskope mit speziellen Filtern aufgestellt waren. "Das ist etwas, worüber wir den Rest unseres Lebens reden“, sagte Jamie Jetton, die mit ihren zwei Neffen aus Arizona gekommen war. In Hawaii stellten sich hunderte Menschen am Strand von Waikiki an, wo die Universität acht Teleskope bereitstellte. Nur wenige Minuten, nachdem die Venus wie ein Floh auf einer Zitronenscheibe aufgetaucht war, schoben sich jedoch Wolken vor die Sonne. Im australischen Melbourne verzogen sich am Morgen gerade rechtzeitig die Wolken. Tausende mit Schutzbrillen ausgestattete Menschen konnten Venus als kleinen schwarzen Punkt vor der Sonne vorbeiziehen sehen. In der Metropole Sydney waren die Aussichten schlechter: dicke Wolken verdeckten den Himmel zunächst und enttäuschten Astronomen und Neugierige.

Mit Material von dpa, dapd und epd