Der menschliche Schweiß enthält einen Duftcocktail, der Mitmenschen über chemische Signale das Alter des Gegenübers offenbaren kann.

Philadelphia. Ich kann dich gut riechen - dieser Satz spielt offensichtlich nicht nur in partnerschaftlichen Beziehungen oder Freundschaften eine Rolle. Denn am Körpergeruch ist auch erkennbar, wie alt ein Mensch ist. Ähnlich wie viele Tiere besitzt auch der Mensch die Fähigkeit, die unterschwelligen chemischen Signale des Alterns wahrzunehmen. Das belegt ein Experiment US-amerikanischer Forscher. In diesem konnten Probanden die Proben von Achselschweiß nur anhand ihres Geruchs korrekt der Altersgruppe der jungen, mittelalten oder älteren Spender zuordnen. Vor allem der Schweißgeruch der alten Menschen sei leicht zu unterscheiden gewesen, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin „PloS ONE“.

Entgegen gängiger Annahme rochen die alten Menschen nicht etwa stärker. Stattdessen hätten die jungen Probanden den Achselschweiß der Senioren sogar als weniger intensiv und weniger unangenehm empfunden als den Schweißgeruch von jungen und mittelalten Menschen.

Schon seit längerem ist bekannt, dass der menschliche Körpergeruch eine Vielzahl chemischer Substanzen enthält, die bestimmte Informationen über uns transportieren. „Der Mensch kann Signale im Körpergeruch wahrnehmen, die es uns erlauben, beispielsweise Krankheiten zu erkennen, einen passenden Partner zu finden und Verwandte von Nichtverwandten zu unterscheiden“, sagt Studienleiter Johan Lundström vom Monell Chemical Senses Center in Philadelphia. Die Wahrnehmung dieser Signale geschehe allerdings meist unbewusst und unterschwellig.

Studien mit Tieren hatten bereits gezeigt, dass sich deren Körpergeruch im Laufe des Lebens verändert. Forscher vermuten, dass dies den Männchen dabei hilft, beispielsweise bei der Partnerwahl ältere, nicht mehr so fruchtbare Weibchen zu erkennen und zu meiden. Weibchen wiederum identifizieren über den Geruch Männchen, die älter sind und damit erfolgreich über längere Zeit überlebt haben. Ihre Nachkommen könnten daher von den guten Genen dieses Männchen profitieren. Dass auch Menschen die Fähigkeit der Alterserkennung mithilfe des Geruchs besitzen, zeigt nun das Experiment der Monell-Forscher.

Welche der zahllosen Einzelsubstanzen im Körpergeruch die Information über das Alter vermitteln, ist allerdings noch unklar. Im nächsten Schritt wollen die Forscher daher versuchen, diese Biomarker zu identifizieren. Auch wie das menschliche Gehirn diese chemischen Informationen verarbeitet und bewertet, sollen weitere Tests zeigen.

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Für die Studie schliefen Geruchsspender unterschiedlichen Alters fünf Nächte lang in einem T-Shirt mit einem schweißabsorbierenden Stoffläppchen unter den Achseln. Die Spender stammten aus drei Altersklassen: 20 bis 30, 45 bis 55 und 75 bis 95 Jahre alt. Alle Läppchen mit Geruchsproben wurden zerkleinert und jeweils einzeln in luftdichte Glasgefäße gelegt.

Als Testschnüffler dienten 41 junge Männer und Frauen, die in mehreren Durchgängen jeweils an zwei Behältern mit unterschiedlichen Proben rochen. Bei jedem Probenpaar sollten sie angeben, welcher Altersklasse sie die jeweiligen Spender zuordnen würden und wie intensiv und unangenehm sie den Geruch empfanden. Wie die Forscher berichteten, lagen die Probanden bei ihrer Alterseinschätzung signifikant häufig richtig. Die wenigsten Fehler seien ihnen bei der Zuordnung des Geruchs der alten Menschen unterlaufen.