Hamburg. Der Artenreichtum der Meere ist noch längst nicht komplett erfasst, doch er steht bereits unter hohem Druck durch menschliche Einflüsse. Auch deshalb setzte gestern der Internationale Tag zur Erhaltung der biologischen Vielfalt den Schwerpunkt auf die Vielfalt der Meere. "Nur ein Prozent der Meere sind Schutzgebiete", sagte Prof. Klaus Töpfer, ehemaliger Leiter des Umweltprogramms der Vereinten Nationen und Bundesumweltminister a. D., in seiner Eröffnungsrede beim Meeresumwelt-Symposium. "Und die wenigsten Gebiete befinden sich außerhalb der nationalen Hoheitsgewässer auf hoher See."

Das Schutzgebietsnetz, das im Nordostatlantik geschaffen wurde, sei weltweit vorbildlich, lobte Töpfer: "3,15 Prozent des Meeresgebietes sind geschützt, inklusive der ersten Gebiete außerhalb nationaler Hoheitsgrenzen." Die Reservate entstanden im Rahmen des Übereinkommens zum Schutz der Meeresumwelt des Nordostatlantiks (nach seinen Vorläufern Oslo- und Paris-Konvention Ospar genannt). Die Gesamtfläche der Schutzgebiete entspricht etwa der Größe der Ostsee.

Aber selbst der Pionier muss sich weiterentwickeln. Denn die 190 Mitglieder der Uno-Konvention zum Erhalt der biologischen Vielfalt hatten im Oktober 2010 beschlossen, bis zum Jahr 2020 zehn Prozent der weltweiten Meeresfläche unter Schutz zu stellen. Die Umweltstiftung WWF forderte gestern sogar einen Schutzgebietsanteil von 20 Prozent, um den Artenreichtum der Meere zu erhalten.

Die Volkszählung der Ozeane, an der sich im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts 2700 Wissenschaftler beteiligt hatten, erfasste rund 120 000 Arten von Meeresbewohnern, von der Alge bis zum Blauwal. Allein 1200 neue Spezies wurden auf 540 Expeditionen entdeckt - sicher nur ein Bruchteil der marinen Artenvielfalt.