Beim Deutschen Röntgenkongress in Hamburg diskutieren mehr als 8000 Experten ab Mittwoch neue Erkenntnisse ihres Fachs.

Hamburg. Welche Methoden liefern die besten Einblicke in den menschlichen Körper? Wie können Spezialisten zum Wohle ihrer Patienten noch enger zusammenarbeiten? Um diese Themen geht es beim Deutschen Röntgenkongress, der heute in Hamburg beginnt. Vier Tage lang werden die mehr als 8000 Kongressteilnehmer neue Entwicklungen ihres Fachgebiets diskutieren.

Dafür hat der Kongresspräsident Prof. Hermann Helmberger den Kongress unter das Motto "Gegensätze verbinden" gestellt. "Damit wollen wir die Spezialisten, die einen Patienten behandeln, enger zusammenbringen. Bisher gibt es dort mehr ein Nebeneinander als ein Miteinander", sagt der Chefarzt des Zentrums für Radiologie und Nuklearmedizin am Klinikum Dritter Orden in München. Als Beispiel nennt er Veranstaltungen der Arbeitsgemeinschaft für Herzdiagnostik und der Deutschen Gesellschaft für interventionelle Radiologie: "Die Kollegen in der Herzdiagnostik beschäftigen sich primär mit der Darstellung des Herzens und der großen Blutgefäße im Magnetresonanztomogramm (MRT) und im Computertomogramm (CT). Die interventionellen Radiologen nutzen diese Aufnahmen dann, um zum Beispiel per Katheter eine neue Herzklappe einzusetzen." Diese Gruppen müssten enger zusammenrücken, um die gegenseitigen Anforderungen besser abzustimmen.

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Eine enge Zusammenarbeit unterschiedlicher Fachgruppen ist auch wichtig in der Anwendung von bildgebenden Verfahren bei Rheumapatienten. Bei diesen Erkrankungen seien zwar konventionelle Röntgenaufnahmen nach wie vor unverzichtbar. Aber es geht auch zunehmend darum, die Krankheit bereits in den Frühstadien zu erkennen. Dabei gibt es zurzeit einen Wettbewerb zwischen zwei technischen Verfahren. Lange Zeit galt das MRT als das Verfahren, mit dem man die ganz frühen Stadien darstellen kann, in denen der Patient vielleicht bereits Veränderungen im Blut, aber kaum Beschwerden hat.

"Auf dem Kongress wird jetzt eine Studie vorgestellt, die zeigt, dass die Nuklearmedizin mit einer neuen Schnittbildtechnik mindestens genauso gut ist, um Frühformen der rheumatoiden Arthritis zu erkennen. Diese Methode ermöglicht im Vergleich zum MRT auch Einblicke in die Funktion, weil mithilfe der radioaktiven Teilchen, die in der Nuklearmedizin eingesetzt werden, auch Stoffwechselvorgänge abgebildet werden können", sagt Helmberger. Das MRT spiele vor allem bei der Ganzkörperdiagnostik eine Rolle, weil die rheumatoide Arthritis in der Regel eine Erkrankung von vielen Gelenken sei. Ein neues Verfahren in der Frühdiagnostik von Veränderungen der Hände, das in der Praxis zunehmend verwendet wird, ist der sogenannte Rheuma-Scan, der mit einem fluoreszierenden Farbstoff arbeitet.

Vorgestellt wird auf dem Kongress auch eine Methode, bei der mithilfe des MRT Myome, gutartige Veränderungen der Gebärmutter, verödet werden können. "Gerade bei jungen Frauen verzichtet man gerne auf operative Verfahren, um noch eine Schwangerschaft zu ermöglichen. Myome können jetzt mit fokussiertem Ultraschall behandelt werden. Die Patientin liegt dabei im MRT auf einer speziellen Liege, in die ein Ultraschall integriert ist. Zunächst wird eine MRT-Aufnahme vom Becken angefertigt, damit die Myome lokalisiert werden können. Dann wird der Ultraschall appliziert und das Myom gezielt verödet, ohne Hautschnitt oder eine Punktion. Damit wird der Patientin zum einen die Operation erspart, zum anderen die Strahlenbelastung einer Angiografie." Diese Röntgendarstellung der Blutgefäße ist bei einer anderen Methode nötig, bei der die Myome zerstört werden, indem man die zuführenden Blutgefäße verschließt.

Auf dem Kongress wird auch darüber diskutiert, wie sich Strahlenbelastungen durch Röntgenuntersuchungen reduzieren lassen. So gibt es in allen neuen Computertomografen und auch als Nachrüstung für ältere Geräte Programme, die die Strahlendosis reduzieren. "Normalerweise braucht man für ein Computertomogramm des Bauches eine Dosis von etwa 15 bis 20 Millisievert. Mit diesen Programmen können wir die Dosis auf etwa drei bis vier Millisievert absenken", sagt Helmberger. Zum Vergleich: Die durchschnittliche Strahlenbelastung pro Kopf liegt im Jahr bei vier Millisievert (zwei Millisievert durch natürliche Strahlen und zwei Millisievert durch medizinische Untersuchungen). Entscheidend bei der neuen Methode sind spezielle Rekonstruktionsverfahren, die es ermöglichen, ein vergleichsweise schlechtes Bild mit sehr viel niedrigerer Dosis aufzunehmen und durch den Rechenvorgang daraus ein diagnostisch auswertbares Bild zu erstellen. Die Auflösung wird sozusagen vom Rechner verfeinert.

Vorgestellt werden auch Weiterentwicklungen von Verfahren, die bereits jetzt in Kliniken eingesetzt werden. Ein Beispiel dafür ist das PET-CT, bei dem ein Computertomogramm mit einem nuklearmedizinischen Verfahren, dem Positronenemissionstomogram (PET), kombiniert wird. Bei dieser Untersuchung lassen sich mithilfe von radioaktiven Substanzen Stoffwechselvorgänge und Funktionen im Körper sichtbar machen. "Es gibt auch Substanzen, mit denen man spezielle Tumoren abbilden kann. Die große Hoffnung ist, diese Methode für die Therapie nutzen zu können, indem man Medikamente an diese Stoffe bindet, die dann in den Stoffwechsel des Tumors eingeschleust werden und ihn zerstören", sagt Helmberger. Das sei sehr vielversprechend, denn die Krebstherapie entwickle sich in den vergangenen Jahren immer mehr hin zu einer minimal invasiven Therapie, sowohl operativ wie auch in der Chemotherapie.

Hier setzt auch die interventionelle Radiologie an, die Tumoren lokal bekämpft: Etwa mit an den Tumorherd herangeführten Sonden, die den Tumor verkochen, oder mithilfe radioaktiver Kügelchen, die direkt am Ort des Geschehens den Tumor bestrahlen.