Der Zeppelin NT wird wieder am Bodensee gebaut und fliegt für die Forschung und die Werbung

Friedrichshafen. Einen Zeppelin bauen? Eine verrückte Idee. Jeder denkt an das Unglück der "Hindenburg". Wer steigt in unseren Zeiten in ein Luftschiff? Und wer soll gar ein Luftschiff mit solch bewegter Geschichte kaufen? Die Antwort liefert eine Firma vom Bodensee: Die Friedrichshafener Firma Zeppelin Luftschifftechnik stellt 75 Jahre nach dem Unglück wieder Luftschiffe her - und verkauft sie.

Im Jahr 1993 startete die Firma Zeppelin Luftschifftechnik mit der Wiederbelebung der Marke. Seit Mitte der 80er gab es Planungen. Und das ausgerechnet an dem Ort, an dem auch die "Hindenburg" gebaut worden war. Mittlerweile arbeiten 85 Mitarbeiter am Bodensee an der Entwicklung und Konstruktion des Zeppelin NT.

Das "NT" steht für "neue Technologie". Der Hersteller will sich abgrenzen zum Unglücksluftschiff "Hindenburg". Den Auftrieb liefert nicht etwa wie früher leicht entzündlicher Wasserstoff, sondern unbrennbares Helium. Der Hersteller erklärt: "Selbst Blitzeinschläge verursachen keine nennenswerten Beeinträchtigung der Flugeigenschaften." Die 200 PS starken Triebwerke bringen das Luftschiff auf eine Geschwindigkeit von 125 Stundenkilometern, die "Hindenburg" hatte vier 16-Zylinder-Dieselmotoren und schaffte 140 Stundenkilometer. Die "Hindenburg" war 245 Meter lang, der Zeppelin NT hat 75 Meter Länge. Bislang flog die Friedrichshafener Firma mit ihren drei Luftschiffen Touristen über den Bodensee. Das neue Konzept lockt mittlerweile jedoch sowohl die Wirtschaft als auch die Wissenschaft an.

Im vergangenen Jahr hat der amerikanische Reifenhersteller Goodyear drei Zeppeline bestellt, der Konzern will die Luftschiffe vor allem zur Eigenwerbung nutzen. Der Stückpreis: 14,5 Millionen Euro.

Am vergangenen Freitag startete am Bodensee ein EU-Projekt: Der Zeppelin NT macht für Wissenschaftler des Forschungszentrums Jülich Forschungsflüge und soll Atmosphärenschichten untersuchen. Insgesamt 20 Wochen soll das Luftschiff über Europa fliegen und für das EU-Projekt "Pegasos" Erkenntnisse für den Klimaschutz liefern. Die Wissenschaftler schätzen vor allem die besonderen Flugeigenschaften des Zeppelins: Er kann langsam schweben, in der Luft anhalten, vertikal auf- und absteigen, bis zu 24 Stunden fliegen und dabei schweres Messgerät transportieren.