Risiko für eine Erkrankung sei laut Wissenschaftlern aber nur bei Männern erhöht. Funktion des Serotoninrezeptors würde durch Defekt geändert.

Heidelberg. Dieses Forschungsergebnis betrifft nur das männliche Geschlecht: Eine bestimmte Genveränderung erhöht das Risiko für eine manisch-depressive Erkrankung – allerdings eben nur bei Männern. Die Genvariante führe laut Forschern dazu, dass sich die Funktion des sogenannten Serotoninrezeptors Typ 3 ändert. Dieses ist im Gehirn an der Steuerung von Prozessen wie Lernen, Erkennen und Emotionen beteiligt und wurde bereits mehrfach mit der Entstehung von Angststörungen und Depression in Zusammenhang gebracht, wie das deutsche Wissenschaftlerteam im Fachjournal „Translational Psychiatry“ schreibt.

In die Untersuchung einbezogen wurden 1.800 manisch-depressive Menschen und 2.400 gesunde Vergleichspersonen. Von der Krankheit betroffene Männer wiesen die Genvariante besonders häufig auf; bei Frauen zeigte sich kein Zusammenhang. Warum das so ist, ist noch unklar.

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Menschen mit einer sogenannten bipolaren affektiven Störung leiden abwechselnd an Depressionen und an übermäßig gehobener Stimmung. Experten schätzen, dass in Deutschland bis zu fünf Prozent der Bevölkerung betroffen sind. Männer und Frauen erkranken etwa gleich häufig. Bisherige Studien lassen vermuten, dass ein Zusammenspiel verschiedener Gene und Umweltfaktoren die Erkrankung verursacht. „Wir gehen davon aus, dass bei den Betroffenen die Regulation wichtiger Botenstoffe, zum Beispiel Serotonin, im Gehirn verändert ist“, erklärt Studienleiterin Beate Niesler vom Universitätsklinikum Heidelberg.

Serotonin beeinflusst vielfältige komplizierte Vorgänge im Körper, unter anderem das Angstverhalten. Auf Nervenzellen sitzen verschiedene Typen von Rezeptoren, an die das Serotonin nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip bindet und so zelluläre Signale weiterleitet. Einer davon ist der Serotoninrezeptor Typ 3. Die Genveränderung stört dieses Wechselspiel zwischen Serotonin und seinem Rezeptor. Dadurch ändert sich die Weiterleitung von Signalen und damit die emotionale Verarbeitung von Reizen – für Niesler eine mögliche Ursache für das erhöhte Risiko, an einer bipolaren Störung zu erkranken.