US-Forscher haben sieben Glaskristalle mit einer neuen Methode analysiert. Studie stellt Theorie zur Entstehung des Trabanten infrage.

Washington. Im Inneren des Mondes existiert erheblich mehr Wasser als bisher angenommen - an einigen Stellen sogar genauso viel wie im Inneren der Erde. Das berichten US-Forscher in "Science Express", der Online-Ausgabe des Magazins "Science". Die Erkenntnisse, schreiben sie, könnten die bisherige Theorie über die Entstehung des Mondes deutlich verändern.

Das Team um Erik Hauri vom Carnegie-Institut für Wissenschaft in Washington konnte bereits 2008 in winzigen vulkanischen Glaskristallen, die aus dem Inneren des Monds stammen, kleinste Mengen Wasser aufspüren. Die Proben hatten Astronauten 1971 von der Apollo-17-Mission mitgebracht. Es war der erste Beweis, dass der Trabant kein trockener Planet ist. 2009 teilte die Nasa mit, die Analyse einer Staubwolke auf dem Mond habe ergeben, dass es dort auch auf der Oberfläche Wasser gebe - allerdings in gefrorener Form.

Seit 2008 haben Hauri und seine Kollegen sieben Glaskristalle mit einer neuen Methode genauer analysiert. Bei dieser sogenannten Nano-Sekundärionen-Massenspektrometrie schießt eine Sonde geladene Teilchen auf die Probe. Diese setzen dort weitere Teilchen frei, die hochempfindliche Detektoren dann messen können. Selbst kleinste Mengen von Elementen lassen sich so bestimmen. Auf diese Weise fand das Team heraus, dass winzige Kügelchen aus Magma, die in den Kristallen eingeschlossen sind, 100-mal mehr Wasser enthalten, als die Wissenschaftler zunächst angenommen hatten. Die Menge, schreiben sie, entspreche proportional dem Wassergehalt in den obersten Schichten des Erdmantels.

Verglichen mit Meteoriten verfügt die Erdmasse und die anderer innerer Planeten unseres Sonnensystems über geringe Mengen Wasser und flüchtige organische Verbindungen. Beides lag nur in geringen Mengen vor, als sich die Planeten formten. Dass bisher auf dem Mond noch geringere Mengen Wassers und dieser Elemente gefunden wurden, galt als Beleg dafür, dass der Trabant vor etwa 4,5 Milliarden Jahren durch eine Kollision der Erde mit einem marsgroßen Körper entstand, wobei extrem hohe Temperaturen auftraten. Dabei sollte eigentlich alles Wasser verdampft sein. Diese Theorie müsse nun überdacht werden, so die Forscher.

Sie haben drei Hypothesen: Erstens sei womöglich nicht alles Wasser während der Kollision verdampft. Zweitens könnte das Wasser erst nach der Kollision durch Meteoriten auf den Mond gelangt sein, was auch das gefrorene Eis auf der Oberfläche erklären würde. Drittens könnte ein Teil des Wassers durch Vulkanausbrüche an die Mondoberfläche gelangt sein.