Mit künstlichen Bänken im Wattenmeer wollen Forscher erreichen, dass sich das Ökosystem erholt

Groningen. Das Wattenmeer an der niederländischen Nordseeküste war einmal ein vielfältiges Ökosystem. Doch durch die starke Fischerei sind in vielen Regionen vor allem die einst weit verbreiteten Miesmuscheln auf dem Rückzug - und mit ihnen diverse Spezies, denen die Muschelbänke als Lebensraum dienen.

Forscher der Universität Groningen haben nun vor den Inseln Ameland, Terschelling und Schiermonnikoog 36 künstliche Muschelbänke angelegt. Mit einem Pflug, gezogen von zwei Pferden, legten sie im Schlick Gräben an, befestigten darin Matten aus Kokosfasern und verteilten darauf insgesamt 36 Tonnen junge Miesmuscheln. In den nächsten vier Jahren sollen die Muscheln zusammenklumpen und so durch ihre Masse der Strömung genug Widerstand leisten, um nicht weggeschwemmt zu werden; währenddessen sollen sich die Kokosmatten langsam auflösen.

"Muschelbänke wirken im Ökosystem wie Ingenieure, sie gestalten ihre Umgebung", erläutert Prof. Han Olff von der Universität Groningen. "Die Muscheln beruhigen die Bewegung des Wassers und bieten Lebensraum für andere Spezies wie Algen und kleine Krabben. Diese dienen als Nahrung für Spezies wie Flundern, die wiederum von größeren Fischen gefressen werden. Die Miesmuscheln selbst dienen Wattvögeln wie Austernfischern als Nahrung. Wenn wir also die Muscheln zurückbringen, locken wir damit auch viele andere Tiere an und beleben letztendlich das gesamte Ökosystem im Wattenmeer." Olff hält es sogar für möglich, dass Rochen, kleine Tümmler und Sandhaie zurückkehren. "Letztere sind übrigens völlig harmlos für den Menschen", sagt Olff. Ob die künstlichen Muschelbänke ein Erfolg werden, wollen die Forscher in den kommenden Jahren begutachten.