Prof. Garabed Antranikian, neuer Präsident der Hochschule, will sich stärker um Entwicklungen im Bereich erneuerbarer Energien kümmern.

Hamburg. Die Technische Universität (TU) Hamburg-Harburg will sich verstärkt um grundlegende Entwicklungen im Bereich der erneuerbaren Energien/Energieeffizienz bemühen. Dies kündigte Prof. Garabed Antranikian gestern in seiner Antrittsrede als TU-Präsident an. 600 Gäste aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft hatten sich zum offiziellen Festakt zur Amtsübernahme im Audimax der TU versammelt.

Antranikian ist seit dem 1. April Nachfolger von Prof. Edwin Kreuzer. Dieser setzte bei seiner eigenen Amtsübernahme im Jahr 2005 zunächst drei Themenschwerpunkte: Biotechnologie, Marine Systeme (Schiffbau, Meerestechnik) und die Luftfahrtforschung. Alle drei sind auch für den Forschungszweig Erneuerbare Energien/Energieeffizienz bedeutsam. So untersuchen TU-Ingenieure im Bereich Meerestechnik, wie sich Offshore-Windkraftanlagen standfest installieren lassen, und Werkstofftechniker entwickeln neue Kohlefaser-Verbundstoffe, von denen neben Flugzeugbauern und anderen Branchen auch die Konstrukteure der Windrotoren profitieren können.

Schon heute befassen sich TU-Forscher mit Solartechnik, der Energiegewinnung aus Bioabfallstoffen, entwickeln energiesparende Kältetechnik oder optimieren Schiffsantriebe. Nun sollen die Aktivitäten verstärkt und im Kompetenzzentrum "Green Technologies" gebündelt werden. Antranikian setzt stark auf die Zusammenarbeit mit der Industrie, inklusive der Förderung von Patenten und Ausgründungen. Er denkt auch an eine stärkere Kooperation mit der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) und der HafenCity-Universität (HCU).

Neben den grünen Technologien soll es ein zweites Kompetenzzentrum geben: Life Science und Medizintechnik. Es beherbergt unter anderem das Fachgebiet des TU-Präsidenten, die Biotechnologie oder genauer: die Biokatalyse. Hier werden Mikroben und Enzyme eingesetzt, um chemische Syntheseprozesse zu ersetzen. Die Verfahren mit Mikroorganismen sind meist umweltfreundlicher als chemische Methoden. Auch werden die winzigen Helfer genutzt, um Altlasten zu entgiften oder Energieträger zu produzieren. Die Biotechnologie ist, wie die Medizintechnik, eines der Wachstumsfelder der TU.

Auch in der Lehre setzt der neue Präsident Zeichen: In einem "deutschlandweit bislang einzigartigen Exzellenzkolleg" will Antranikian Topwissenschaftler an die Elbe holen. Sie sollen die Möglichkeit erhalten, in einer relativ kurzen Zeit von sechs Jahren an der TU im Bereich Erneuerbare Energien/Energieeffizienz zu promovieren und sich zu habilitieren. Antranikian verspricht: "Wir werden die Besten der Besten in der Wissenschaft fördern und dabei vor allen Dingen auch Nachwuchswissenschaftlern aus dem Ausland die Chance bieten, sich zu profilieren." Derzeit kommen 17 Prozent der Studierenden aus dem Ausland; die Frauenquote beträgt 23 Prozent.

Die neuen Akzente in der Lehre begrüßte Wissenschaftssenatorin Dr. Dorothee Stapelfeldt: "Junge Menschen, Studierende wie Wissenschaftler, sind die Gestalter unserer Zukunft. Sie optimal auszubilden muss unser höchstes Anliegen sein. Hier wünsche ich mir, dass Frauen in den ingenieurwissenschaftlichen Fächern eine größere Rolle spielen - als Studierende, aber eben auch als Promovendinnen und Habilitandinnen und dann als Hochschullehrerinnen." Vorschusslorbeeren der Senatorin gab es auch zur inhaltlichen Ausrichtung. Die TU schärfe ihr Profil dort, wo sie Stärken habe, in Energie- und Umwelttechnik habe sie "eine beeindruckende Spannweite an Themen".

Festredner Klaus Töpfer, Bundesumweltminister a. D. und ehemaliger Chef des Umweltprogramms der Vereinten Nationen, betonte die große gesellschaftliche Aufgabe, künftig für neun bis zehn Milliarden Menschen auf dem Planeten angemessene Lebensumstände zu schaffen, ohne die Ressourcen weiter überzustrapazieren: "Dafür die Technologien zu schaffen ist die Herausforderung einer Technischen Universität. Die technisch hoch entwickelten Länder müssen sich ihr stellen." Damit lag er voll auf der Linie des neuen Präsidenten.