Warum die Entdeckung des Tees auf einen müßigen Kaiser zurückgeht, die Japaner Tee als Meditationshilfe verwenden, worin das Geheimnis des Weißen Tees liegt und wie ein Volk in die Teesucht getrieben wurde - eine kleine Warenkunde.

Den Teegenuß verdanken wir einem Zufall und dem Umstand, daß sich Staatsoberhäupter vor einigen tausend Jahren noch genüßlich in der freien Natur rekelten. Im Jahre 2 737 vor Christus soll der chinesische Kaiser Chen Nung träumend unter einem Baum gesessen haben, als mit einem Mal ein Blatt von einem wild wachsenden Teestrauch in seine Schale mit heißem Wasser fiel. So sagt es die Legende. Den Wahrheitsgehalt lassen wir einmal dahingestellt. Fest steht, daß heißes Wasser als Durstlöscher in fast allen Kulturkreisen ausgedient hat worüber viele nicht allzu unglücklich sein dürften.

Tee hat mittlerweile die Welt erobert. Kein Getränk mit Ausnahme von Leitungs- oder Mineralwasser wird weltweit so häufig getrunken. Und es ist weit mehr als Durststiller oder Helfer bei Unwohlsein und Krankheit. Buddhistische Mönche, Künstler, Gelehrte und Staatsmänner schätzten es dank seiner anregenden Wirkung. Von England bis China, von Indien bis Rußland hat das Heißgetränk ganze Kulturen geprägt. Doch es ist ein kleines, unbeugsames Völkchen, in einem kleinen, abgeschiedenen Winkel der Welt, die dem Getränk ganz besonders frönen. Nein, es sind mitnichten die Gallier, sondern unsere hochwohlgeschätzten Mitbürger: die Ostfriesen.

Woran es auch immer liegen mag, aber tatsächlich liegt der jährliche Pro-Kopf-Teeverbrauch eines Ostfriesen bei sagenhaften 2,6 Kilogramm, wohingegen ein Deutscher im Gesamtdurchschnitt gerade mal auf 250 g pro Jahr kommt, wie der Deutsche Teeverband ermittelt hat. Die Ostfriesen mögen es, was den Tee anbetrifft, besonders stark und besonders traditionell. Die Ostfriesenmischung weist ein sehr kräftiges Aroma auf. Zudem wird der Tee immer in der gleichen Kanne zubereitet (eine gewisse Sparsamkeit wird diesem Völkchen ja durchaus nachgesagt). Neben dem obligatorischen Kluntje, der so herrlich knackt, wenn die bräunlich-rote Flüssigkeit eingegossen wird, gehört auch Sahne zum vollendeten Friesengenuß. Mit einem speziellen Rundlöffel gibt man genau eine Kelle der weißen Creme in die Tasse, die behutsam ringförmig vom Rand aus eingegossen wird und dann ein hübsches, weißes Wölkchen bildet. Umrühren verpönt!

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