Dresden (dpa/tmn). Sie verstauben in Schubladen: Fast jeder hat zu Hause ausrangierte oder kaputte Handys oder Tablets herumliegen. Dabei bekommt man diese und andere Geräte oft mit wenig Aufwand wieder flott.

Ein Lagerraum in der Dresdner Neustadt, unweit der Elbe: viele Regale, wenig Platz. Bis zur Decke stapeln sich hier Kisten mit alten Handys, Radios, Druckern und Fernsehern. Nico Zocher führt während eines Videoanrufs durch die Räumlichkeiten seines Geschäfts. Es trägt den Namen Green Technology Project.

Allein 80 Kilogramm alte Smartphones warten hier auf ein neues Leben. „Man glaubt nicht, wie viele Laptops weggeworfen werden, die eigentlich noch hübsch sind“, sagt IT-Spezialist Zocher. Das Problem seien die Ersatzteile. Denn die kosten bei alten Geräten teils oft mehr als der ursprüngliche Kaufpreis. Deswegen lagern Zocher und seine Leute jedes Bauteil ein, das sie in die Finger bekommen.

Altes Smartphone als Auto-Musikplayer

Über eine Million Tonnen alter Elektrogeräte werden in Deutschland Jahr für Jahr entsorgt, hat das Statistische Bundesamt erhoben. Recycelt werden allerdings weniger als die Hälfte. Viele der verbauten Wertstoffe lassen sich nicht ohne Weiteres zurückgewinnen, sagt Matthias Mayer von „IFixit“, einer weltweiten Bastlergemeinschaft, die im Netz ihr Wissen rund um Reparaturen teilt.

Zwar sei alles besser, als Geräte in der Schublade verstauben zu lassen. Aber: „Die beste Alternative ist die Weiterverwendung“, sagt Mayer. So tauge ein ausrangiertes Smartphone immer noch als Musikplayer, etwa im Auto. Und ein altes Handy sei ein gutes Einstiegsgerät für den Nachwuchs.

Auch der in die Jahre gekommene Laptop kann als bessere Schreibmaschine für Schulkinder gute Dienste leisten. Und mit alten Digitalkameras lassen sich immer noch kleine Filme drehen. Auch wenn die Qualität vielleicht besser sein könnte. Der Spaßfaktor ist dafür umso größer.

Fifty-Fifty-Chance auf Erfolg

Die gute Nachricht: Alte Tablets, Laptops oder Audiogeräte lassen sich oft mit wenig Aufwand wieder fit machen. Wem die Reparatur in Fachgeschäften zu teuer ist, kann in Repair-Cafés oder bei ähnlichen Reparatur-Initiativen sein Glück versuchen. „Jeder kann kommen und mitbringen, was er tragen kann“, erklärt Michel Mazylis das Konzept. Entsprechende Angebote gibt es in der ganzen Republik. Mazylis etwa hilft regelmäßig in Repair-Cafés in Sereetz und Bad Schwartau in Schleswig-Holstein mit.

Alle paar Wochen gibt es dort einen Termin, manchmal kommen bis zu 80 Leute mit kaputten Kaffeemaschinen, Rasenmähern oder Radios vorbei. Am Empfang wird das Gerät begutachtet, dann helfen Freiwillige bei der Reparatur. Das richtige Werkzeug und Arbeitsplätze gibt es vor Ort, die Erfolgsquote liege bei 50 bis 60 Prozent, sagt Mazylis. Immerhin.

Hardware ist meist nicht das Problem

Auch Nico Zocher macht Hoffnung. „Die Hardware ist meist kein Problem“, sagt der IT-Spezialist. Vor allem Smartphones werden aber oft ausrangiert, weil das Betriebssystem irgendwann zu alt ist und viele Apps dann nicht mehr unterstützt werden. Das lasse sich aber beheben, sagt Zocher. Über alternative Betriebssysteme, die frei verfügbar seien, zumindest für Android-Geräte.

Mit etwas Kreativität lässt sich selbst überholte Technik noch weiter nutzen: Das alte Smartphone als Streaming-Zuspieler an der Musikanlage. Oder alte Laptops oder Desktop-PCs, die mit einem Linux-Betriebssystem noch problemlos weiterlaufen. Und bei alten Audiogeräten lohne sich eine Reparatur wegen der guten Qualität ohnehin fast immer, meint Zocher.

Die berüchtigte Spider-App bei Touch-Displays, also gesprungenes Glas, lasse sich mit einer Folie stabilisieren. Und sogar ein Wasserschaden ist nicht immer das Ende für Smartphones, Tablets und Co: Selbst hier lägen die Chancen für eine erfolgreiche Reparatur etwa bei 50 zu 50, sagt Zocher.

Wer selbst basteln möchte, findet nicht nur auf „Ifixit.com“ Anleitungen und Unterstützung. Auch auf Videoplattformen wie Youtube und in zahllosen Foren finden sich Tutorials und Reparaturhilfen.

Geräte nie in den Hausmüll

„In den Hausmüll gehören unsere ausrangierten Geräte aber auf keinen Fall, in diesem Abfallstrom kann kein ausreichendes Recycling stattfinden und im schlechtesten Fall können sich die Lithium-Ionen-Akkus entzünden und den Abfallbetrieb gefährden“, warnt Matthias Mayer.

Stattdessen kann man PCs oder alte Kameras etwa für Schulen oder soziale Projekte spenden. Gemeinnützige Organisationen oder auch Umweltschutz-Verbände bieten oft Sammelaktionen für alte Handys oder Tablets an. Ansonsten sind Wertstoff- und Recyclinghöfe die richtigen Anlaufstellen, wenn ein Gerät nun wirklich keine Zukunft mehr hat.

Und natürlich kann man alte oder ungenutzte Kameras, Handys oder Drucker immer auch einfach verkaufen. Über Kleinanzeigenmärkte oder Ankaufdienste lassen sich sogar mit kaputten Geräten noch ein paar Euros machen. Denn manchmal hat zwar das Display einen Sprung, Kamera oder Rückseite sind aber noch intakt und damit für Bastler durchaus interessant.