Berlin. OnePlus hat heute mit dem 6T ein Smartphone mit ins Display integriertem Fingerabdrucksensor vorgestellt. Wir konnten es vorab testen.

Der Name OnePlus wird vermutlich nicht jedem etwas sagen. Die chinesische Smartphone-Schmiede ist tatsächlich auch noch recht jung, hat sich seit ihrer Gründung 2013 aber bereits eine erstaunlich große Fangemeinde erarbeitet. Denn anders als die großen Marken, setzte das Unternehmen nicht auf Werbung, sondern vor allem auf Mund-zu-Mund-Propaganda. Lange waren die Geräte ausschließlich im OnePlus-Online-Shop bestellbar, anfangs sogar nur, wenn man zuvor eine Einladung dazu erhalten hatte.

Die Gehäuserückseite ist nicht aus Glas, wie bei vielen Mitbewerbern, sondern aus Aluminium.
Die Gehäuserückseite ist nicht aus Glas, wie bei vielen Mitbewerbern, sondern aus Aluminium. © Jan Mölleken | Jan Mölleken

Die einmal gewonnenen Fans will das Unternehmen nicht mehr hergeben. Denn gleichzeitig behauptet OnePlus, in ihren Kunden-Chats und -Foren gut zuzuhören und besser als andere Marken auf deren Bedürfnisse einzugehen – und nur das zu verbauen, was auch wirklich gewünscht ist.

Dass dieses Rezept offensichtlich sehr gute Smartphones hervorbringt, ließ sich spätestens seit dem Frühjahr dieses Jahres nicht mehr leugnen: Das vor einem halben Jahr vorgestellte OnePlus 6 bot wirklich alle Flaggschiff-Zutaten für gerade einmal 520 Euro – und war bei Amazon innerhalb von 48 Stunden ausverkauft. Laut OnePlus verkaufte man in 22 Tagen sechs Millionen Geräte – eine echte Hausnummer.

Mit dem neuen OnePlus 6T stellt das Unternehmen nun eine überarbeitete Version vor – und liefert erneut einen Technik-Knaller ab.

Fingerabdrucksensor im Display

Bei den T-Modellen setzt OnePlus in der Regel auf dasselbe Design, pflegt aber stets einige Detailverbesserungen ein. Beim 6T sieht man die Veränderungen diesmal aber sowohl auf der Vorder- als auch auf der Rückseite: Einerseits wurde die Display-Notch, also die Einkerbung des Bildschirms für Kamera und andere Sensoren, deutlich verkleinert. Und andererseits ist auf der Rückseite der Fingerabdrucksensor verschwunden.

Entsperren am Display klappt schnell und unkompliziert.
Entsperren am Display klappt schnell und unkompliziert. © Jan Mölleken | Jan Mölleken

Den integriert OnePlus beim T-Modell in das 6,4-Zoll OLED-Display (2340 mal 1080 Pixel). Eigentlich, so verriet OnePlus, hatte man das schon für das 5T-Modell im vergangenen Jahr geplant, war damals aber mit dem Ergebnis nicht zufrieden. Tatsächlich funktionierte das Entsperren in unserem Test erfreulich schnell und unkompliziert – auch wenn es eine Idee länger dauert, als beim Vorgängermodell mit dem Scanner auf der Geräterückseite. Laut OnePlus soll der Unterschied etwa 100 Millisekunden betragen – das kann unserem Empfinden nach in dieser Größenordnung etwa hinkommen.

Erst auf den zweiten Blick fällt außerdem auf, dass das Display im Vergleich zum Vorgänger noch etwas gewachsen ist, bzw. die Rahmen weiter geschrumpft sind. Vor allem bemerkt man das am oberen und unteren Displayrand, ein nicht wichtiges aber nettes Detail. Abgesehen davon ist der Bildschirm angenehm hell und scharf, hier lässt OnePlus beim verbauten OLED eigentlich keine Wünsche offen.

Mehr Batterie und weniger Anschlüsse

Beim Akku vergrößerte das Unternehmen die Kapazität um zehn Prozent. Die nun 3700 mAh Kapazität reichen locker auch für einen beschäftigten Tag – laut OnePlus sollen sogar 20 Prozent mehr Nutzungsdauer dabei herausspringen als beim Vorgänger. Ob das stimmt, konnten wir leider nicht nachmessen. Für die meisten Nutzer dürfte das Smartphone aber ausreichend lange laufen.

Eine weitere Neuerung ist unter anderem dem neuen Fingerabdrucksensor geschuldet: der erforderte nämlich größere Umbauten unter dem Display, wie OnePlus uns vorab erklärte. Danach blieb kein Platz mehr für den Kopfhörer-Anschluss. Auch bei diesem Gerät muss man nun also entweder auf einen (beiliegenden) USB-C-Dongle setzen oder gleich entsprechende Kopfhörer nutzen. Der 3,5mm-Anschluss sei aus OnePlus-Sicht mittlerweile aber verzichtbar – laut Umfragen unter den eigenen Kunden legte mittlerweile nicht einmal mehr die Hälfte von ihnen wert darauf. Betrüben wird es vermutlich dennoch viele.

Noch immer schnell und großzügig dimensioniert

Die Doppelkamera im OnePLus 6T schießt sehr gute Bilder.
Die Doppelkamera im OnePLus 6T schießt sehr gute Bilder. © Jan Mölleken | Jan Mölleken

Nicht geändert hat sich dagegen die großzügige Speicher- und Prozessorausstattung. Der Snapdragon 845 ist nach wie vor das schnellste CPU-Modell von Qualcomm. Außerdem haben Kunden die Wahl zwischen sechs und acht GByte Arbeitsspeicher – beides ist mehr als großzügig. Entsprechend flott fühlt sich das OnePlus 6T an, hier hakt und ruckelt nichts.

Selbst die günstigste Variante für 550 Euro mit 6 GB RAM bietet sehr großzügige 128 GB Speicherplatz. Für 70 Euro mehr bekommt man die Maximalausstattung, also 8 GB RAM und 256 GB Speicher – das sollte auch für speicherhungrige Anwender völlig ausreichen.

Ebenfalls gleich ist die Kamera – hier habe OnePlus allerdings noch heftig an der Software geschraubt, heißt es. Wirklich aufgefallen ist uns das nicht – macht aber nichts, die Bilder der 16MP-Doppelkamera sind sehr gut und sehen nur neben den Bildern einer Hand voll von Spitzengeräten ein bisschen schwächer aus. Auch der Porträtmodus schießt im 6T meist sehr gelungene Fotos.

Was leider nach wie vor fehlt, ist die Möglichkeit, das Smartphone kabellos aufzuladen, da OnePlus auf eine Geräterückseite aus Aluminium setzt. Dafür besteht hier – im Gegensatz zu den meisten anderen aktuellen Top-Geräten – nicht noch eine weitere Gefahrenquelle für teuren Glasbruch bei einem Sturz.

Für wen ist das 6T richtig?

Kommende Woche, ab dem 6. November, ist das neue Gerät auf Amazon erhältlich. Wer sich vor wenigen Monaten erst ein OnePlus 6 gekauft hat, wird nur wegen des neuen Fingerabdruckscanners nicht über einen Neukauf nachdenken müssen. Im Vergleich zu älteren Geräten gibt es hier aber bereits einen echten Mehrwert. Generell sollte aber jeder, der demnächst den Kauf eines Oberklasse-Smartphones erwägt, wenigstens einen Blick auf das OnePlus 6T werfen – denn bei anderen Herstellern kostet eine ähnliche Ausstattung oft einige Hundert Euro mehr. Ein so rundes Gesamtpaket für diesen Preis findet man ansonsten derzeit fast nirgends.