Das iPhone XR ist ab Freitag erhältlich – Was kann es?
•
Lesezeit: 5 Minuten
Von Jan Mölleken
Berlin. Das iPhone XR ist günstiger als die XS-Geräte und hat fast die gesamte Technik an Bord. Es gibt Unterschiede – doch sind sie wichtig?
„Das ist das beste iPhone, das wir je gemacht haben.“ Dieser Satz gehört mittlerweile fest zu Apples jährlicher Produktpräsentation. Auch diesmal sagte Apple-Manager Phil Schiller exakt diese Worte über das gerade präsentierte neue iPhone XS und die größere Variante XS Max. Dann passierte aber etwas sehr ungewöhnliches – Apple zeigte noch ein weiteres, leicht abgespecktes Smartphone: das iPhone XR.
Demnach also nur das zweitbeste iPhone, das Apple je gemacht hat? Oder ist es für viele Käufer vielleicht sogar das bessere Gerät, weil es mit einem Verkaufspreis ab 849 Euro satte 300 Euro weniger kostet als das günstigste iPhone XS? Ab Freitag ist Apples neuestes Gerät im Handel erhältlich, unsere Redaktion hat es vorab getestet.
Die Frage des Preises
Apples Smartphones waren stets etwas teurer als die Konkurrenz, daran sind treue Kunden bereits gewöhnt. Im vergangen Jahr durchbrach Apple mit dem iPhone X aber erstmals die 1000-Euro-Marke: Verbraucher, die das schicke Edel-Smartphone im neuen Design haben wollten, mussten 1149 Euro und mehr bezahlen. Wer dazu nicht bereit war, hatte mit dem iPhone 8 (ab 799 Euro) bzw. dem iPhone 8 Plus (ab 909 Euro) zwar günstigere Varianten zur Auswahl, musste allerdings auf das schicke vollflächige Display und die innovative Gesichtserkennung Face-ID verzichten.
In diesem Jahr ist das anders: die Top-Geräte starten zwar erneut bei 1149 Euro (beziehungsweise meist mindestens über 500 Euro Zuzahlung zum Mobilfunkvertragsabschluss), die Top-Ausstattung des iPhone XS Max kostet sogar 1649 Euro. Doch das ab Freitag erhältliche iPhone XR kommt trotz deutlich niedrigerem Preis diesmal ebenfalls im neuen Design und ist nahezu identisch ausgestattet. Einige Unterschiede gibt es allerdings schon.
Was ist gleich?
Das iPhone XR ist natürlich alles andere als günstig – aber es bietet auch sehr viel Leistung fürs Geld. Das fängt beim Hauptprozessor A12 Bionic an: Es ist derselbe wie in den teureren iPhones und tatsächlich noch etwas schneller als das Vorjahresmodell.
Auch Face-ID ist diesmal mit an Bord: Eine Kombination aus Infrarotpunktprojektor und Infrarotsensoren erlaubt es dem Nutzer, sein Gerät per Gesichtserkennung zu entsperren. Das ist laut Apple deutlich sicherer als ein Fingerabdrucksensor. Und tatsächlich – während sich der Fingerabdruck mit vergleichsweise einfachen Mitteln fälschen lässt, gelang es bislang nur einem vietnamesischen Team von Sicherheitsforschern, mithilfe einer aufwendig im 3D-Druck gefertigten, teuren Maske ein iPhone X zu entsperren.
Was ist anders?
Auf den ersten Blick ähneln sich die drei neuen iPhones frappierend. Auch das 6,1-Zoll-Display des XR sieht zunächst gleich aus – allerdings handelt es sich hierbei um einen LCD- statt einen OLED-Bildschirm. Im direkten Vergleich sieht man daher schon Unterschiede, denn das satte Schwarz eines OLEDs kann ein LCD schlicht nicht erreichen. Im Alltag fällt das aber nicht auf: Der Bildschirm des XR sieht hervorragend aus, zeigt leuchtende Farben und ist angenehm neutral abgestimmt. Dass die Auflösung (1792 mal 828 Pixel) und die Pixeldichte (326 ppi) geringer ausfallen als bei den teureren Geräten, ist im Test nicht weiter aufgefallen.
Größenmäßig liegt das iPhone XR genau zwischen den beiden teureren Geräten. Es ist übrigens merklich kleiner als ein iPhone 8 Plus, hat gleichzeitig aber ein größeres Display.
Die Frontkamera ist bei allen aktuellen Geräten gleich, bei der Rückkamera müssen aber Abstriche gemacht werden: Hier hat das XR zwar die identische 12-Megapixel-Weitwinkelkamera der XS-Modelle spendiert bekommen. Das XS verfügt auf der Rückseite noch über eine zweite Kamera für Zoomaufnahmen. Sie fehlt dem XR allerdings. Der beliebte Porträtmodus ist dennoch verfügbar. Er lässt nur das Motiv scharf erscheinen und zeichnet den Hintergrund unscharf.
Bei den XS-Modellen sind zur notwendigen Errechnung der Tiefeninformationen die Bilder von zwei Kameras notwendig. Beim XR klappt das – wie auch bei Googles Pixel-Smartphones – mit nur einer Kamera. Und die Ergebnisse sehen sehr gut aus und sind denen der XS-Geräte meist ebenbürtig.
Eine kleine Warnung für Haustierbesitzer: Beim XR gelingen Bilder im Porträtmodus bislang nur mit menschlichen Gesichtern, nicht bei Tieren oder Objekten. Die iPhones mit Doppelkamera kennen diese Einschränkung nicht.
Die übrigen Unterschiede sind eher zweitrangig. Das fehlende 3D-Touch werden nur wenige vermissen, und dass das Telefon im Wasser nur einen statt zwei Meter untergetaucht werden darf – geschenkt. Zudem sind WLAN- und LTE-Übertragung theoretisch etwas langsamer. Im Alltag dürfte das kaum ins Gewicht fallen. Dafür bietet das XR sogar eine etwas längere Akkulaufzeit – und insgesamt sechs Farbvarianten.
2007 bis 2018: Die Geschichte des iPhones
1/22
Für wen lohnt sich der Kauf?
Ohne Frage sind iPhone XS und XS Max die besseren Geräte. Das bemerkt man aber vor allem im direkten Vergleich mit dem iPhone XR. Im Alltag fallen die Unterschiede vielfach deutlich subtiler aus – nicht jedem dürfte das 300 oder sogar 400 Euro Aufpreis wert sein.
Das Upgrade von einem iPhone X lohnt sich sicher nicht – Besitzer von allen übrigen Modellen können jedoch bedenkenlos zugreifen. Und das konnte man so schon lange nicht mehr über ein neues iPhone sagen.