Berlin. Das soziale Netzwerk Facebook hat in den USA ein neues Tool eingeführt. Es soll frühzeitig erkennen, ob Nutzer suizidgefährdet sind.

  • Facebook entwickelt einen neuen Algorithmus, der Selbstmordgefährdete erkennen und ihnen helfen soll
  • Dafür durchsucht das Präventions-Tool Posts und Kommentare seiner Mitglieder
  • Experten halten das Tool für sinnvoll, aber unzureichend

Suizidgefährdete sollen künftig effektiver von Selbstmordversuchen abgehalten werden – durch intelligente Algorithmen, die Facebook gerade in den Vereinigten Staaten testet. Das neue Präventions-Tool durchforstet Posts und Kommentare auf verdächtige Inhalte, die einen Hinweis auf einen möglichen Suizid geben.

Bereits seit einigen Jahren bietet Facebook Hilfe für suizidgefährdete Nutzer an. Doch bisher war das soziale Netzwerk darauf angewiesen, dass befreundete Nutzer den verdächtigen Post meldeten, bevor es den Gefährdeten präventive Ratschläge geben konnte, wie die BBC berichtete.

Präventions-Tool soll Muster in Posts erkennen

Das soll sich nun mit dem Präventions-Tool ändern. Mark Zuckerberg teilte auf Facebook mit, dass er und sein Team mit den neuen Algorithmen eine Art künstliche Intelligenz entwickelt haben.

Sie wird gerade optimiert, indem sie Signalwörter und Muster in suizidverdächtigen Posts erkennt, die bereits gemeldet wurden. Wenn der Algorithmus einen verdächtigen Inhalt meldet, werden die Betroffenen erst nach ausführlicher Prüfung von Facebook-Mitarbeitern kontaktiert.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Facebook, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Mediziner halten das Tool für sinnvoll, aber unzureichend

Außerdem wurde die bisherige Suizid-Hilfe laut Zuckerberg erweitert und in Facebooks Messenger-Funktion Live Video integriert. „Die Person, die gerade streamt, kann einen Freund oder eine Telefonseelsorge kontaktieren“, wenn sie sich auf Live Chat befindet, so Zuckerberg. Ausgewählte Hilfsorganisationen wie Lifeline können dann im Notfall direkt per Chat angeschrieben werden.

Mediziner halten das neue Tool für sinnvoll, äußern jedoch auch Kritik. So erklärte Claudius Stein, Ärztlicher Leiter des Kriseninterventionszentrums Wien dem Online-Portal Pressetext: „Ein technisches Hilfsmittel einzusetzen, um rechtzeitig eindeutige Warnsignale zu erkennen, ist sicher sinnvoll. Als effektive Schutzmaßnahme gegen Suizid ist das aber natürlich zu wenig.“

Angehörige bedanken sich bei Zuckerberg für den Algorithmus

Die Maßnahme ist unter anderem eine Reaktion auf das suizidale Verhalten mancher Mitglieder: Erst im Januar dieses Jahres hat eine 14-Jährige ihren Suizid auf Facebook als Video live gestreamt. Bei den Usern provozierte Zuckerbergs Ankündigung verschiedenste Reaktionen.

Angehörige von Suizidopfern bedanken sich bei dem Facebook-Gründer dafür, auf die Situation der Gefährdeten aufmerksam zu machen. Andere kritisieren, dass Facebook „einen massiven Einblick in den Seelenzustand von jemandem bekommt“, falls alle Aktivitäten seiner Mitglieder überwacht werden. Ob und wann das neue Tool nach Deutschland kommt, steht noch nicht fest. (leve)

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Facebook, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Facebook, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Anmerkung der Redaktion: Aufgrund der hohen Nachahmerquote berichten wir in der Regel nicht über Suizide oder Suizidversuche, außer sie erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit. Wenn Sie selbst unter Stimmungsschwankungen, Depressionen oder Selbstmordgedanken leiden oder Sie jemanden kennen, der daran leidet, können Sie sich bei der Telefonseelsorge helfen lassen. Sie erreichen sie telefonisch unter 0800/111-0-111 und 0800/111-0-222 oder im Internet auf www.telefonseelsorge.de. Die Beratung ist anonym und kostenfrei, Anrufe werden nicht auf der Telefonrechnung vermerkt.