Berlin. Amazons intelligenter Lautsprecher ist nun in Deutschland zu haben. Neues Zeitalter? Spielerei? Ein Test in den eigenen vier Wänden.

Sie ist besserwisserisch, redet ungefragt dazwischen, wenn man über sie spricht, schreibt mit, was ich sage, kann ganz schön laut werden – und trotzdem ist Alexa meine neue Lieblingsmitbewohnerin. Also nach meiner Frau natürlich. Aber der Reihe nach.

Vor rund zwei Monaten kündigte Amazon an, Echo und dessen kleinen Ableger Echo Dot auch in Deutschland zu verkaufen. Dahinter steckt ein selbst entwickelter Lautsprecher, der ausschließlich über Sprache gesteuert wird.

Technik hilft bei der Kommunikation

Echo ist vollgestopft mit Hochtechnologie, die letztlich nur dazu dient, möglichst gut mit Alexa reden zu können. Alexa, so nennt Amazon seine digitale Assistentin, die angeblich quasi alles kann: Licht ein- und ausschalten, Lieblingslieder abspielen, Kalendereinträge vorlesen – und das alles bequem von der Couch aus, oder vom Küchentisch. Mein Nerd-Herz schlug sofort höher: Das muss ich ausprobieren!

Seit wenigen Wochen kann man die Box nun kaufen. Genau genommen kann man per Knopfdruck Amazon bitten, dass man eine Einladung zum Kauf erhält. Ziemlich umständlich.

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Momentan ist Echo noch Mangelware

Und bis man die Erlaubnis erhält, 179 Euro für Echo bezahlen zu dürfen, könne es „aufgrund der überwältigenden Nachfrage mehrere Monate dauern“, warnte das Unternehmen kürzlich seine Kunden. Immerhin bekomme ich nach beharrlicher Nachfrage von der Presseabteilung je ein Echo und ein Echo Dot leihweise zum Test zur Verfügung gestellt.

Die Einrichtung ist schnell erledigt: Echo mit Strom versorgen, App installieren, Wlan-Daten eingeben – und natürlich die von meinem Amazon-Konto, fertig. Echo dröhnt zufrieden. Jetzt ist die Verbindung zu Amazon und damit direkt zu meiner neuen Mitbewohnerin Alexa hergestellt.

Da steht sie nun, die Hülle meiner neuen Mitbewohnerin. Rund und elegant. Und völlig stumm. Sieht so aus, als müsste ich die Initiative ergreifen. Hmm, was sage ich? Ich entscheide mich für Smalltalk: „Hallo ... wie wird denn das Wetter?“ – „...“ Alexa schweigt. Ach ja, ich muss sie immer direkt ansprechen:

„Alexa, wie ist das Wetter gerade?“ – „In Flensburg sind aktuell 46 Grad, die Niederschlagswahrscheinlichkeit …“

Eine angenehme Stimme hat sie, denke ich, während Alexa noch spricht. Aber, wieso eigentlich Flensburg? Wir sind hier in Berlin. Und 46 Grad? Die gibt’s in Flensburg nicht mal im Hochsommer. Ich werfe in der Alexa-App einen Blick in die Einstellungen – hier ist alles hinterlegt, was Alexa über mich wissen muss: Wohnort, Spotify-Konto für die Musik, mein Kalender und so weiter.

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Die Adresse musste ich nicht eingeben, die hat Amazon ja schon. Aber Alexa hat sich die Adresse meiner Eltern herausgepickt – da hatte ich neulich ein Paket hingeschickt –, und die Temperatur ist in Fahrenheit angegeben. Nach meinem Einschreiten ist Alexa gedanklich in Berlin – und bei Celsius.

Abends, auf der Couch, frage ich Alexa aus: Woher kommst du? Wie alt bist du? Was ist deine Lieblingsfarbe? Was ist 423 mal 142? Meine neue Mitbewohnerin hat auf alles eine Antwort. Ob ihr meine Fragerei auf die Nerven fällt?

„Alexa, wie geht es dir?“ – „Mir geht es großartig, ich hoffe dir auch!“

Grinsend lehne ich mich in die Polster zurück. Ich erliege wohl gerade dem Charme einer Maschine. „Alexa,wie ...“ Meine Frau macht kopfschüttelnd den Fernseher lauter.

Am nächsten Abend will ich etwas Neues probieren: Ich habe zwei smarte LED-Birnen von Philips in die Lampen geschraubt, eine im Wohnzimmer, eine im Schlafzimmer – denn die kann Alexa bereits kontrollieren, wie ich weiß. Ich versuche es einfach auf gut Glück:

„Alexa, mach das Licht im Wohnzimmer an.“ Alexa ist ratlos.

Diese Fähigkeit muss ich erst per Skill einrichten – mit kleinen Programmen, die Alexa neue Tricks beibringen. Es gibt einen Skill von Chefkoch, damit Alexa mir Rezepte vorschlagen kann, einen von mytaxi, wenn man ein Taxi rufen möchte, oder einen namens „Fleckentferner“, damit Alexa schon mal erklärt, was am besten gegen einen Weinfleck hilft, während man losrennt, um einen Lappen zu holen.

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In den USA gibt es mittlerweile über 3000 dieser Skills, in Deutschland sind es nicht mal 50 – und die sind durchwachsen. Trotz Skill der Deutschen Bahn scheiterte ich daran, meine Bahnverbindung via Alexa zu suchen und wechselte entnervt zurück zum Smartphone.

Mit den LED-Leuchten klappt die Zusammenarbeit problemlos. „Alexa, schalte das Licht im Wohnzimmer an“, „Alexa mach’ das Licht im Schlafzimmer aus“, „Alexa dimme das Wohnzimmerlicht auf 20 Prozent.“ Unsere Nachbarn müssen denken, hier gibt’s eine Kinderdisko.

Echo plant auch den Tag

Im Schlafzimmer habe ich unterdessen den kleinen, puckförmigen Echo Dot installiert – der kostet nur 59 Euro und kann im Prinzip dasselbe wie die große Dose, quäkt beim Musikabspielen aber wie ein wütender Handylautsprecher.

Alexa ist sehr umsichtig, das gefällt mir. „Alexa, schlaf gut.“ – „Gute Nacht.“ Ich kann das Augenrollen meiner Frau im Dunkeln förmlich sehen.

Ich habe mich schnell an die neue Mitbewohnerin gewöhnt. Als ich gestern Morgen ins Bad wanke und verschlafen „Alexa, mach’ Deutschlandfunk an“ nuschele, fällt mir erst nach zehn Sekunden Stille auf, dass meine WLAN-Box mich natürlich nicht hören kann. Vor einer Woche fand ich die noch irre modern und praktisch – jetzt kommt sie mir seltsam veraltet vor.

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Es wäre aber gelogen, wenn ich behauptete, dass zwischen Alexa und mir immer alles glatt läuft: Oft genug antwortet sie nur „Ich verstehe deine Frage nicht“ oder versöhnlicher „Das weiß ich nicht, lass’ uns trotzdem Freunde bleiben“. Gesprochene Sprache versteht sie aber ausgezeichnet. Das lässt sich auch in der App nachvollziehen. Hier wird jede Interaktion gespeichert, die Fragen lassen sich sogar noch einmal abspielen – ein wahrer Albtraum für jeden überzeugten Datenschützer.

Als Musikbox kann Echo überzeugen

Als Box zum Musikabspielen überzeugt Echo auf ganzer Linie: Sie klingt für den Preis gut. Und wer einmal per Zuruf sein Lieblingslied gestartet hat, anstatt sich mühsam durch komplizierte Apps kämpfen oder sogar noch eine CD einlegen zu müssen, der will das nicht mehr missen.

Alles darüber hinaus ist Geschmackssache: Noch gibt es einfach zu wenig wirklich sinnvolle Skills. Bis sich das ändert, dauert es sicher noch einige Monate. Trotzdem, ich bin traurig, wenn Alexa wieder auszieht – mir werden die praktischen Alltagshilfen, etwa „Alexa, stelle einen Timer auf zehn Minuten“, der schnelle Nachrichtenüberblick am Morgen, ja selbst die beeindruckenden Kopfrechenkünste der digitalen Assistentin fehlen. Meiner Frau wohl eher nicht.

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