Mountain View. Mark Zuckerberg wies Kritik, dass Falschmeldungen den US-Wahlkampf beeinflussten ab. Jetzt stellen sich einige Mitarbeiter gegen ihn.

Die Kritik an Facebook-Chef Mark Zuckerberg und seinem Umgang mit „Fake-News“ wächst offenbar auch in den eigenen Reihen: Laut dem Portal „BuzzFeed“ hat sich eine „Task Force“ aus abtrünnigen Facebook-Mitarbeitern gebildet, die gegen Desinformation in dem sozialen Netzwerk vorgehen wollen. Bereits zuvor warfen Kritiker dem Unternehmen vor, Donald Trump durch das Verbreiten von Falschmeldungen mit ins Amt gehoben zu haben.

In einem Facebook-Beitrag versuchte CEO Mark Zuckerberg diesen Vorwurf vergangene Woche zu entkräften. „Mehr als 99 Prozent dessen, was Nutzer sehen, ist authentisch“, schrieb der 32-Jährige. „Wir wollen keine Hoaxes (Falschmeldung, Anm. d. Red.) auf Facebook. Unser Ziel ist es den Menschen die Inhalte zu zeigen, die sie am bedeutendsten finden.“ Weiter unten schreibt er: „Ich glaube, wir sollten extrem vorsichtig damit sein, uns selbst zu Schiedsrichtern über die Wahrheit zu machen.“

Tools gegen schädliche Inhalte

Einige seiner Mitarbeiter sehen das anders. „Hunderte“ seien unzufrieden mit Zuckerbergs Kurs, Mehrere Dutzend sollen die „Task Force“ gebildet habe. Sie will laut „BuzzFeed“ darauf hinwirken, dass genug Mitarbeiter dafür abgestellt sind, auf Falschmeldungen-Hinweise der Nutzer zu reagieren.

„Es gibt eine Menge mehr, was wir tun können, etwa den Einsatz bereits vorhandener Tools, die anstößige und schädliche Inhalte verhindern“, zitiert das Medienportal einen Mitarbeiter. Laut dem Medienportal wurden mindestens vier Mitarbeiter der Arbeitsgruppe von ihren Vorgesetzten eingeschüchtert, nicht mit der Presse zu sprechen. Facebook äußerte sich dazu nicht.

Bereits im Mai Anschuldigungen

Klar ist aber, dass der mediale Einfluss des Netzwerks wächst: Fast die Hälfte der erwachsenen US-Amerikaner lesen ihre Nachrichten laut dem „Pew Research Center“ mittlerweile bei dem sozialen Netzwerk. Bereits im Mai reagierte Facebook auf ähnliche Anschuldigungen.

Das IT-Blog „Gizmodo“ hatte berichtet, dass Facebook die Nachrichten zu konservativer Politik in seinen News-Trends benachteilige. In einer Erklärung schrieb Facebook, dass es nach einer internen Untersuchung zwar keine Hinweise dafür gebe. Allerdings könne auch nicht ausgeschlossen werden, dass Mitarbeiter Nachrichten aus persönlichen Motiven beeinflusst haben.

Überlegungen auch in Deutschland

Facebook änderte daraufhin die Richtlinien für seine News-Trends, einer Auswahl der nach den Berechnungen des Netzwerks relevantesten Nachrichten für die US-Nutzer. Nachrichten-Websites wie BBC, CNN oder die „New York Times“ werden nicht mehr für die Orientierungshilfe für die Wichtigkeit der Themen ausgewertet. Im Umkehrschluss: Die klassischen Medien verlieren an Bedeutung.

Auch in Deutschland wird die Gefahr von politischen Fake-Meldungen auf Facebook in Fachkreisen diskutiert – vor allem mit Blick auf die Bundestagswahl im nächsten Jahr. Im deutschen Team gibt es nach Informationen unserer Redaktion Überlegungen, erfundene Texte automatisiert zu verknüpfen mit richtigstellenden Berichten, die darüber aufklären. Nur: Bisher fehlt eine Seite, die dafür die Instanz sein könnte. Die Seite Mimikama.at ist breiter aufgestellt und widmet sich nicht speziell politisch motivierten Fakes.

Mimikama: Es kommt zu viel zu schnell

Mimikama-Mitarbeiter Thomas Laschyk sieht aber noch ein anderes Problem. In einem aktuellen Beitrag „Facebook: Du musst dich anpassen!“ schreibt er: „Mimikama kann mit dieser Flut an Falschdarstellungen an Fakes nie mithalten. Bis uns ein Fake erreicht und wir ihn debunked haben, vergeht Zeit, und ein Skandal verbreitet sich stets viel leichter als die langweilige Feststellung, dass die Aufregung doch umsonst war.“