Berlin. Google drängt mit einem eigenen Gerät auf den Handy-Markt: Das Pixel konkurriert direkt gegen das iPhone. Und greift auch Amazon an.

Ob Suchmaschine oder E-Mail-Programm: Lange war Google vor allem für seine Software bekannt. Nun jedoch positioniert sich das Unternehmen aus dem kalifornischen Mountain View als Gerätehersteller – und startet damit einen Direktangriff auf die Konkurrenten Apple und Amazon.

Am Dienstagabend mitteleuropäischer Zeit stellte der Suchmaschinenriese seine neuen Produkte in San Francisco der Öffentlichkeit vor. Im Zentrum des Interesses standen dabei das „Google Home“ genannte Assistenzsystem für die digital vernetze Wohnung und das neue Smartphone „Pixel“.

„Google Assistant“ hilft im Alltag

Mit „Google Home“ liefert das Unternehmen eine Kontrollstation für alle digitalen Geräte im Wohnumfeld. Kern des neuen Produkts ist ein Lautsprecher, der drahtlos permanent mit dem Internet verbunden ist. Er kann jedoch nicht nur kabellos Musik abspielen, sondern antwortet dank der neuen Software „Google Assistant“ auch auf Fragen und hilft dem Nutzer, seinen Alltag zu organisieren. So lässt sich etwa per Zuruf ein gewünschter Film auf dem Fernseher starten, der Kühlschrank oder die Heizung temperieren.

Auch das Garagentor lässt sich steuern und das Licht aus der Ferne regulieren. Die Bedienung erfolgt dabei über ein Mikrofon, und der Computer erkennt die Sprachbefehle seines Besitzers. Neuerdings macht Google es auch möglich, Videos vom Smartphone auf dem Fernseher zu betrachten. Damit reagiert der US-Konzern auf Amazons Vergleichsprodukt Echo, das seit Juni in den USA erhältlich ist, und steigt in den begehrten Markt für Heimassistenzsysteme ein.

Smartphone stammt komplett von Google

In Deutschland wird es dieses Assistenzsystem zunächst nicht geben. Anders sieht es bei Googles neuem Smartphone Pixel aus, das ab dem 20. Oktober in Deutschland exklusiv über die Telekom erhältlich ist. Statt mit großen anderen Herstellern zusammenzuarbeiten, stammt diesmal von der Entwicklung bis zur Produktion alles aus dem Hause Google.

Die Präsentation des Handys in San Francisco.
Die Präsentation des Handys in San Francisco. © REUTERS | BECK DIEFENBACH

Auch dieses Smartphone nutzt die neue Sprachfunktion „Google Assistant“, um den Alltag zu organisieren. Damit will Google den Konkurrenten Apple angreifen, der mit seiner Sprachassistenz „Siri“ schon lange erfolgreich ist. Auch verwackelte Fotos soll es mit Googles Smartphone nicht mehr geben. Die Kamera verfügt über eine verbesserte Bildstabilisierung, macht pro Schnappschuss gleich eine Vielzahl von Bildern und wählt anschließend automatisch das beste aus.

Zudem ist das Smartphone direkt mit Googles Servern verbunden und speichert auf Wunsch automatisch alle Fotos und Videos in Googles Cloud, ohne dass sie den Datenspeicher des Handys belasten müssen. Auch dies ein versuchter Angriff auf Apples „iCloud“, in der viele Nutzer ihre Daten abspeichern.

Mit einer Datenbrille fordert Google Facebook heraus

Als weiteren Clou verspricht man bei Google eine kurze Ladezeit: Nach nur 15 Minuten Stromzufuhr soll das Handy sieben Stunden einsatzfähig sein. Die günstigste Version des neuen Handys soll 759 Euro kosten, hat einen Fünf-Zoll-Display und 32-Gigabyte-Speicher. Die 5,5-Zoll-Variante mit 128 Gigabyte-Speicher ist für 1009 Euro erhältlich. Beide stehen in direkter Konkurrenz zu Apples iPhone.

Zudem setzt Google auf das Zukunftsfeld virtuelle Realität. Eine dafür neu konstruierte Datenbrille soll das Betrachten von 360-Grad-Videos und Computerspielen möglich machen. Kosten wird die Brille 79 Euro. Damit will Google das soziale Netzwerk Facebook herausfordern, das mit seiner „Oculus“-Brille bereits Furore macht.