Berlin. Google läuft WhatsApp und Co. auf dem Markt für Chat-Programme hinterher. Mit „Allo“ soll sich das ändern. Was kann der neue Messenger?

Google kann vieles – Suchmaschine, E-Mails, Kartendienst, Dokumente, und, und, und. Nur den Markt für Messenger muss der Google bislang anderen überlassen. Mit dem neuen Messenger „Allo“ soll sich das ändern. Doch lohnt sich der Umstieg von WhatsApp, Threema und Co.? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Was ist Allo?

Allo ist ein Messenger wie viele andere – zumindest fast, denn durch die Integration von „Google Assistant“, einem intelligenten Chatbot, der beim Chatten helfen soll, erhofft sich Google einen entscheidenden Mehrwert im Vergleich mit der Konkurrenz.

Was kann der neue Messenger Allo?

Im normalen Chat lassen sich Text, Bilder, Videos, Standorte, Sticker und Audio-Aufzeichnungen versenden. Das alles ist von der Handhabung nicht mehr oder weniger simpel als bei den großen Konkurrenten auf dem Messenger-Markt. Auch Gruppen-Chats sind möglich. Nette Spielerei am Rande: Der Chat-Text lässt sich klein oder groß ziehen, um zum Beispiel schreien oder flüstern zu signalisieren.

Der Messenger ist wie WhatsApp an eine Handynummer gebunden. Über sie erfolgt die Registrierung, was einerseits einfach ist, andererseits aber auch verhindert, dass ein Allo-Account auf mehreren Endgeräten genutzt werden kann. Mögliche Kontakte besorgt sich Allo aus dem Adressbuch des Smartphones.

Für vertraulichere Nachrichten bietet Allo auch den „Inkognito-Chat“. Hier werden Nachrichten verschlüsselt und sie können, ähnlich wie bei Snapchat, mit einem Ablaufdatum versehen werden, nach dem sie nicht mehr sichtbar sind. Dabei sollte man wissen: Screenshots der Nachrichten kann der Chatpartner trotzdem machen.

Audio- oder Videochats sind mit Allo nicht möglich – dafür hat Google bereits die Dienste Duo und Hangouts auf dem Markt.

Was kann der Google Assistant?

Noch nicht so viel, wie er eines Tages können soll – und was er kann, bietet er bislang nur auf Englisch. Nutzer können von ihm per Chat zum Beispiel Informationen zu Wetter oder Nachrichten, zu Restaurants in der Nähe oder Reisemöglichkeiten und Hotels anzeigen lassen oder ihm auch Wissensfragen stellen. Wenn Googles Maildienst Gmail oder der Google-Kalender genutzt werden, holt der Assistant auch Informationen aus diesen Diensten ein. Außerdem schlägt er in Unterhaltungen mit anderen Menschen mögliche passende Antworten mit Hilfe künstlicher Intelligenz vor. Zum Beispiel: Man bekommt ein Bild geschickt – Allo schlägt „wunderbar“ als Antwort vor. Der Chatpartner fragt: „Wo bist du?“ Allo schlägt als Antwort die eigenen Standortortdaten vor.

„Smart Reply“ heißt diese Funktion, die Allo seinen Nutzern Antwortvorschläge unterbreiten lässt. Je mehr Nutzerdaten Allo von einem Nutzer hat, etwa aus anderen Diensten, desto genauer können die Vorschläge werden. Ist beispielsweise die Heimadresse bekannt und jemand fragt per Chat, wie lange man noch braucht, bis man zu Hause ist, kann Allo mittels Verkehrsanalyse die Minutenanzahl errechnen und damit einen Antwortvorschlag erstellen.

Die Funktion „My Assistant“ bietet quasi eine private Unterhaltung mit einem Chatbot, der dabei mehr über den Nutzer und seine Vorlieben lernen und daraus künftige Vorschläge ableiten kann. Könnte bequem sein, hier sollte man sich aber gut überlegen, was man Google alles an Daten von sich preisgeben möchte.

Die Version auf Deutsch, weitere Funktionen und mehr Vernetzungsmöglichkeiten mit Apps seien in Arbeit, teilt Google mit.

Wann ist Allo verfügbar?

Allo ist am Mittwoch bereits in den USA gestartet, in Europa soll er ab der Nacht zum Donnerstag zum Download bereit stehen – sowohl für das Google-System Android als auch für Apples iOS.

Lohnt sich der Umstieg?

Bislang noch nicht, denn Allo kann nicht mehr, als es andere Dienste können. Der Google Assistant hat Potenzial und könnte mal ein Grund für einen Umstieg werden. Noch allerdings ist die Technik nicht ausgereift genug – und vor allem spricht sie noch kein Deutsch. (mit dpa)