London. Amazon Echo soll auch in Deutschland Schaltzentrale fürs Zuhause werden. Wir zeigen, was der smarte Lautsprecher kann – und was nicht.

Amazon will seinen smarten Lautsprecher Echo auch in Europa als persönlichen digitalen Alltagsassistenten im Haushalt etablieren. Der vernetzte Lautsprecher mit Sprachsteuerung wird in Deutschland erstmals außerhalb des englischsprachigen Raums auf den Markt kommen. Der Online-Händler will Echo zur zentralen Anlaufstelle bei der Steuerung des vernetzten Heims machen. Doch was kann Echo? Und wo hat er Schwächen? Wir geben Antworten auf die wichtigsten Fragen:

Was ist Echo und wie funktioniert es?

Echo ist ein Lautsprecher, der mit einer Spracherkennungstechnologie ausgestattet ist, also durch Sprache gesteuert werden kann. Die kleinere Version, der Echo Dot, ist nur Befehlsempfänger – ihn muss man also mit dem Lautsprecher verbinden. In den USA wurde Echo bereits vor zwei Jahren eingeführt. Dort gibt es ihn seitdem nur in schwarz, mit der Einführung in Europa wird er auch in weiß erhältlich sein.

Der Sprachassistent „Alexa“ wurde von Amazon entwickelt und funktioniert ähnlich wie Siri von Apple oder Cortana von Microsoft. Echo kann sich mit Apps und weiteren Geräten im Haushalt vernetzen, die dann auch über Echo (sprach-)gesteuert werden können.

Schlicht und elegant sollen der Echo und der kleinere Echo Dot daherkommen. Mit der Einführung in Europa wird der smarte Lautsprecher erstmals auch in weiß angeboten.
Schlicht und elegant sollen der Echo und der kleinere Echo Dot daherkommen. Mit der Einführung in Europa wird der smarte Lautsprecher erstmals auch in weiß angeboten. © dpa | Christoph Dernbach

Ohne zusätzliche Apps kann Echo einfache Fragen beantworten, etwa nach dem Wetter oder nach Personen oder Nachrichten, die dann mit Hilfe von Wikipedia oder anderen Online-Diensten beantwortet werden. Natürlich lässt sich auch bei Amazon shoppen.

Je mehr Apps verbunden sind, desto mehr kann Echo. Zum Beispiel lässt sich Musik aus Streamingdiensten abspielen, Kochrezepte können angefordert werden – und es lassen sich auch das Garagentor, das Licht, die Heizung steuern, solange sich das alles nur mit dem richtigen Dienst vernetzen lässt.

Echo kann sich mit anderen Geräten via WLAN und Bluetooth verbinden. Einen Akku gibt es für Echo nicht, er ist also auf eine Steckdose angewiesen.

Kann ich Echo mit allen meinen Apps verbinden?

Nein. Zu den so genannten „Skills“ (deutsch: Fähigkeiten), die Echo zunächst mitbringt, gehören nur einige Partner-Apps. Zum Start in Deutschland gehören unter anderem die Taxi-App „MyTaxi“, die Musikdienste Spotify und TuneIn, die Rezepte-Portale Chefkoch.de und Kitchen Stories sowie Medien wie etwa „Bild“, „Tagesschau.de“, n-tv und „Spiegel Online“ dazu.

Smarthome-Geräte lassen sich ansteuern, wenn sie von WeMo, Philips Hue, Innogy oder dem Heizungs-Vernetzer Tado sind. Außerdem ist eine Synchronisation mit Weckern und Timern vom Smartphone oder mit dem Google-Kalender möglich. Die Auswahl verfügbarer „Skills“ soll stetig ausgebaut werden.

Woher weiß Echo, wann ich was vom ihm will?

Echo hört mit seinen sieben Mikrofonen alles mit, was im Raum getan oder gesprochen wird, und reagiert auf Befehle, wenn man ihn mit „Alexa“ anspricht. Etwa: „Alexa, stelle meinen Wecker auf 7.30 Uhr“, „Alexa, spiele mir ein Lied von Spotify“ oder „Alexa, mach das Garagentor auf“. Amazon gibt an, dass die Befehle selbst dann verstanden werden, wenn es im Raum laut ist oder Echo selbst laut Musik abspielt.

Wie für alle Spracherkennungstechnologien gilt: Alexa versteht (noch) nicht alles. Allerdings ist die Technologie mit einer Cloud verbunden. Echo sammelt also Sprachdaten, lädt sie auf eine zentale Datenbank und bekommt von dort auch stetig neue Informationen, ein größeres Vokabular. Man könnte also sagen: Alexa lernt dazu.

Amazon-Manager David Limp bei der Präsentation des Amazon Echo für den europäischen Markt in London.
Amazon-Manager David Limp bei der Präsentation des Amazon Echo für den europäischen Markt in London. © dpa | Christoph Dernbach

Man habe große Fortschritte in der Interpretation natürlicher Sprache gemacht, sagte Amazon-Manager David Limp unlängst in London. Wenn man Alexa etwa die Frage stelle: „Wann spielen die Spurs das nächste Mal?“, sei das System inzwischen in der Lage zu verstehen, dass es dabei um den Fußballverein Tottenham Hotspurs in der britischen Premier League gehe. Außerdem passe sich das Gerät an die Vorlieben seiner Benutzer an.

Ach ja – sollte ein Familienmitglied, eine Freundin oder ein Haustier auf den Namen Alexa hören: Man kann Echo auch einfach mit „Echo“ oder „Amazon“ ansprechen.

Was sagen Datenschützer dazu?

Ein Gerät, das fortwährend Gespräche mithört, das sich mit Dutzenden Apps verbindet, das Gewohnheiten des Benutzers studiert? Das ruft besonders in Deutschland Datenschutzbedenken hervor. „Je komplexer so ein System ist, je mehr Geräte und Programme miteinander vernetzt sind, desto größer ist natürlich auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich Schwachstellen auftun“, sagt Florian Glatzner vom Verbaucherzentrale Bundesverband. Allerdings ist der Experte gleichzeitig der Meinung, dass mit Echo aus Sicht der Datenschützer keine völlig neue Herausforderung auf den Markt kommt. „Meines Erachtens ist das dieselbe Technik, die auch andere schon verwenden“, sagt Glatzner.

In der Tat ist Echo nicht das erste Gerät, das mithören und verstehen kann. Beispiele: Einige Samsung-Fernseher („Hi TV”), Microsofts Spielekonsole Xbox („Xbox“) reagieren genauso wie Apples Sprachassistent Siri („Hey Siri“; funktioniert, wenn das Smartphone am Ladekabel hängt) und die App Google Now („Okay Google“) auf Aktivierungsbefehle. „Wer solche Geräte nutzt, muss sich einfach bewusst sein, dass er sich damit gläserner macht“, sagt Florian Glatzner. „Die Grenzen von online und offline verschwimmen immer mehr.“

Amazon gibt allerdings an, dass Echo nur dann Sprachdaten speichert, wenn der Lautsprecher durch einen gekennzeichneten Befehl („Alexa“) aktiviert wurde. „Computer Bild“ berichtet nach einem Test im Labor, dass Echo ansonsten zwar mithöre, allerdings alle drei Sekunden, die ohne aktivierenden Befehl vergehen, die Sprachdaten löscht, ohne sie zu verschicken. „Wenn man es machen will, dann ist das sicher einer der besseren Wege“, meint Experte Florian Glatzner. „Optimaler aus datenschutzrechtlicher Sicht wäre es nur, wenn gar nichts an die Cloud übertragen würde. Dann wäre es allerdings nicht möglich, das System weiterzuentwickeln.“

Echo-Nutzer können auch auf ganz einfachem Wege auf Nummer sicher gehen, wenn sie für sich sein wollen: Per Knopfdruck lassen sich die Mikrofone am Echo ausschalten. Amazon-Manager David Limp führte außerdem an, die Anwender könnten sich im Web alle aufgezeichneten Spracheingaben anhören und auf Wunsch komplett löschen.

Eine weitere mögliche Schwachstelle könnte die Datenübertragung vom Gerät in die Cloud sein, meint Florian Glatzner. „Aber wie gut die Daten abgesichert sind, wird erst die Zeit zeigen.“ Viel wichtiger ist es dem Verbraucherschützer zu betonen, dass sich jeder Echo-Nutzer bewusst sein müsse, potenziell auch Daten unbeteiligter Dritter weiterzugeben. „Wenn jemand Gäste hat und einen Sprachbefehl loswird, könnte auch ein Stimmprofil einer weiteren Person aufgezeichnet werden. Damit sollte man verantwortungsbewusst umgehen und die anderen Personen aufklären“, sagt Glatzner.

Sicherlich kommen Nutzer nicht umhin, Echo und damit Amazon einige Daten preiszugeben. Eine Superwanze neuen Ausmaßes ist der smarte Lautsprecher aber nicht, meint Verbraucherschützer Florian Glatzner.

Wann kommt Echo nach Deutschland? Und wie teuer wird er?

In Deutschland soll der Echo rund 180 Euro kosten und zunächst eingeschränkt auf Einladung vertrieben werden – Kunden des Abo-Services Prime bekommen 50 Euro Rabatt. Der kleinere Echo Dot wird für 60 Euro zu haben sein. Die Einladungen gingen in den letzten Wochen an Amazon-Kunden raus.

Von einer Art Testphase ist die Rede, in der der Echo zunächst von einer begrenzten Anzahl Kunden genutzt wird, damit Alexa lernt, sich besser im deutschsprachigen Raum zurechtzufinden. Erst später wird die Markteinführung für jedermann folgen. Zum genauen Zeitpunkt des Starts der „Testphase“ sagte Amazon-Manager David Limp nur: „Im Herbst“.

In Großbritannien wird das Gerät für 149 Pfund frei verfügbar sein. In der aktuellen Version wurde der Prozessor für die Spracherkennung erneuert. (mit dpa)