Berlin. Apples neues Betriebssystem ist kostenlos verfügbar. Das bietet den Usern viele neue Funktionen – aber auch Hindernisse beim Umstieg.

Am Dienstagabend dürfte manchem ein gehöriger Schreck in die Glieder gefahren sein: Apples neues Betriebssystem iOS 10 war gerade auch in Deutschland verfügbar geworden – doch für zahlreiche Benutzer führte das Update auf die laut Apple „bisher bedeutendste Version“ geradewegs in eine Sackgasse: Ein Wartungsbildschirm bedeutete, man möge sein Gerät mit einem Computer und iTunes verbinden. So lange blieb das iPhone unbenutzbar.

Glücklicherweise ließ sich dieser „technische Schluckauf“ mit etwas Geduld recht einfach beheben. Apple erklärte bereits am Mittwochmorgen, den Fehler gefunden und behoben zu haben. Was das neue Update bringt und was Nutzer wissen müssen.

Frischekur für iPhone & iPad

Updateprobleme gab es auch in den vergangenen Jahren immer wieder mal – doch von diesen kleineren Ärgernissen abgesehen ist eine neue iOS-Version vor allem ein Trost: Denn bei jeder Vorstellung eines neuen iPhones wird letztlich den vielen Besitzern älterer Geräte stets auch unter die Nase gerieben, was die alten Geräte alles nicht mehr können. Eine neue Version des Betriebssystems iOS ist ihnen da ein Trostpflaster, denn mit jeder neuen Version gibt es auch ein paar neue Funktionen für die alten Geräte. Für die aktuelle iOS-10-Version gilt das vielleicht so sehr wie für kein anderes Update zuvor. Denn Apple hat auch für ältere Geräte etliche neue Funktionen parat.

Das iOS-Update hat eine Altersgrenze

Wirklich jeder iPhone-Besitzer profitiert vom neuen Update allerdings nicht: Wie auch schon zuvor wird die neue Softwareversion Geräten, die älter als vier Jahre sind, nicht angeboten. Konkret bedeutet das: Nur wenn man ein iPhone 5 (das iPhone 5c ist auch kompatibel) oder ein neueres Modell besitzt, darf man upgraden.

Beim iPad werden sämtliche iPad-Air- und iPad-Pro-Typen unterstützt, außerdem das iPad der vierten Generation (ab Herbst 2012 im Verkauf) sowie das iPad mini 2 und neuer. Beim iPod wird nur der iPod touch der sechsten Generation unterstützt, die im vergangenen Jahr vorgestellt wurde.

Diese Beschränkung ist durchaus sinnvoll: Viele der neuen Funktionen benötigen eine gewisse Rechenleistung, die ältere Geräte nicht mehr bringen. Überhaupt muss man dem Unternehmen hier die Nachhaltigkeitsbemühungen zugutehalten: Die meisten Konkurrenten bieten – wenn überhaupt – gerade einmal zwei Jahre nennenswerte Softwareunterstützung, einen Umstieg auf eine neuere Android-Version erleben viele Modelle nie.

Ist der Umstieg in jedem Fall sinnvoll?

In der Vergangenheit war ein Upgrade mit dem ältesten zugelassenen Gerät oft ein zweischneidiges Schwert: Einige Neuerungen wurden oft mit erheblichem Geschwindigkeitsverlust erkauft. Das Technikportal „arstechnica.com“ hat diese Leistungsveränderungen durch ein Update in den vergangenen Jahren stets nachgemessen und zieht diesmal ein erfreuliches Fazit. „iOS 10 ist eine angenehme Überraschung für iPhone 5 und iPhone 5c“, titelt die Webseite heute. Das Aufspielen der neuen Software habe demnach zu keinen nennenswerten Leistungsverlusten geführt, auch die Batterielaufzeit habe sich nicht verändert, ist in dem Artikel zu lesen.

Das macht es umso leichter: Schon aus Sicherheitsaspekten lohnt der Umstieg auf jeden Fall, die neueste Version ist stets auch die sicherste. In diesem Jahr machen aber auch die zahlreichen neuen Funktionen das iPhone spürbar besser.

Vorteile für Vielknipser

Die Zahl der Neuerungen ist diesmal tatsächlich so groß, dass es wenig Sinn ergäbe zu versuchen, alle erschöpfend aufzulisten. Auf einige Highlights sei allerdings hingewiesen.

Das iPhone ist für viele Nutzer zum alleinigen Fotoapparat avanciert – dazu stapeln sich noch etliche Bilder, die man als Whatsapp-Anhang geschickt bekommt, im Fotoalbum. Schnell sind mehrere Tausend Bilder beisammen, den Überblick zu behalten grenzt ans Unmögliche. Mit iOS 10 wird das erheblich leichter: Das iPhone scannt die Bilder und erkennt häufiger auftauchende Gesichter. So kann man sich mit wenigen Tippern etwa alle Bilder anzeigen lassen, auf denen der beste Freund zu sehen ist. Wichtig dabei ist: Die Gesichtserkennung funktioniert allein auf dem iPhone – es werden keine Gesichtsdaten in die Cloud geladen. Außerdem werden die Bilder auch auf Inhalte analysiert. Gibt man den Suchbegriff „Katze“ ein, erscheinen Bilder, auf denen Katzen (und hin und wieder Hunde) zu sehen sind. All das bietet Google Fotos zwar auch – dort muss man seine Bilder dafür aber der Cloud überlassen.

Neues für Redselige

Ein dickes Update gibt es auch für Apples Nachrichten-App. Hier können Chatnachrichten künftig mit Geheimtinte, besonders klein oder groß, mit Ballons oder Konfetti hinterlegt oder sogar handschriftlich verschickt werden. Außerdem erlaubt Apple nun besonders schlanke Apps direkt im Messenger. So kann man im Chatfenster bald etwa direkt gemeinsam nach einem Restaurant suchen, einen Kinofilm aussuchen oder einen Tisch reservieren.

Mehr Funktionen für alle

Außerdem lernt Siri viele neue Tricks, der Sperrbildschirm ist aufgeräumter, Whatsapp- oder Skype-Anrufe gehen jetzt wie Telefonate ein – und vieles mehr. Diesmal ist es keine Frage: Das Update lohnt sich.

So klappt das Update ohne Probleme

Ein wichtiger Schritt, den man vor jedem größeren Eingriff in ein System vornehmen sollte, ist ein Back-up. Das sorgt dafür, dass wichtige Daten – Fotos, Telefonnummern, Dokumente – nicht verloren gehen, selbst wenn ein Update schiefläuft.

iPhone-Nutzer haben hier zwei Möglichkeiten: Sie können ihre Daten in Apples iCloud sichern oder lokal auf einem Computer. Die einzelnen Schritte dazu sind unter apple.co/1Trgxav anschaulich erklärt.

Um das iOS-Update zu starten, wählt man im iPhone „Einstellungen“ > „Allgemein“ > „Softwareupdate“ den Punkt „Laden und installieren“. Man sollte dafür mindestens eine halbe Stunde Zeit einplanen. Das oben beschriebene Updatepro­blem ist laut Apple mittlerweile gelöst. Sollte es dennoch auftreten – keine Panik. Hier folgt man der Anweisung und verbindet das iPhone mit einem Computer mit iTunes.

Vorher sollte man aber sicherstellen, dass die neueste iTunes-Version installiert ist. Dann schließt man das iPhone an und klickt auf „Update“. Jetzt nicht ungeduldig werden! Zunächst muss eine über zwei Gigabyte große Datei geladen werden, das dauert. Teilweise muss der Updatedialog mehrfach angeklickt werden. Sollte der Versuch dennoch scheitern, bleibt nur der Klick auf „Wiederherstellung“. Sie installiert iOS 10, setzt das Gerät allerdings auf den Werkszustand zurück. Die persönlichen Daten sind dann erst einmal verloren, lassen sich anschließend dank Back-up aber schnell wieder-herstellen.