Berlin. Samsung ruft das Galaxy Note 7 zurück, weil es Feuer fangen könnte. In England explodiert nun ein S7. Woran hakt es bei den Akkus?

Für Samsung ist es ein Riesendesaster: Der Verkauf des neuen Smartphone-Modells Galaxy Note 7 musste weltweit gestoppt werden, weil der Akku zu heiß wird und die Geräte in Flammen aufgehen könnten. Und nun sorgt auch noch ein Fall aus England für Aufsehen. In einem Café ist nach einem Bericht der britischen „Sun“ ein Samsung Galaxy S7 in den Händen seiner Besitzerin explodiert. Überwachungskameras haben den Vorfall aufgezeichnet.

„Es wurde größer in meiner Hand und richtig, richtig heiß“, zitiert das Blatt die Britin. In dem Video ist zu sehen, wie das Smartphone plötzlich zu qualmen beginnt und daraufhin explodiert. Dem Bericht zufolge schickte sie Samsung das Video, woraufhin man ihr antwortete, das Handy müsse an einem Ladegerät gehangen haben. Als die Frau das verneinte, habe Samsung erklärt, dass man den Vorfall untersuchen werde, bisher aber keine ähnlichen Fälle bekannt geworden seien.

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Während es sich bei der S7-Explosion wohl um einen Einzelfall handelt, häuften sich zuletzt die Probleme mit den Galaxy-Note-7-Akkus. Allein in den USA soll es mehr als 70 Meldungen wegen verkohlter Handys gegeben haben. Doch wie kann es überhaupt so weit kommen? Wo steckt die Gefahr bei den Lithium-Ionen-Akkus? Ein Überblick.

Was stimmt beim Galaxy-Note-7-Akku nicht?

Nach Untersuchungen des Herstellers liegt das Problem an einem Fehler im Fertigungsprozess. Auf seiner Umtausch-Webseite schreibt Samsung: „Selten kann es im Herstellungsprozess zu Problemen kommen, wenn die Anode und die Kathode in Verbindung kommen und deshalb eine Überhitzung stattfindet.“

Wie genau läuft so ein interner Kurzschluss ab?

Ein Akku besteht aus mehreren übereinander gestapelten Zellen. „Das sind hauchdünne Metallfolien mit zwei Elektroden, einem Plus- und einem Minuspol. Die beschichteten Folien sind durch einen Separator getrennt“, erklärt Professor Werner Tillmetz vom Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg. „Wenn da in der Fertigung ein Partikel dazwischengerät oder die Folie einen Riss hat, führt das zum Kurzschluss.“

Welche weiteren Ursachen führen zur Überladung?

„In jedem Smartphone ist eine Elektronik für die Akkus eingebaut, die den Ladevorgang bei einer bestimmten Spannung abschaltet“, sagt Tillmetz. Gehe die kaputt, überlade das Handy und es komme zum Kurzschluss. Darüber hinaus gibt es noch das Phänomen des äußeren Kurzschlusses. „Das kann passieren, wenn man anfängt zu basteln und am Akku herumlötet“, so Tillmetz. Werden die Pole auf diese Weise kurzgeschlossen, springt ein Sicherheitsmechanismus ein: „Dann schmilzt ein dünner Draht durch, so dass kein Strom mehr fließen kann.“

Sind Lithium-Ionen-Akkus empfindlicher als andere Akkus?

Lithium-Ionen-Akkus befinden sich laut Tillmetz heute in allen Elektronik-Geräten, E-Bikes oder Autos. Andere Technologien spielten keine Rolle mehr. „Da die modernen Smartphones, wenn sie ständig online sind, einen hohen Stromverbrauch haben, wird versucht, immer mehr Energie in den Akkus zu speichern“, sagt der Experte. „Und dabei kommt man natürlich nahe an die Grenze des heute technisch Machbaren. Da wird eine extreme Qualitätskontrolle in der Fertigung sehr wichtig.“

Was kann man als Verbraucher tun?

Wenn nicht gerade ein Herstellungsfehler das Problem ist, sind die Sicherheitsvorkehrungen simpel. Tillmetz rät: „Das Handy nicht großer Hitze aussetzen, zum Beispiel auf dem Armaturenbrett bei starker Sonne, und ein heißes Handy keinesfalls aufladen.“ Außerdem sollte man davon absehen, an dem Akku herumzuschrauben oder zu löten. Und: „Es müssen immer die Original-Ladegeräte verwendet werden, weil die von der Leistung auf das Handy abgestimmt sind.“