San Francisco/Berlin. Apple hat am Mittwoch das neue iPhone 7 vorgestellt. Veränderungen im Design gibt es zwar keine, entscheidend sind andere Neuerungen.

Ein großes Medienecho ist Apple stets gewiss, wenn das US-Unternehmen seine Neuheiten vorstellt. Doch diesmal waren im Vorfeld Gerüchte über gleich zwei Traditionsbrüche durchgesickert, die in der Tech-Szene für besonders große Aufregung gesorgt hatten. Und tatsächlich – teilweise waren die Voraussagen richtig.

Der erste Bruch beendet eine Apple-eigene Gesetzmäßigkeit: Seit 2008 änderte das Unternehmen sein Smartphone-Design im Zweijahrestakt deutlich. Das iPhone 7 aber (die Geräte sind ab dem 16. September ab 759 Euro bzw. 899 Euro für das größere Plus-Modell erhältlich), sieht seinen beiden Vorgängern iPhone 6 und iPhone 6S erstaunlich ähnlich – neu ist vor allem die neue Farbvariante „Jet Black“ („Diamant schwarz“).

Kopfhörer-Anschluss per Bluetooth oder Lightning

Apple-Manager Phil Schiller demonstriert, wie die Kopfhörer beim iPhone 7 über den Lightning-Anschluss angestöpselt werden.
Apple-Manager Phil Schiller demonstriert, wie die Kopfhörer beim iPhone 7 über den Lightning-Anschluss angestöpselt werden. © REUTERS | BECK DIEFENBACH

Auch wenn Apple von einem neuen Design spricht: Bisher fielen die optischen Änderungen deutlicher aus. Angesichts der aktuellen Situation ist das ein durchaus bemerkenswerter Schritt. Schließlich waren im vergangenen Quartal die Smartphone-Verkäufe im Jahresvergleich um 15 Prozent auf 40,4 Millionen Geräte eingebrochen. Und auch das Quartal davor hatte die Anleger enttäuscht. Ob die Entscheidung, den Designwechsel aufzuschieben, das Interesse der Kunden ankurbeln wird, darf vorsichtig bezweifelt werden.

Gute Gründe hingegen gibt es für den zweiten Traditionsbruch: Die neuen iPhones kommen ohne Kopfhörerbuchse. Künftig werden die Geräte entweder per Bluetooth oder über den Apple-eigenen Lightning-Anschluss verbunden. Apple sagt, man habe Platz im Gerät einsparen wollen. Außerdem fühle sich das Unternehmen dem Fortschritt verpflichtet – der 3,5 Millimeter große Stecker ist ein analoges Relikt aus dem vergangenen Jahrtausend.

Den im Vorfeld wahrnehmbaren Aufschrei der Kritik milderte Apple am Mittwoch ab: Selbstverständlich liegen dem iPhone 7 Kopfhörer mit Lightning-Anschluss bei, außerdem ein Adapter mit dem man bereits vorhandene Kopfhörer ans iPhone 7 anstöpseln könne. Auch sehr spannend: Apple zeigte ein Paar Funk-in-Ear-Kopfhörer mit neuem W1-Bluetooth-Chip, genannt AirPods. Vollgestopft mit Hightech versprechen sie unkompliziertes Handling und ausgezeichneten Klang.

Unterm Strich schneidet Apple hier alte Zöpfe ab und macht damit die Nutzung von Lightning und Apples neuem Funkchip für Hersteller und Anwender interessanter.

Neue Kamera bekommt optischen Bildstabilisator

Darüber hinaus bieten iPhone 7 und iPhone 7 Plus viele weitere spannende Neuerungen. Angefangen bei der Kamera: Hier hatte Apple im Vergleich zu Samsungs Galaxy S7 und Note 7 einen gewissen Vorsprung aufzuholen. Das könnte vor allem mit der neuen Kamera des Plus-Modells gelungen sein: Apple verbaut hier nun gleich zwei Zwölf-Megapixel-Kameras, eine mit Weitwinkelobjektiv und eine mit einer Teleoptik, die einen zweifachen optischen, digital sogar einen zehnfachen Zoom ermöglichen sollen.

Im iPhone 7 Plus (links) hat Apple gleich zwei Zwölf-Megapixel-Kamera-Linsen verbaut. Das kleinere iPhone 7 kommt mit einer Linse aus.
Im iPhone 7 Plus (links) hat Apple gleich zwei Zwölf-Megapixel-Kamera-Linsen verbaut. Das kleinere iPhone 7 kommt mit einer Linse aus. © dpa | Monica Davey

Außerdem knipsen sie im Zusammenspiel Bilder mit geringer Tiefenschärfe. Doch auch die Kamera des kleineren iPhone-Modells hat zugelegt: Den optischen Bildstabilisator, die größere Blende, den schnelleren Sensor und den potenten Bildchip erhalten sie ebenfalls. Auf dem neuen, 25 Prozent helleren Display mit größerem Farbumfang dürften die Bilder zudem deutlich besser aussehen.

Der neue A10-Fusion-Prozessor mit vier Kernen verspricht ein knackiges Leistungsplus das sich etwa in Profi-Anwendungen und in Spielen niederschlagen soll – gleichzeitig biete das iPhone 7 die längste Batterielaufzeit aller iPhones. Außerdem erfreulich: Die neuen Geräte sind endlich offiziell vor Wasser und Staub geschützt – dabei hilft wohl auch, dass der Homebutton durch eine Touchfläche ersetzt wurde, die das Klicken nur simuliert. Doch für viele der vielleicht größte Segen ist die Speicherausstattung: Das kleinste Modell wird nicht mehr mit 16, sondern mit 32 Gigabyte (GB) ausgeliefert. Wer mehr Platz benötigt, erhält auch Geräte mit 128 bzw. 256 GB Speicher.

Darüber hinaus können auch heutige iPhone-Nutzer bald vom umfassenden neuen iOS10-Update profitieren. Das neue Betriebssystem kann ab dem 13. September heruntergeladen werden.

Nintendo bringt „Super-Mario“-Spiel auf Apple-Geräte

Zum Auftakt der Präsentation in San Francisco kündigten Apple und Nintendo zudem überraschend eine Kooperation an. So kommt mit dem Spiel „Super Mario Run“ erstmals eine der beliebten Figuren des japanischen Spiele-Spezialisten auf Apple-Smartphones. In Deutschland soll das Spiel ab Dezember im App-Store verfügbar sein, wie Nintendo Deutschland über Twitter bekannt gab.

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Nintendo bot seine Spiele lange Zeit grundsätzlich nur für die eigenen Spielekonsolen an. Inzwischen spielen aber immer mehr Menschen die günstigen bis kostenlosen Smartphone-Games. Das Nintendo-Geschäft steht unter Druck. Im Sommer war bereits mit „Pokémon Go“ einer Nintendo-Beteiligung ein Smartphone-Hit gelungen.

Neues Modell der Apple Watch

Apple-Manager Jeff Williams präsentiert das neue Modell der Apple Watch.
Apple-Manager Jeff Williams präsentiert das neue Modell der Apple Watch. © REUTERS | BECK DIEFENBACH

Außerdem kündigte Apple-Manager Jeff Williams ein neues Modell der Apple Watch an. Mit der zweiten Version der Uhr werde man auch schwimmen können, sagte Williams. Auch der Prozessor ist jetzt deutlich schneller und das Display wurde heller gemacht. Außerdem hat die Uhr jetzt ein eingebautes GPS-Modul, zum Beispiel, um ein Lauftraining auch ohne ein Smartphone aufzuzeichnen.

Apple verkaufte seit dem Marktstart im April 2015 unverändert das erste Modell. Die Apple Watch etablierte sich zwar vom Start weg als Marktführer – doch die Frage, wie groß die Produktkategorie überhaupt werden kann, steht weiterhin im Raum. Die Marktforscher von IDC schätzen, dass nach 3,6 Millionen verkauften Apple-Uhren im Startquartal ein Jahr später im zweiten Vierteljahr 2016 nur noch 1,6 Millionen Geräte abgesetzt wurden. Apple selbst nannte bisher keine Verkaufszahlen.

Apple listet noch vor offizieller Vorstellung Zubehör für iPhone 7

Noch vor der offiziellen Vorstellung des neuen iPhone hatte Apple auf der eigenen Homepage bereits passende Bluetooth-Kopfhörer zu dem Gerät gelistet. Ein aufmerksamer Reddit-Nutzer hatte den Fehler entdeckt, kurz darauf verschwand das Zubehör vorerst wieder aus dem Apple-Sortiment. Apple gab zudem Details zum neuen Gerät vorab per Twitter bekannt. Auch bei Amazon wurde noch vor der offiziellen Präsentation Zubehör zum iPhone 7 angeboten. (mit schrö/dpa)