Berlin. Viele YouTuber finanzieren sich durch eingeblendete Werbung in ihren Videos. Doch nun gibt es Ärger um eine längst bekannte Richtlinie.

„Ich werde mich nicht selbst zensieren.“ Der Tweet des US-YouTuber Philip DeFranco hat vergangene Woche eine Empörungswelle unter den Videomachern von Googles Videoplattform YouTube ausgelöst. „Scheint so, dass mir YouTube die meisten Werbungen wegnehmen will“, schreibt DeFranco weiter. Kurz nach dem Beitrag beschworen etliche Nutzer den Untergang der Videoplattform herauf und erzürnten sich auf Twitter unter dem Hashtag #Youtubeisover über die Richtlinien.

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Was war passiert? YouTube informierte seine Nutzer vor Kurzem über eine bereits seit 2012 bestehende Regel, wie der Pressesprecher von Youtubes Mutterfirma Google, Klaas Flechsig, erklärt. „Unsere Richtlinien für werbefreundliche Inhalte gibt es schon seit mehreren Jahren, daran hat sich nichts geändert“, sagt er. Demzufolge entscheide die Plattform, vor welchen Videos eine Anzeige geschaltet wird – und vor welchen nicht, erklärt Flechsig. Neu sei jedoch ein Benachrichtigungsprozess, durch den „Kanalbetreiber einfacher Einspruch gegen eine Entscheidung erheben können.“

Pro Minute werden 400 Stunden Material hochgeladen

In den „Richtlinien für werbefreundliche Inhalte“ heißt es, dass in allen Clips, in denen sexuelle Inhalte, Gewalt, „unangemessene Ausdrücke“, Drogen oder „umstrittene oder heikle Themen und Ereignisse“ zur Sprache kommen, nicht „werbefreundlich“ sind und entmonetarisiert werden. „Wir nehmen Rücksicht auf unsere Werbetreibenden“, sagt Flechsig. Bei 400 Stunden Material, das pro Minute hochgeladen wird, klingt das nur allzu verständlich: Google will verhindern, dass die Werbung von Unternehmen mit abschreckenden Inhalten in Verbindung gebracht werden.

Die Plattform beteiligt seine Videomacher prozentual an den Einnahmen, die durch die vor den Clips geschalteten Anzeigen zustande kommen. Dabei gilt: Je höher die Reichweite eines YouTubers ist, desto mehr wird er an den Werbeeinnahmen beteiligt. Flechsig wollte zwar nicht sagen, wie hoch genau dieser Prozentsatz ist, „der überwiegende Anteil geht aber an die YouTuber.“

Algorithmus entscheidet über Entmonetarisierung

Viele YouTuber sorgen sich darüber, dass sie ihre Videos an die nicht sehr konkreten Bedingungen anpassen müssen, um wieder Werbung davor schalten zu dürfen. Ein weiteres Problem, das viele Nutzer erzürnt, ist, dass ein Algorithmus darüber entscheidet, in welchen Videos Werbung zulässig ist.

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So berichtet der YouTuber Hank Green, dass YouTube ein Video über eine Reportage über ein Flüchtlingscamp entmonetarisiert hatte. „Zu einzelnen Videos kann ich mich nicht äußern“, sagt Flechsig. Er verweist aber darauf, dass bei der Vielzahl des auf YouTube gestellten Materials eine Prüfung einzelner Videos nicht möglich sei.

Geschäftsmodell der YouTuber nicht gefährdet

Das Geschäftsmodell vieler YouTuber, die durch die eingeblendete Werbung einen Großteil ihrer Einnahmen generieren, hält Flechsig aber nicht für gefährdet. Er erklärt, dass nur ein Prozent aller mit Werbung versehenen Videos entmonetarisiert werden. „Es handelt sich also keineswegs um ein Massenphänomen.“ Wer die Videos der bekannten deutschen YouTuber LeFloid oder Gronkh anschauen will, sieht also weiterhin eine Werbeeinblendung am Anfang des Videos – es sei denn, das Video verstößt gegen die besagten Werberichtlinien der Plattform.

Den Vorwurf der Zensur weißt der Google-Sprecher jedoch zurück: „Die Videos werden ja nicht gesperrt und sind weiterhin sichtbar.“