Berlin. Microsoft will sein aktuelles Windows 10 unter die Nutzer bringen. Doch nicht jeder will es haben. Linux könnte eine Alternative sein.

In vier Wochen, am 28 Juli, endet das kostenlose Upgrade-Angebot für etliche Windows-Nutzer auf die aktuelle Version 10 – und von wenigen Ausnahmen abgesehen, ist es für die meisten Nutzer sinnvoll, dies anzunehmen. Wer Windows weiterhin nutzen will, wird um diesen Schritt spätestens in einigen Jahren nicht herumkommen – denn die Unterstützung für ältere Windows-Versionen ist durchaus endlich.

Wer sich mit Windows 10 aber partout nicht abfinden mag, sollte über eine interessante Alternative nachdenken: Linux. Unter den freien Betriebssystemen existieren schon länger auch Versionen, die für technisch wenig versierte Menschen gut nutzbar sind. Allerdings gibt es neben verschiedenen Vorteilen des Betriebssystems mit dem Pinguin auch einige empfindliche Nachteile. Antworten auf die wichtigsten Fragen:

Was ist Linux überhaupt?

Als Linux bezeichnet man im Allgemeinen ein Betriebssystem, das aus dem Linux-Systemkern (Linux-Kernel) und verschiedenen GNU-Software-Paketen besteht. Der Linux-Kernel wurde 1991 vom Finnen Linus Torvalds programmiert. Als freie Software ist er nicht nur kostenlos nutzbar, sondern wird auch von vielen Programmierern weltweit seitdem weiterentwickelt.

Auch die verschiedenen Softwarepakete, die zusammen mit dem Kernel letztlich das Betriebssystem bilden, sind freie Software. Für Endverbraucher hat das vor allem den Vorteil, dass Linux-Betriebssysteme kostenlos sind und dass diese keine geheimen Herstellerfunktionen enthalten können, da der Quellcode – also gewissermaßen der Bauplan der Programme – offen einsehbar ist.

Ist Linux für normale Anwender zu kompliziert?

Nein, allerdings hängt das stark von der verwendeten Linux-Version ab, der sogenannten Distribution. Generell kann man sich Linux-Betriebssysteme wie einen Baukasten vorstellen: Der Hauptbaustein – der Linux-Kernel – ist bei allen Versionen mehr oder weniger gleich. Er ist für die systemnahe Zusammenarbeit der einzelnen Rechnerkomponenten oder die Speicherverwaltung verantwortlich. Ein Betriebssystem besteht aber noch aus vielen weiteren Bausteinen: einer grafischen Oberfläche, bestimmten Systemverwaltungsprogrammen und vielem mehr. Wie diese einzelnen Komponenten zusammengestellt sind, unterscheidet sich von Distribution zu Distribution teilweise deutlich.

Bekannte Namen sind hier etwa „Red Hat Enterprise“, „Fedora“, „Debian“ oder „Ubuntu“. Installiert sehen diese Linux-Distributionen oft sehr unterschiedlich aus und bieten teilweise ganz andere Funktionen – basieren unter der Oberfläche aber alle auf demselben Kern. An­droid – das weltweit erfolgreichste mobile Betriebssystem – ist im Kern übrigens auch eine Linux-Version. Insgesamt gibt es mehrere Hundert solcher Distributionen, und ein Großteil davon ist nicht für Technik-Laien geeignet. Für Einsteiger empfiehlt sich in der Regel Ubuntu, das bei Installation und Nutzung sehr zugänglich ist (ubuntu.com).

Was sind die Vorteile, was die Nachteile von Linux?

Linux ist mittlerweile ein sehr gut etabliertes Betriebssystem für zahlreiche Hardwareplattformen. Für PC-Nutzer ist es zunächst einmal gut geeignet: Bei Ubuntu etwa werden die Steuerprogramme (Treiber) für etliche Peripheriegeräte wie Drucker oder WLAN-Stick bereits mitgeliefert – die Einrichtung erfolgt meist automatisch. Was man jedoch wissen sollte: Windows-Software funktioniert nicht unter Linux, es sei denn, es gibt eine extra dafür programmierte Version.

Microsoft Office, Photoshop und Co. gibt es unter Linux nicht. Aber für die meisten Programme gibt es guten, kostenlosen, Linux-Ersatz. Wer an seinem PC also bisher im Netz gesurft hat, Mails verschickt, mal einen Text geschrieben oder ab und an Fotos bearbeitet hat, findet für all das auch passende freie Software. Zwar mag die Linux-Bildbearbeitung Gimp nicht ganz so gut bedienbar sein wie Photoshop – dafür kostet sie aber auch keinen Cent.

Nur wer auf spezielle Windows-Software angewiesen ist, wird mit Linux eher nichts anfangen können. Gleiches gilt für echte Gamer: Aktuelle Spiele erscheinen für Linux meist nicht. Erfreuliche Ausnahme sind etwa die Spielestudios Firaxis (Civilization 5 und XCOM 2) oder Valve (Portal 2, Left4Dead 4). Ein großer Vorteil dagegen ist, dass Linux deutlich sicherer ist – es gibt nämlich nahezu keine Schadsoftware, die sich an Linux richtet,

Kann ich Linux gefahrlos ausprobieren?

Das geht sogar sehr gut! Die einfachste und gleichzeitig sicherste Methode ist, Linux als Live-Betriebssystem zu testen. Dabei startet man das Betriebssystem einfach vom USB-Stick und kann so gefahrlos ausprobieren, wie sich das Betriebssystem anfühlt und ob es mit dem eigenen Computer gut zusammenarbeitet. Das ist natürlich etwas langsamer als von einer Festplatte – für den ersten Eindruck aber schon sehr hilfreich. Wer gleich überzeugt ist, kann von dort aus auf „Install Ubuntu“ klicken und Linux so dauerhaft auf der Festplatte einrichten. Achtung – je nach gewählter Option wird hierdurch die Festplatte gelöscht –, bevor man Linux dauerhaft (auch als Parallel-Installation) einrichtet, sollte man dringend alle wichtigen Daten sichern.

Und was sind die ersten Schritte?

Sobald Ubuntu gestartet ist, kann man direkt losprobieren. Anders als bei Windows sind auch schon etliche Programme vorinstalliert. Am linken Bildschirmrand finden sich einige Symbole: Das oberste ist die Suche, darüber lassen sich etwa Programme mühelos finden. Das Aktenschrank-Symbol steht für den Dateimanager, darunter folgen die Icons von Firefox und den drei LibreOffice-Programmen Writer, Calc und Impress – also die Pendants zu MS Word, Excel und Powerpoint. Das Taschensymbol mit dem „A“ steht für Ubuntu-Software. Es gleicht einem App-Store – hier werden vorhandene Programme verwaltet und neue installiert.

Ebenfalls essenziell: das Zahnrad. Dort können alle wichtigen und weniger wichtigen Systemeinstellungen vorgenommen werden. Das Herunterfahren oder Neustarten gelingt nach einem Klick auf das Symbol oben rechts. Detaillierte, weitergehende Informationen über die Nutzung von Ubuntu findet man im Netz, etwa auf der Seite Ubuntu-manual.org.