Essen. Mit einer falschen Vermisstenanzeige versuchen Abzocker derzeit, Daten von Facebook-Nutzern zu stehlen. Handynutzer sind gefährdet.

Mit einer falschen Vermisstenanzeige versuchen Abzocker derzeit, arglosen Facebook-Nutzern ihre Daten abzuschwatzen. Handynutzer besonders gefährdet.

Der Aufruf klingt dramatisch: „Vermisst. Bitte teilen!!!“, heißt es dort. Die 15 Jahre alte Svenja Enkelhard wird angeblich seit Ende Februar vermisst. Ein Post zu dem angeblich vermissten Mädchen macht bei Facebook seit einiger Zeit die Runde und wurde von zahlreichen Nutzern geteilt. Doch das vermisste Mädchen gibt es nicht. Der Post ist nur der Versuch, Facebook -Nutzern ihre persönliche Daten zu entlocken, um damit Geld zu verdienen.

Diese gefälschte Vermisstenanzeige verbreiten momentan Betrüger.
Diese gefälschte Vermisstenanzeige verbreiten momentan Betrüger. © Facebook | Screenshot

Denn wer dem Link folgt, landet auf einer Gewinnspielseite, auf der Nutzer ihren Namen samt E-Mail-Adresse eintragen sollen. Diese Daten können die Betrüger später gewinnbringend verkaufen. Selbst das Bild der angeblich Vermissten ist geklaut und findet sich nach einiger Recherche in einem alten MySpace-Profil.

Facbeook-Betrüger lockten mit falscher Raab-Todesmeldung

Es ist ein Trick, der bei Abzockern derzeit eine steile Karriere hinlegt. Mit teilweise geschmacklosen Meldungen versuchen Betrüger, arglose Nutzer seit einigen Wochen auf ihre Webseiten zu locken - in der Hoffnung, dass ein kleiner Teil von ihnen tatsächlich seine persönlichen Daten preisgibt.

Erst Anfang März machte eine angebliche Todesmeldung von Ex-TV-Moderator Stefan Raab die Runde. Auch hier wurden die Nutzer über den Statusbeitrag zu einer Gewinnspielseite weitergeleitet. Der Verein „Mimikama - Zur Aufklärung über Internetmissbrauch“ berichtete weitere Fälle, bei denen die Betrüger etwa versuchten, Facebook-Nutzer mit einer falschen Todesmeldung zu Schauspieler Leonardo DiCaprio in ihre Fallen zu locken.

Facebook-Abzocke vor allem für Mobilnutzer eine Gefahr

Nutzer, die auf den Trick hereinfallen, müssen unter Umständen tief in die Tasche greifen, warnte Rechtsanwalt Herwin Henseler vor kurzem in einem Blogbeitrag. Wer reißerische Meldungen zum angeblich Tod von Prominenten lesen will, wird nicht selten in ein mehrere Euro teures Abo gelockt und erlaubt den Betrügern dabei, das Geld per Mobilfunkrechnung abzubuchen: „Besonders tückisch und gefährlich ist diese Abzocke für Nutzer mit Mobilgeräten wie Smartphones oder Tablets. Die Betrüger nutzen hier das Wireless Application Protocol, welches die Identifikationsnummer der SIM-Karte übermittelt. Auf diese Weise erlangen die dubiosen Firmen die persönlichen Daten des Smartphone- oder Tabletnutzers“, sagt Henseler.

Dass für die Betrüger vor allem Mobilnutzer interessant sind, bestätigt auch der aktuelle Fall. Denn wer die angebliche Vermisstenmeldung von einem Desktop-Computer aufruft, bekommt leidlich einen Hinweis, dass die Seite „aus Sicherheitsgründen“ nur aus dem Mobilfunknetz erreichbar sei.

Anwalt Henseler rät deshalb allen Smartphone-Besitzern, bei ihrem Mobilfunkanbieter eine Drittanbietersperre einzurichten. Dies sei ein wirksamer Schutz gegen Abbuchungen von Betrügern. Ansonsten hilft es auch, ein wenig nachzudenken, bevor man den Link teilt oder auf ihn klickt. Denn der falsche Vermisstenaufruf von Julia Enkelhard strotzt nur so vor Rechtsschreibfehlern. (fel)