Berlin. Eine neue Generation von SIM-Karten soll nicht weniger als die mobile Zukunft bestimmen. Zudem soll die eSIM viel Bastelei ersparen.

Seit Freitag ist in Deutschland das erste mobile Gerät auf dem Markt, dass die neue Technik der sogenannten eSIM nutzt. Die digitale Uhr Gear S2 classic 3G von Samsung ist dieses Gerät und wird von Vodafone angeboten. Doch was macht diese neue Technik so spannend für die digitale Zukunft und den Endverbraucher?

Was unterscheidet die eSIM von klassischen SIM-Karten?

Wer bisher ein Mobiltelefon zum Telefonieren oder mobilen surfen nutzen wollte, musste eine SIM-Karte einlegen. Auf dem Chip dieser Karte sind vor allem die Telefonnummer, mitunter auch Kontaktdaten gespeichert. Seit mehreren Jahren sind Mini-, Micro- und Nano-SIM-Karten auf dem Markt – eine kleiner als die andere. Die Karten müssen – egal wie klein sie sind – in das jeweilige Gerät eingesetzt werden. Die eSIM hingegen ist in den Chipsatz neuer Geräte integriert und muss daher nicht nachträglich eingebaut werden.

Was ist der Vorteil von eSIM gegenüber bisherigen Karten?

Mit der eSIM wird ein umständliches Einsetzen von Karten überflüssig. Zum einen ist dieses Einsetzen mit den immer kleineren Karten nicht gerade einfach, zum anderen auch kostenintensiv. So verlangen neuere Geräte Nano-SIM-Karten, viele Kunden haben jedoch noch eine größere Micro- oder Mini-SIM-Karte. Entweder müssen die SIM-Karten dann abenteuerlich auf die kleinere Größe zugeschnitten werden oder aber es müssen neue Karten beim Mobilfunkanbieter gekauft werden.

Wie wird dann eine Rufnummer oder ein Profil aktiviert?

Wie der Mobilfunkanbieter Vodafone auf seiner Internetseite erklärt, erfolgt die Aktivierung einer Telefonnummer nun über das Mobilfunknetz selbst – also per Download. Zudem können Nutzer – ähnlich wie beim Aufladen einer Prepaid-Karte – einen Code eingeben, der ein bestimmtes Profil entsperrt. Auf diesem Weg können Profile auch gelöscht werden, wenn der Kunde zum Beispiel sein Gerät verkauft oder weitergibt.

Wozu brauche ich die eSIM überhaupt?

Neben dem Wegfall unnötiger Bastelarbeit, bietet die eSIM die Möglichkeit, zahlreiche mobile Geräte überhaupt erst in vollem Umfang nutzen zu können. Vor allem Smartwatches – also Digitaluhren mit den Funktionen von Handys – entfalten erst mit einer integrierten SIM-Karte ihren vollen Nutzungsumfang. Bisher funktionierten die Smartwatches nur, wenn man sie über eine Funkverbindung mit einem Smartphone verbunden hatte. Wenn die Geräte in Zukunft aber selbst eine Mobilfunkverbindung herstellen können, dann kann man auch mit ihnen telefonieren und Internetdienste nutzen, auch wenn man sein Handy nicht dabei hat. Gleiches gilt für Fitness-Armbänder, während deren Benutzung ein Smartphone oft stört.

Wann und wo kommen die ersten Geräte mit eSIM in den Handel?

Ab dem 11. März verkauft Vodafone die Smartwatch Samsung Gear S2 classic 3G in ausgewählten Läden in Berlin, Hamburg, Dortmund, Düsseldorf, Köln, Frankfurt am Main und in München. Die Uhr ist dann mit einem zusätzlichen Mobilfunkvertrag bei Vodafone nutzbar. Auch die Konkurrenz von Vodafone hat bereits neue Geräte angekündigt. T-Mobile und Telefonica (O2) haben auf ihren eigenen Blogs die Technik vorgestellt und für 2016 den Verkauf der entsprechenden Geräte angekündigt. In den Apple-Geräten iPad Air 2 und iPad mini 4 hat der Elektronikkonzern bereits eine Technik verbaut, die der eSIM ähnelt. Bei diesen Geräten ist die SIM-Karte ebenfalls schon vom Werk aus integriert.

Ist die eSIM wirklich so einfach zu nutzen?

Jein. Auch die eSIM-Technik ist nicht perfekt. Zwar bewerben die großen Mobilfunkanbieter auf dem deutschen Markt die Technik, gleichzeitig melden sie auch Skepsis an. Die Telekom etwa kritisiert, dass es keinen einheitlichen Standard gibt. Das Unternehmen deutet an, dass es zum jetzigen Stand problematisch sein könnte im Ausland den Vertrag beziehungsweise Tarif zu wechseln. Der Einsatz einer ausländischen Standard-SIM-Karte war bisher meist problemlos möglich, weil alle erforderlichen Daten auf der Karte gespeichert waren. Ob die Datenübermittlung zur Aufspielung eines Profils hingegen so problemlos funktioniert ist fraglich. Die Telekom rechnet damit, dass der Betrieb der Geräte mit eSIM erst 2017 flächendeckend möglich wird. Bis dahin arbeiten Mobilfunkanbieter, staatliche Behörden und Gerätehersteller weiter an einem gemeinsamen Standard.

Beim geplanten Verkauf oder der Weitergabe eines Gerätes wird der Wechsel des Profils vermutlich schnell und sicher möglich sein. Wer jedoch ein und dasselbe Geräte mit zwei unterschiedlichen Nummern nutzt – etwa für private und berufliche Zwecke – könnte mit der eSIM Probleme bekommen. Zum Wechseln der Nummern reicht es bisher aus, die physische SIM-Karte zu tauschen. Eine kleine SIM-Karte lässt sich gut im Portemonnaie bei sich tragen. Beim Wechsel des Profils der eSIM wird es wohl nötig sein, Login- und Vertragsdaten stets dabei zu haben – den kompletten Mobilfunkvertrag oder Benutzernamen und Passwörter für den Kundenbereich tragen aber wohl die wenigsten Kunden bei sich.