Barcelona. Intelligent, vernetzt, Tür zur virtuellen Welt: Auf der weltgrößten Mobilfunkmesse dreht sich alles um die Smartphones der Zukunft.

Von der 360-Grad-Selfie-Kamera bis zur Zahnbürste mit Mund-GPS: Über 2000 Aussteller geben auf dem diesjährigen Mobile World Congress in Barcelona Einblicke in ein neues Technikzeitalter. Auf der wichtigsten und weltgrößten Mobilfunkmesse präsentieren Hightech-Unternehmen noch bis Donnerstag ihre neuesten Produkte. Die Redaktion war in Barcelona und hat sich Trends und Highlights angeschaut.

Wasserfest: Die neuen Smartphone-Flaggschiffe

Traditionell ist Barcelona der Ort, an dem die großen Hersteller ihre Top-Smartphones des Jahres vorstellen. Ausnahme bildet hier Apple – das Unternehmen bleibt Messen traditionell fern und präsentiert Produktneuheiten stets auf großen eigenen Events. Das machte in diesem Jahr die Bühne frei für LG und Samsung.

Der südkoreanische Konzern LG präsentierte als erster großer Smartphone-Hersteller einen Trend, der sich auch bei anderen Herstellern fortsetzte: das 360-Grad-Video. Im Scheinwerferlicht stand dabei das neueste Smartphone LG G5. Das punktete mit gleich zwei interessanten Funktionen: Zum einen integrierte LG eine zweite Hauptkamera auf der Rückseite: Neben dem klassischen Bildnehmer mit 16 Megapixeln Auflösung und einem Aufnahmewinkel von 78 Grad gibt es nun noch eine Variante, die zwar nur mit acht Megapixeln auflöst, dank einem Objektiv mit 135 Grad aber sehr weitwinklig darstellt – perfekt für Gruppen-Selfies.

Noch spannender ist aber der sogenannte Magic Slot: Er ist eine Anschlussmöglichkeit für verschiedenes Zubehör, der sich hinter einer Klappe am Fuß des Geräts befindet. Ebenfalls hinter der Abdeckung versteckt sich der herausziehbare Akku. Für den Magic Slot zeigte LG zwei Module: einen Kameragriff, der mehr Knöpfe zum Auslösen bietet und einen Zusatzakku enthält, sowie ein Audiomodul, das den Anschluss teurer, hochohmiger High-End-Kopfhörer erlaubt. Das LG G5 ist ab April verfügbar.

Die Kameras der Samsung-Geräte setzen neue Maßstäbe

Samsungs Flaggschiffe sind Galaxy S7 und Galaxy S7 Edge. Der wesentliche Unterschied zwischen den beiden: Das S7 hat ein 5,1-Zoll-AMOLED-Display, das des S7 Edge misst 5,5 Zoll in der Diagonale, ist an seinen Seiten abgerundet und nach wie vor das beeindruckendste Handydisplay auf dem Markt. Die wichtigsten Neuerungen zum Vorgänger S6 dürfte der Wasserschutz sein. Bis zu 30 Minuten kann man die neuen Geräte nämlich in 1,5 Meter tiefem Wasser liegen lassen, ohne dass es den Smartphones etwas ausmacht. Damit ist eine der häufigsten Smartphone-Todesursachen – der Sturz ins Toilettenbecken – vom Tisch.

Auch die neue Kamera setzt Maßstäbe. Bereits die Kamera der Vorgängermodelle galt unter Testern als die beste auf dem Markt. Beim neuen Modell hat Samsung nun eine noch größere Blende (F1.7) verbaut, was sie noch lichtempfindlicher macht, und die Dual-Pixel-Technologie erstmals in eine Handykamera integriert. Sie sorgt dafür, dass der Autofokus auch bei schwachem Umgebungslicht blitzschnell fokussieren kann. Die Demofotos in Barcelona waren zumindest sehr beeindruckend. Auch das Design wurde angenehm verbessert – im Gegensatz zum etwas sperrigen S6 Edge lässt sich sein Nachfolger durch eine abgerundete Rückseite deutlich besser in der Hand halten. Die Geräte sind ab dem 11. März in Deutschland verfügbar – Vorbesteller erhalten eine Gear VR – die Virtual-Reality-Brille von Samsung – gratis.

360 Grad: Kameras, die nichts verpassen

Ein klarer Trend auf dieser Messe sind Rundumkameras. Sowohl LG und Samsung wie auch Sony zeigten entsprechende Modelle. Der Vorteil einer 360-Grad-Kamera liegt auf der Hand: Es kann eigentlich nicht mehr passieren, dass etwas nicht im Bild ist – statt Bildern oder Videos, die wie ein Fenster nur einen Ausschnitt der aufgenommenen Umgebung zeigen, kann man mit diesen neuen Geräten gleich ganze Szenerien aufnehmen.

LG zeigte mit der LG 360 Cam ein Modell, das aus den Bildern von zwei 13-MP-Kameras Rundumfotos und Videos aufzeichnen kann. Das aufgenommene Material kann man anschließend direkt bei Youtube360 hochladen oder – eine Kooperation mit Google macht es möglich – bei Street View. Ein Starttermin oder ein Preis für Deutschland ist noch nicht bekannt. Ähnlich funktioniert auch Samsungs Gear 360. Anders als LGs Modell ist sie nicht ein Stift, den man hochhalten muss, sondern eher eine Kugel, die auf einem kleinen Dreibein ruht. Die Kamera zeichnet die Bilder mit zwei 15-MP-Sensoren auf.

Mittendrin: Mit VR-Brillen Teil des Geschehens

VR-Brillen umfassen nicht nur zwei Displays, die das Blickfeld des Trägers ausfüllen, sondern auch noch Lagesensoren: Bewegt der Träger den Kopf, registriert die Brille das und zeigt ein entsprechend angepasstes Bild. Kurz gesagt: Wer sich auf diese Weise 360-Grad-Videos anschaut, befindet sich genau an der Stelle der Kamera und kann sich während des laufenden Videos beliebig umschauen. Samsung bietet mit seiner Gear VR bereits seit einiger Zeit diese Möglichkeit. Das in Barcelona gezeigte Demovideo einer Gruppe von Jungs, die einen Ball hin und her – auch über den Kopf des Betrachters – kickt, war sehr beeindruckend.

Die Highlights des Mobile World Congress

Mittendrin: Mit VR-Brillen Teil des Geschehens. VR-Brillen umfassen nicht nur zwei Displays, die das Blickfeld des Trägers ausfüllen, sondern auch noch Lagesensoren. Wer sich auf diese Weise 360-Grad-Videos anschaut, befindet sich genau an der Stelle der Kamera und kann sich während des laufenden Videos beliebig umschauen.
Mittendrin: Mit VR-Brillen Teil des Geschehens. VR-Brillen umfassen nicht nur zwei Displays, die das Blickfeld des Trägers ausfüllen, sondern auch noch Lagesensoren. Wer sich auf diese Weise 360-Grad-Videos anschaut, befindet sich genau an der Stelle der Kamera und kann sich während des laufenden Videos beliebig umschauen. © REUTERS | ALBERT GEA
Der südkoreanische Konzern LG präsentierte sein neuestes Smartphone. Das LG G5 punktete mit zweiter Hauptkamera auf der Rückseite und dem sogenannten Magic Slot – einer Anschlussmöglichkeit für verschiedenstes Zubehör.
Der südkoreanische Konzern LG präsentierte sein neuestes Smartphone. Das LG G5 punktete mit zweiter Hauptkamera auf der Rückseite und dem sogenannten Magic Slot – einer Anschlussmöglichkeit für verschiedenstes Zubehör. © imago/ZUMA Press | imago/ZUMA Press
Ein klarer Trend auf dieser Messe sind Rundumkameras. LG präsentierte mit der LG 360 Cam ein Modell, das aus den Bildern von zwei 13-MP-Kameras Rundumfotos und Videos aufzeichnen kann.
Ein klarer Trend auf dieser Messe sind Rundumkameras. LG präsentierte mit der LG 360 Cam ein Modell, das aus den Bildern von zwei 13-MP-Kameras Rundumfotos und Videos aufzeichnen kann. © PR | PR
Kann die 11. Auflage der wichtigsten Mobilfunk-Messe Mobile World Congress den Besucherrekord des letzten Jahres von 90.000 Fachbesuchern knacken?
Kann die 11. Auflage der wichtigsten Mobilfunk-Messe Mobile World Congress den Besucherrekord des letzten Jahres von 90.000 Fachbesuchern knacken? © Getty Images | David Ramos
Samsungs Flaggschiffe sind das Galaxy S7 und das Galaxy S7 Edge. Die wichtigsten Neuerungen zum Vorgänger S6 dürfte der Wasserschutz und die neue Kamera (Blende 1.7) sein.
Samsungs Flaggschiffe sind das Galaxy S7 und das Galaxy S7 Edge. Die wichtigsten Neuerungen zum Vorgänger S6 dürfte der Wasserschutz und die neue Kamera (Blende 1.7) sein. © REUTERS | ALBERT GEA
Die Oral-B Genius besitzt ein Mund-GPS: Lagesensoren in der elektrischen Zahnbürste ermitteln zusammen mit der Handykamera die Position der Zahnbürste im Mund. Die Putz-App stellt so sicher, dass man überall ausreichend gründlich putzt. Das Gerät kommt im Sommer auf den Markt und soll etwa 250 Euro kosten.
Die Oral-B Genius besitzt ein Mund-GPS: Lagesensoren in der elektrischen Zahnbürste ermitteln zusammen mit der Handykamera die Position der Zahnbürste im Mund. Die Putz-App stellt so sicher, dass man überall ausreichend gründlich putzt. Das Gerät kommt im Sommer auf den Markt und soll etwa 250 Euro kosten. © PR | PR
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LG stellte passend zu seiner Kamera eine eigene Brille vor, die 360 VR. Hier sind eigenständige Bildschirme eingebaut, die im Vergleich zum Samsung-Modell aber deutlich schlechter auflösen. Zudem sitzt das Modell unbequem – hier muss LG noch nachbessern.

Ebenfalls spannend sind sogenannte Augmented-Reality-Brillen, die Grafiken und Informationen in die echte Welt einblenden. Epson etwa zeigte mit der Movero BT-300 ein Modell, das beispielsweise Drohnenpiloten erlaubt, ihre Drohne zu sehen und zu steuern, gleichzeitig wird ein Video der On-Board-Kamera eingeblendet – die Demonstration der 800 Euro teuren Brille war jedenfalls vielversprechend.

Mehrwert: Neues Handyzubehör

Ein Trend, der im nächsten Jahr konkreter werden könnte, ist speziell auf das Handy abgestimmtes Zubehör. Das Cat S60 etwa ist das weltweit erste Smartphone mit integrierter Wärmebildkamera – für Handwerker, Elektriker, aber auch Ersthelfer ein tolles Gerät. Der Preis: 649 Euro.

Oder die Oral-B Genius, ein neues, smartes Zahnputzsystem, das ein Mund-GPS besitzt: Lagesensoren in der elektrischen Zahnbürste ermitteln zusammen mit der Handykamera die Position der Zahnbürste im Mund. Die Putz-App stellt so sicher, dass man überall ausreichend gründlich putzt. Die Handyhalterung für den Spiegel wird mitgeliefert. Das Gerät kommt im Sommer und soll etwa 250 Euro kosten.

Oder aber Scio: Ein Lichtspektrometer im Taschenformat. Damit lässt sich von fast jedem beliebigen Stoff die Zusammensetzung ermitteln – nur durch einen kurzen Lichtscan. Nach wenigen Sekunden erfährt man etwa, wie hoch der Zuckergehalt eines bestimmten Apfels oder einer Melone ist. Wer will, kann damit aber auch prüfen, ob die Aspirintablette wirklich in ausreichender Menge den Wirkstoff enthält – das alles wird bequem über eine entsprechende App am Smartphone angezeigt. Die Telekom hat angekündigt, den Vertrieb in Deutschland zu übernehmen. Der Preis für Deutschland ist derzeit noch nicht bekannt, im Internet kann man Scio allerdings bereits jetzt für 250 Dollar bestellen.