Berlin . Netflix, Maxdome, Amazon Video? Das Angebot an Video-Streaming wächst ständig – und der Preis ist längst nicht einziges Kriterium.

Video-Streaming wächst: Laut Branchenverband Bitkom werden die Umsätze bei Netflix, YouTube und Co. im Jahr 2016 auf rund 717 Millionen Euro steigen – ein Plus von 24 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Vorteile gegenüber klassischem TV liegen auf der Hand: Nutzer können wählen, was sie wann auf welchem Gerät sehen möchten. Alles gibt es bei den Anbietern nicht. Wer von vornherein weiß, was er sehen möchte, kann sich aber den passenden Anbieter heraus­picken – denn nicht immer sind Netflix oder Amazon Video die beste Wahl. Meist kann man die Dienste einen Monat lang kostenlos testen. Ein Überblick.

• Die Platzhirsche

Netflix ist zum Synonym für Video-Streaming geworden. Eine Besonderheit sind vor allem die zahlreichen, hochwertig selbst produzierten Serien. Das mittlerweile berühmte „House of Cards“ mit Hollywoodstar Kevin Spacey ist nur eines von vielen Beispielen. Für 2016 hat Netflix nicht weniger als 31 neue Produktionen angekündigt. Fünf Milliarden Dollar will sich das Unternehmen diese kosten lassen. Technisch ist der Anbieter für Besitzer neuester Fernseher interessant: Einige Inhalte werden schon in superscharfer UHD-Auflösung angeboten. Preislich bewegt sich Netflix im Mittelfeld: Zur Wahl stehen drei Abopreise: „Basis“ (7,99 Euro) ohne HD-Auflösung, „Standard“ (9,99 Euro) und „Premium“ (11,99 Euro). Beim Standard-Preis darf man auf zwei Geräten gleichzeitig und in HD-Qualität schauen. „Premium“ bietet vier Geräte gleichzeitig und – wo vorhanden – Ultra-HD. Großes Manko: Auf einen Offlinemodus, also unterwegs ohne Internetverbindung Videos zu sehen, muss man verzichten.

Amazon Instant Video hat einen großen Vorteil: Der Versandhändler bietet den Videodienst zusammen mit dem Komfortservice Prime an – und das auch noch sehr günstig: Der Jahresbetrag für beides liegt bei 49 Euro, gerade einmal 4,08 Euro pro Monat. Dafür bekommt man rund 15.000 Serienepisoden und Filme, darunter auch einige hochwertige Eigenproduktionen. Wie Netflix bietet auch Amazon vereinzelt Inhalte in UHD an, zum Teil sogar mit dem erweiterten Kontrastumfang HDR. Ein weiterer Vorteil ist, dass mit dem Fire-TV-Stick (40 Euro) jeder halbwegs moderne Fernseher zur Wiedergabe von Amazons Videodienst genutzt werden kann.

Maxdome gehört zum Medienunternehmen ProSiebenSat.1 Media – das merkt man auch den Inhalten an: Unter den über 50.000 Serienfolgen und Filmen, die im Abo­paket abrufbar sind, gibt es auch viele Produktionen der Sender – inklusive zahlreicher Kochshows. UHD wolle man erst unterstützen, wenn es ausreichend viele Inhalte und Endgeräte gebe. Das Abo kostet 7,99 Euro pro Monat.

Watchever brachte 2013 frischen Wind in die deutsche Streaming-Landschaft und bot etwa die Folgen der letzten Staffel der Kultserie „Breaking Bad“ nur wenige Tage nach US-Ausstrahlung bereits in Deutschland an. Heute sieht der französische Dienst neben den anderen großen Anbietern etwas blass aus. Vor Kurzem kam immerhin ein eigener Arthouse-Kanal im Angebot dazu, auf dem Filmklassiker wie „Die Reifeprüfung“ oder „Fitzcarraldo“ angeboten werden, außerdem findet man einige gute ZDF-Produktionen wie „Verbrechen“. Das gibt es aber teilweise auch bei den anderen. Für monatlich 8,99 Euro gibt es einen bunten Mix in übersichtlicher Sortierung. Echte Alleinstellungsmerkmale wie etwa Eigenproduktionen fehlen aber.

• Der Herausforderer

Der Pay-TV-Sender Sky hat Ende des Jahres sein Angebot noch einmal konsequenter in Richtung Video-Streaming angepasst. Der ehemalige Dienst Snap wird Neukunden nicht mehr angeboten. Ersetzt wird er durch Sky Online , was deutlich interessanter als sein Vorgänger ist. Dabei kommt man in den Genuss zahlreicher Sky-Inhalte, allerdings ohne lange Vertragsbindung und ohne dass ein zusätzlicher Receiver notwendig wäre. Bei Sky Online gibt es zwei Inhaltspakete, die man buchen kann: Das „Entertainment-Ticket“ kostet 9,99 Euro im Monat und bietet zahlreiche aktuelle Serien wie „Game of Thrones“ oder „True Detective“ – darunter etwa auch alle neuen HBO-Serien. Die vierte Staffel von „House of Cards“ wird in Deutschland übrigens nicht zuerst auf Netflix, sondern auf Sky (Online) zu sehen sein. Toll für Serienfans ist auch, dass Sky Online zahlreiche Serien in „Boxsets“ anbietet – das heißt, dass tatsächlich alle bereits verfügbaren Folgen zur Verfügung stehen und nicht nur einzelne Staffeln. Alternativ oder zusätzlich kann man das „Cinema-Ticket“ für 14,99 Euro buchen. Dafür gibt es dann ein erheblich stärkeres Filmangebot als bei der Konkurrenz – darunter auch aktuelle deutsche Kinohits wie „Honig im Kopf“ und „Der Nanny“ oder US-Blockbuster à la „Fifty Shades of Grey“ oder „Avengers – Age of Ultron“. Beide Tickets ermöglichen außerdem die zusätzliche Buchung eines „Supersport Tagestickets“, das einen Tag lang alle Sportangebote von Sky freischaltet – für happige 14,99 Euro. Unterm Strich ist das Angebot zwar teilweise deutlich teurer als die Konkurrenz, dafür gibt es aber sehr interessante Inhalte.

• Unbekannte Alternativen

Gerade Nutzer, die eher Arthouse-Filme bevorzugen, könnten mit Mubi.com oder Realeyz.tv glücklicher werden. Mubi bietet für monatlich 5,99 Euro 30 handverlesene, besondere Filme an. Jeden Tag wird ein alter Film entfernt und ein neuer hinzugefügt. Realeyz.tv bietet ebenfalls Arthouse-Filme, das Abo kostet 5,50 Euro im Monat, die Auswahl ist etwas größer. Ausschließlich dem deutschen Kino hat sich die Plattform Alleskino.de verschrieben: Deutsche Dokumentationen und Kinoproduktionen gibt es hier im Einzelabruf oder im Abo – dem „Filmclub“ – für 4,99 Euro im Monat. Gar nichts bezahlen muss man bei Netzkino.de . Hier kann man etliche Filme legal und kostenlos anschauen. Finanziert wird die Plattform durch Werbung, die Filmauswahl ist recht trashig, aber durchaus interessant.