Berlin. Weil die Grenzen zwischen Hasskommentaren und Gewalttaten verschwinden, reagiert Facebook. Von Berlin aus wird der Hass bekämpft.

Immer wieder wird Facebook für den laxen Umgang mit Hasskommentaren in dem eigenen Netzwerk kritisiert. Hasskommentare gegen Zuwanderer und Politiker würden trotz vorangegangenem Hinweis nicht oder zu langsam gelöscht. Facebook reagiert auf die Kritik und stellt nun mehr als eine Million Euro für den Kampf gegen den Hass bereit.

Der US-Konzern stellte dazu am Montag in Berlin die europaweite "Initiative für Zivilcourage Online" vor, die Facebook gemeinsam mit renommierten Instituten sowie der Amadeu-Antonio-Stiftung ins Leben gerufen hat. "Hassrede hat in unserer Gesellschaft keinen Platz – auch nicht im Internet", sagte die für das operative Geschäft zuständige Facebook-Chefin Sheryl Sandberg. Das soziale Netzwerke sei kein Ort für die Verbreitung von Hassrede oder Aufrufe zu Gewalt.

Deutsche Lösch-Teams bearbeiten gemeldete Kommentare

Ende vergangener Woche hatte Facebook bekanntgegeben, dass es mit Löschteams von Deutschland aus gegen Hasskommentare vorgehen will. Die Bertelsmann-Tochter Arvato wurde beauftragt, für das soziale Netzwerk Inhalte zu überprüfen und rassistische Einträge oder auch Gewaltandrohungen zu entfernen. Peter Neumann vom „International Centre for the Study of Radicalisation and Political Violence“ (ICSR) betonte, das Entfernen von Inhalten könne bestenfalls ein Teil der Lösung sein.

Facebook setzt deshalb zusätzlich auf das Konzept der aktiven Gegenrede (engl.: Counterspeech). So sollen Personen darin bestärkt werden, gegen hetzerische Kommentare zu argumentieren und somit den Hass zu bekämpfen. Facebook-Chefin Sheryl Sandberg erinnerte an die Aktion der Initiative „Laut gegen Nazis“, die dazu aufgerufen hatte, die Facebook-Seite der rechtsextremen NPD in einer „Like-Attacke“ mit kreativen Sprüchen zu überfluten.

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Sandberg verglich den Kampf gegen Hasskommentare in einem Facebook-Beitrag mit einer medizinischen Behandlung. So sei das Löschen nur die Bekämpfung der Symptome, mit Diskussionen und Analysen bekämpfe man jedoch den Grund für den Hass.

Berliner Stiftung beobachtet Hasskommentare

Unter den Nichtregierungsorganisationen, die Facebook unterstützt, ist auch die Amadeu-Antonio-Stiftung mit Sitz in Berlin. Die Stiftung untersucht und beobachtet unter anderem rechtsradikale Beiträge im Internet. Anetta Kahane, Vorstandsvorsitzende der Amadeu-Antonio-Stiftung, sagte, es gebe einen direkten Zusammenhang zwischen Hassreden in den sozialen Netzwerken und Angriffen auf Flüchtlingsheimen. Nach Recherchen im vergangenen Jahr erfuhr unsere Redaktion aus Sicherheitskreisen, dass auch die Behörden einen solchen Zusammenhang sehen. Vom Landeskriminalamt Bayern war zusätzlich zu hören, dass rechte Parteien wie etwa „Der dritte Weg“ im Internet Anleitungen zum Boykott von Flüchtlingsunterkünften verbreiteten – und diese eben auch in sozialen Netzwerken. Die Kommentare zu diesen Anleitungen werden ebenfalls durch Hasskommentare begleitet. (rtr/dpa/ac)