Berlin. Viele Nutzer zucken nur die Achseln, wenn sie auf WhatsApp von „Ikea-Gutscheinen“ lesen: Schwindel! Enorm viele Menschen klicken aber.

Gier frisst Hirn: Fast drei Millionen Menschen haben seit Freitag auf einen per WhatsApp verbreiteten Link geklickt, weil angeblich ein 500-Euro-Gutschein von Ikea wartet. Zara- und Walmart-Gutscheine könnten anderen Nutzern begegnen.

Die Masche ist nicht neu, die Hinweise gab es auch schon häufiger, aber gerade schwappt die Welle wieder besonders hoch: Seit Freitag wird ein verkürzter Link rege verbreitet, der vielen Nutzern vielversprechend erscheinend: Ikea-Geschenk-Gutschein! Das Portal mimikama.at warnte bereits am Samstag davor. Achtung! Wer sich darauf einlässt, bekommt keinen Gutschein. Aber zweifelhafte Unternehmen bekommen die Adresse, im schlimmsten Fall hat man noch ein kostenpflichtiges Abo abgeschlossen und Freunde in das Schlamassel hineingezogen. Zur vermeintlichen Gewinnmöglichkeit kommt angeblich nur, wer es mit zehn Freunden geteilt habe.

Eine Million Klicks aus Deutschland

Zumindest der Link wird auch rege geklickt: Nach einer Auswertung des Verkürzungsdienstes bit.ly wurde die Adresse seit Donnerstag rund drei Millionen Mal besucht – fast eine Million Mal aus Deutschland, 100.000 Mal aus Österreich. Die Masche ist aber nicht auf den deutschsprachigen Raum beschränkt: Mehr als 200.000 Klicks auch aus Malaysia und den USA. Und der Nutzer, der mit dem Kurzlink zum Ikea-Schwindel arbeitet, hat am Montag auch Links zu vermeintlichen Zara- und Walmart-Gutscheinen angelegt. Der Walmart-Nepp bringt es seither auf knapp 100.00 Links.

Die Betrüger operieren mit der Seite bit.ly, die auch viele seriöse Unternehmen nutzen und über die monatlich zehn Milliarden Klicks abgewickelt werden. Mit dem Dienstleister lassen sich kostenlos lange und umständliche Adressen verkürzen. Aber es lassen sich auch verdächtige Adressen verschleiern.

Für Gutschein „qualifizieren“

Wer in einer Nachricht auf den Link bit.ly/ikea-gift-cards klickt, landet auf einer Seite, die Ikea-Optik hat. Und die vermittelt, man könne sich „qualifizieren für 1 von 150 verfügbaren EUR 500 IKEA Gutscheinen“, wenn man an einer Umfrage teilnimmt. Ob irgendwer gewinnt, kann keiner nachprüfen. Um zu gewinnen, muss aber die E-Mail-Adresse eingegeben werden. Und darum dürfte es vor allem gehen. Bereits 2014 hatte Mimikama über einen auch heute noch tätigen E-Mail-Marketing-Dienstleister aus Wiesbaden berichtet, der über vermeintliche 500-Euro-Geschenkgutscheine auf Facebook Adressen sammelte. Und auch bei der WhatsApp-Aktion gibt es eine Facebook-Verbindung – die Macher stecken auch hinter einer Seite „Giftcardpromotions“.

Bei einem Test des aktuellen Ikea-Links von Mimikama öffneten sich am Ende der Umfrage „unzählige Werbefenster sowie diverse Apps aus dem App-Store sowie auch der Hinweis, dass man sein Postfach prüfen solle.“ Wer zwischendrin nicht aufpasst, teilt die Umfrage auch noch und schickt sie allen Kontakten.

Wer Informationen über einen bit.ly-Link haben will, bevor er ihn klickt, kann die Adresse kopieren und ein „+“ daran hängen. Wer dann darauf klickt, gelangt zu Informationen, was sich hinter dem Link verbirgt. So funktioniert das auch mit bit.ly/ikea-gift-cards+ – der Link kann gefahrlos besucht werden und gibt Einblicke.