Las Vegas. Der US-Videodienst Netflix hat sein Revier schlagartig vergrößert und ist in fast 200 Ländern verfügbar. Nur ein wichtiger Markt fehlt.

Der Online-Videodienst Netflix ist am Mittwoch auf einen Schlag in 130 weiteren Ländern gestartet. Damit hat der Dienst fast sein Ziel erreicht, global verfügbar zu sein. Insgesamt ist der Dienst in 190 Ländern verfügbar.

Nur in China gebe es Netflix bisher weiterhin nicht, sagte Gründer und Chef Reed Hastings auf der Technik-Messe CES in Las Vegas. Das Unternehmen hoffe aber, mit der Zeit auch dort zu starten. Zu den neuen Netflix-Ländern gehören Indien, Polen, Russland, Nigeria und Aserbaidschan.

Hastings sprach von der Geburtsstunde eines globalen Internet-Fernsehsenders. Netflix biete inzwischen Programme in 21 Sprachen an. Am Mittwoch wurden auch zwei Chinesisch-Varianten hinzugefügt. Der Dienst gehört unter den Nutzern von den Online-Videoplattformen zu den beliebtesten Angeboten.

China mit seinen politischen Einschränkungen bleibt als Markt aber schwer zu erschließen. Die Lücke füllen lokale Anbieter aus. In Las Vegas sorgte dieses Jahr bereits der Gründer des manchmal als „Netflix Chinas“ bezeichneten Online-Videodienstes Leshi Television, Jia Yueting, für Aufsehen. Er finanzierte die Entwicklung eines bei der CES vorgestellten Super-Sportwagens mit Elektro-Antrieb.

Investitionen von fünf Milliarden Dollar

Hastings sagte dem Technologieblog „Recode“, Netflix sei in China in Gesprächen mit der für Internet-Medien zuständigen Regulierungsbehörde. Um in dem Land auf lange Sicht erfolgreich zu sein, müsse man Geduld beweisen. „In China braucht man die Zustimmung der Regierung für den Betrieb. Im Rest der Welt können wir einfach loslegen.“

Netflix investiert massiv in die Produktion eigener Serien und Filme, für die der Konzern die Rechte hält und sie deshalb nach Belieben in aller Welt zeigen kann. Für dieses Jahr werden Investitionen in Höhe von rund fünf Milliarden Dollar für eigene Programme und den Ankauf fremder Inhalte erwartet.

Allein in diesem Jahr sollen 31 Serien sowie zwei Dutzend Filme und Dokumentationen veröffentlicht werden. Netflix engagierte dafür auch Stars wie Adam Sandler oder Angelina Jolie. Die Ausgaben werden zum Teil mit geliehenem Geld finanziert. Hastings hatte zuvor angekündigt, Netflix solle bis Ende 2016 praktisch überall auf der Welt zu sehen sein. Jetzt hieß es, die Krim, Nordkorea und Syrien würden wegen Einschränkungen der US-Regierung weiße Flecken auf der Netflix-Landkarte bleiben.

Netflix fing mit dem Postversand von DVDs an

Die Börse war von der Expansionsnachricht begeistert, die Netflix-Aktie reagierte auf die Ankündigung mit einem Sprung von mehr als neun Prozent. Nach dem dritten Quartal vergangenen Jahres hatte der Streaming-Dienst 69 Millionen Kunden weltweit. Jetzt dürfte sich das Wachstum beschleunigen und das Unternehmen könnte mit der breiteren Kundenbasis auch schneller die Investitionen wieder einspielen.

Bisher war Netflix in rund 60 Ländern präsent. Der Deutschland-Start war im Oktober 2014. Die US-Firma, die mit dem Postversand von DVDs anfing, ist einer von mehreren Anbietern, die Filme und Videos aus dem Netz bereitstellen. Ein internationaler Rivale ist Amazon mit seinem Streaming-Angebot „Prime Instant Video“, außerdem gibt es lokale Anbieter wie Maxdome oder Watchever in Deutschland. (dpa)