Las Vegas. Die Technikmesse CES in Las Vegas setzt das erste Mal auf Autos. Die vorgestellten Elektrosportwagen sollen 320 km/h schnell sein.

Die IT-Industrie stellt sich auf eine rasche Digitalisierung aller Lebensbereiche ein. Die rapide sinkenden Preise für die nötigen Sensoren werden die Ausbreitung vernetzter Geräte im Smart Home – der intelligenten Haussteuerung per Smartphone – beschleunigen, prognostizierte zum Auftakt der renommierten Technikmesse Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas, der Chefökonom des Veranstalters CTA, Sean DuBravac.

Beim Start der ersten iPhone-Generation 2007 habe ein Beschleunigungssensor noch sieben Dollar gekostet, heute seien es weniger als 50 US-Cent. Damit könnten immer mehr Geräte kostengünstig vernetzt werden. „Noch leben wir fast komplett in einer analogem Welt“, sagte DuBravac. Die Menschen seien zwar von digitalen Geräten umgeben, aber sie hätten noch nicht den gesamten Alltag durchdrungen.

Mit der Ausbreitung der Sensoren würden zunehmend Daten verschiedener Geräte miteinander kombiniert, prognostizierte DuBravac. So könnte die Auswahl der Vorschläge bei einem Videostreamingdienst davon abhängen, ob der Nutzer allein zu Hause sei, wie seine Stimmung oder wie hoch die Raumtemperatur sei. Dafür könnte die Technik automatisch auf Daten vernetzter Thermostate, Überwachungskameras oder Computeruhren zugreifen. Die CES setze deshalb zur Weiterentwicklung des Smart Home neue Impulse: So soll ein neuer stromsparender WLAN-Standard die Heimvernetzung beschleunigen. Die Industriegruppe Wi-Fi Alliance stellte die Norm „Wi-Fi HaLow“ vor, welche die Reichweite des Signals im Vergleich zu heutigen Netzen verdoppeln soll.

General Motors sorgt für einen Paukenschlag

Ein weiteres großes Thema sind selbstfahrende Autos und Elektrofahrzeuge. Die Opel-Mutter General Motors sorgte für einen Paukenschlag mit der Ankündigung, zusammen mit dem Fahrdienst Lyft ein System für Robotertaxis aufzubauen. Der Chiphersteller Nvidia stellte zwei Automotive-Computer und eine Softwarelösung vor, mit dem sich selbstfahrende Fahrzeuge steuern und neuartige Displaysysteme im Cockpit eines Autos realisieren lassen.

Nach Tesla, Apple und Google mischt nun zudem ein vierter Newcomer aus dem Silicon Valley im Autogeschäft mit: Faraday Future. Der vor 18 Monaten vor allem mit chinesischem Geld in Amerika gegründete Hersteller will in den nächsten Jahren zahlreiche Elektroautos auf den Markt bringen. Sie sollen vor allem mit ihrer weitreichenden Vernetzung, mit zahlreichen autonomen Fahrfunktionen sowie einem neuartigen Vertriebs- und Mobilitätskonzept von sich reden machen.

Der Unternehmensmitgründer Ding Lei sagte, er wolle mit Elektromobilen Umweltsünden aus seiner Zeit als Automanager in China wiedergutmachen. Er war unter anderem Vizepräsident beim Hersteller SAIC Motor. „Wir haben 3000 Autos pro Tag gebaut, ich war sehr stolz. Aber in Wirklichkeit haben wir nur Umweltverschmutzung produziert.“

Studie eines Supersportwagens

Statt eines Ausblicks auf die neuen Fahrzeuge hat Faraday die Studie eines elektrisch angetriebenen Supersportwagens präsentiert. Mit diesem „Zero1“ will das Unternehmen die Designsprache der Marke einführen und die Wandlungsfähigkeit der Plattform zeigen, die für alle Modelle genutzt werden soll. Sie fußt auf einer skalierbaren Batterie im Wagenboden, die variable Formate und Antriebskonzepte zulässt, erläutert Entwicklungschef Nick Samp­son. Sie biete die Möglichkeit für den Einsatz von bis zu vier E-Motoren, für Front-, Heck oder Allradantrieb, aber auch Aufbauten für Limousinen, Geländewagen und Pick-ups.

Der nun vorgestellte Sporteinsitzer fährt mit vier E-Maschinen von zusammen über 735 kW/1000 PS und kommt auf atemberaubende Fahrleistungen: Von null auf 100 km/h beschleunige der Flitzer in weniger als drei Sekunden, die Spitzengeschwindigkeit erreiche mehr als 320 km/h. Mit konkreten Zeitplänen halten sich die Macher aber noch zurück. Die Markteinführung erfolge „in wenigen Jahren“. Konkret sei nur: In einigen Wochen werde der Grundstein für die eine Milliarde Dollar teure Fabrik in der Wüste von Nevada gelegt, in der die Autos produziert werden sollen.