Ontario. Wer pseudo-philosophische Sprüche teilt, ist meistens nicht sehr schlau. Die Vermutung vieler Internetnutzer belegt nun eine Studie.

Wer seine Neuigkeiten bei Facebook oder seine Twitter-Nachrichten überfliegt, trifft oft auf pseudo-philosophische Sinnsprüche. In leuchtender Schrift präsentieren sich dort die Buchstaben auf Sternenhintergründen oder in Waldlandschaften mit heulenden Wölfen. Eine Studie belegt nun jedoch, was wohl viele schon vermutet haben: Wer solche Sprüche verfasst oder teilt, ist dumm.

Die Untersuchung des Doktoranden Gordon Pennycook und seiner Kollegen der University of Waterloo im kanadischen Ontario hat mehrere Testreihen mit Probanden durchgeführt, um zu diesem Ergebnis zu kommen. Ihre Studie trägt den drastischen Titel „On the reception and detection of pseudo-profound bullshit“ (Über die Rezeption und Erkennung von pseudo-tiefgründigem Mist). Doch nicht nur im Titel, sondern auch im Verlauf des Diskussionspapiers kommt das Wort „Bullshit“ sehr häufig vor – natürlich nur aus rein wissenschaftlicher Notwendigkeit.

Die ausführliche Definition von „Bullshit“

Zu Beginn gibt es erst einmal eine Definition von „Bullshit“. Dieser Mist ist demnach eine Aussage, die in der Regel aus einer Zusammenreihung von bedeutungslosen Schlagwörtern bestehe. Die Aussage ist darauf ausgelegt, zu beeindrucken und Aufmerksamkeit zu erregen. Information oder Erklärung erfolgt nicht. Als Beispiel nennen die Autoren den Twitterbeitrag mit dem Satz „Aufmerksamkeit und Absicht sind die Mechanik der Manifestation“ des Autors Deepak Chopra. Chopra ist Bestseller-Autor und hat diese Worte nicht wahllos aneinandergereiht, doch viel Sinn ergibt dieser Satz für sich alleine nicht. Dennoch haben ihn auf Twitter Menschen geteilt und sogar geäußert, dass sie diesen Satz lieben.

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Die Erklärung sei simpel, dass so viele Leute solche pseudo-tiefgründigen Inhalte teilen: Diese Menschen seien dumm. Die Forscher haben Probanden solche und ähnliche Sätze gezeigt und sie entscheiden lassen, ob es sich dabei um wissenschaftliche Erkenntnisse und philosophische Grundsätze oder um „Bullshit“ handelt. Gleichzeitig wurden die Probanden unter anderem nach ihren Fähigkeiten getestet, logisch zu denken, Rätsel zu lösen und Glaubensgrundsätze zu hinterfragen.

Wer diese Fähigkeiten weitestgehend nicht besitzt, gilt für die Forscher als dumm. Nach den Untersuchungen zeigte sich: genau die Probanden, die somit als weniger intelligent galten, hielten den textlichen Mist meist für tiefgründig.

Vor allem soziale Netzwerke beförderten nach Ansicht der Forscher den Wort gewordenen „Bullshit“. So seien die Netzwerke darauf ausgelegt, Aufmerksamkeit für die eigenen Meldungen zu erzeugen. Beim Kurznachrichtendienst Twitter komme hinzu, dass die Nachrichten auf 140 Zeichen begrenzt sind und Einschätzungen und Ergänzungen selten möglich seien.

Glauben und Irren sind menschlich

Die Forscher erklären in ihrer Veröffentlichung jedoch auch, dass es menschlich ist, erst einmal viel zu glauben, was man liest und hört. Wenn man das Fazit der Forscher zusammenfasst, kommt man mit 118 Zeichen hin: Zum Prozess der Analyse gehöre es, erst einmal zu glauben und im zweiten Schritt diesen Glauben dann zu hinterfragen. Das würde demnach auf Twitter als tiefgründiger Inhalt funktionieren.