Menlo Park. Facebook baut die Suche aus - und könnte damit andere Suchmaschinen überflüssig machen. Für den Nutzer gibt es unbekannte Möglichkeiten.

Facebook baut seine Suchfunktion aus. Während bisher nur Suchen nach Seiten und Freunden möglich waren, können Nutzer nun ganze Beiträge durchsuchen - auch diejenigen, die nicht öffentlich sind.

Hinter der neuen Facebook-Suche steckt eine aufwendige Technik. Facebook will seinen Nutzern ermöglichen, die insgesamt zwei Billionen Beiträge zu durchsuchen, die weltweit täglich in dem sozialen Netzwerk veröffentlicht werden. Diese Beiträge müssen erst einmal durchsuchbar werden - in der Fachsprache heißt das: indizierbar. Weil dieser Prozess nicht von jetzt auf gleich geschieht, ist die neue Suche zunächst einmal nur für diejenigen Nutzer verfügbar, die US-Englisch als Sprache in ihrem Profil hinterlegt haben. Bei anderen Spracheinstellungen wird die Suche nach und nach ermöglicht. Die Suche soll auf allen Plattformen funktionieren: im Browser auf dem PC, dem iPhone und auf Android-Geräten.

Suche reicht bis in Vorschautexte

Die Nutzer, die die Funktion jetzt schon testen können, dürften von der Fülle an Suchergebnissen und der Tiefe der Suche überrascht sein. Facebook durchsucht ab sofort nicht nur den Text des eigentlichen Beitrages, sondern auch Überschriften von Artikeln und Internetseiten, die ein Nutzer verlinkt hat. Selbst die Kurzzusammenfassung bei Nachrichtenartikeln wird ausgelesen. Im Wesentlichen bieten sich dem Nutzer drei Vorteile:

1. Nachrichten aktuell verfolgen

Mit der neuen Suche können Nutzer Ereignisse live verfolgen. Wer etwa eine Sportveranstaltung, eine Pressekonferenz oder die Produktpräsentation der neuesten Apple- oder Samsung-Geräte verfolgen will, kann dies nun auf Facebook tun. Es reicht, in der Suche das jeweilige Stichwort einzugeben und schon werden die aktuellsten Beiträge zu dem Thema angezeigt. Bislang war der Live-Charakter das Aushängeschild des Kurznachrichtendienstes Twitter mit monatlich 304 Millionen Nutzern. Facebook mit monatlich 1,49 Milliarden angemeldeten Nutzern startet mit der Suchfunktion also einen Angriff auf Twitter.

2. Persönliche Geschichten miterleben

Wer etwa den Versuch startet und nach Urlaub sucht, wird sowohl öffentliche Beiträge von Reiseanbietern finden, wie aber auch die digitalen Postkarten seiner Freunde. Die Suche reicht bis in die privaten Beiträge, die eigenen Freunde verfasst haben. So kann man sich Hochzeiten, Geburtstage und Feiertage in der Familie auf einen Blick in Erinnerung rufen - vorausgesetzt, die Freunde haben die Beiträge dazu mit dem richtigen Stichwort versehen. Die Privatssphäre-Einstellungen bleiben dabei jederzeit bestehen. Beiträge, die der Nutzer nur mit einem engen Kreis geteilt hat, sind auch nur von diesem Kreis zu finden.

3. Finden, was Facebook dem Nutzer vorenthält

Viele Nutzer werden nun wieder Beiträge sehen, die sie wegen mangelnder Zeit oder wegen der Metrik hinter Facebooks Pinnwand verpasst haben. Facebooks Algorithmus und das eigene Verhalten in dem Netzwerk können dafür sorgen, dass einem nicht mehr alle Beiträge der Freunde angezeigt werden. Bis jetzt musste man das Profil des jeweiligen Nutzers ansteuern, um die verpassten Beiträge zu einem bestimmten Thema zu finden. Nun reicht eine Suche.

Facebooks Angriff auf Google

Facebook greift mit der ausgebauten Suchfunktion nicht nur Twitter, sondern auch die größte Suchmaschine der Welt an. Bislang ist Google mit rund drei Milliarden Suchanfragen pro Tag die Nummer Eins bei den Internetsuchen. Facebook kommt auf die Hälfte und verzeichnet nach eigenen Angaben täglich 1,5 Milliarden Suchanfragen. Diese Suchanfragen bestehen bisher weitestgehend aus den Namen von ehemaligen Schulkameraden und Arbeitskollegen oder aus Namen von Marken und Prominenten. Beobachter erwarten, dass Facebooks Suchanfragen stark ansteigen werden, wenn nun eine gezielte Suche nach Inhalten möglich wird. Es ist sogar denkbar, dass Facebook Google über kurz oder lang in dieser Statistik einholen wird. Bei der Suche verfolgen Google (bzw. Alphabet) und Facebook zwei unterschiedliche Ansätze. Während Facebook auf die teils sehr privaten Beiträge seiner Nutzer als Datenquelle zurückgreifen kann, scannt Google fast das gesamte Internet und bietet aus diesem Pool Suchergebnisse an. Die Expertise in beiden Techniken beherrscht bisher keines der Unternehmen.

In einem Video erklärt Facebook-Manager Tom Stocky auf Englisch die neue Suchfunktion:

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