Die Schuldenkrise macht sich nun auch bei Apple bemerkbar. Zudem warten viele Kunden auf das kommende iPhone 5. Der erfolgsverwöhnte US-Konzern setzte dadurch weniger seiner gewinnträchtigen Smartphones ab als erwartet. Immerhin brummt das Geschäft mit dem iPad.

Düsseldorf/Berlin. Während Konsumenten auf die neueste Version von Apples Verkaufshit iPhone warten, leidet die Bilanz des erfolgsverwöhnten Computerbauers. Am Dienstag gab Apple für Börsianer enttäuschende Zahlen bekannt. Es war erst das zweite der letzten 39 Quartalsbilanzen, in dem Apple die Erwartungen der Wall Street unterbot.

Der Konzern steigerte Einnahmen und Gewinn um über einen Fünftel auf 35 Milliarden Dollar, respektive 8,8 Milliarden Dollar. Wall-Street-Analysten hatten weit mehr erwartet, die Aktie fiel um fünf Prozent.

Das Wachstum des Absatzes des erfolgreichen Smartphones iPhone schwächte sich stark ab. Statt 35 Millionen wie im Vorquartal, verkaufte Apple nur noch 26 Millionen der Geräte. Mehr Kunden als erwartet hatten den Kauf eines neuen Geräts vor der Einführung des neuen iPhone 5 im Herbst aufgeschoben.

In einem Konferenzgespräch mit Analysten gab Apple die Schuld für die schwachen Zahlen iPhone-5-Gerüchten, aber auch schwachen Zahlen im kriselnden Europa, unter anderem in Deutschland. Dennoch sei es kein wirklich schlechtes Quartal gewesen, sagte Carolina Milanesi, Analystin des Marktforschers Gartner, der Nachrichtenagentur dapd. Apple überstehe die schwierige Situation besser als andere Hersteller, dank einer unschlagbar starken Marke, und stehe grundsätzlich immer noch sehr gut da.

Vier Millionen MacBooks

Starke Zahlen präsentierte Apple in China, wo sich die iPhone-Verkäufe verdoppelten, und beim Verkauf des Tablet-Computers iPad. 84 Prozent mehr als im Vorjahr wurde Apple los, insgesamt 17 Millionen Geräte. Vermehrt eingesetzt werden iPhones und iPads laut Apple in Firmen. Der Absatz von iPhones habe sich verdoppelt, der Einsatz von iPads gar verdreifacht, sagte der Vorstandsvorsitzende Tim Cook Analysten.

Das Geschäft mit MacBooks zog nur marginal an. Vier Millionen Geräte verkaufte Apple, ein Anstieg von guten zwei Prozent. Doch die erneuerte Laptop-Familie kam erst gegen Ende des Quartals auf den Markt, „ob sie ein Hit sind, zeigt sich erst im nächsten Quartal“, sagte Analystin Milanesi.

"Berglöwe“ ab Mittwoch

Apple gab am Dienstag bekannt, dass das neue Betriebssystem für Dekstops und Laptops, genannt Berglöwe (Mountain Lion), ab Mittwoch zum Download bereit stehe, und kündigte „großartige Produkte“ an, wie Cook es formulierte.

Wenig Beachtung wurde der riesigen Menge an Bargeld geschenkt, über die das Unternehmen verfügt. Apple konnte die Reserve um sieben Milliarden auf 107 Milliarden Dollar vergrößern. „Keine Ahnung, was sie damit vorhaben“, sagte Milanesi. „Aber was ich glaube: all diese Zahlen sind den Konsumenten egal. Apple lieben sie weiterhin.“

Apple will Samsung in die Knie zwingen

Apple schätzt den finanziellen Schaden durch den Patentkampf mit Samsung Electronics um die Rechte an Technologien in Smartphones und Tablets auf eine Milliardensumme. Wie aus einem am Dienstag veröffentlichten Gerichtsdokument hervorgeht, veranschlagt der iPhone- und iPad-Anbieter einschließlich der Schäden durch fehlende Lizenzzahlungen für Schutzrechte „zusammen 2,525 Milliarden Dollar“.

Apple kündigte an, eine dauerhafte Verfügung erwirken zu wollen, um spätere Verstöße gegen das Patentrecht zu verhindern. Die Amerikaner werfen dem südkoreanischen Samsung-Konzern vor, sich dafür entschieden zu haben, mit Apple zu konkurrieren, indem man den Wettbewerber einfach kopiere. Dadurch sei es Samsung gelungen, Apple als weltgrößten Smartphone-Hersteller zu überholen und Milliarden an Gewinnen einzufahren, während Apple deswegen 500 Millionen Dollar Überschuss verloren gegangen sei.

Die Südkoreaner reagierten umgehend auf die Mitteilung und warfen ihrerseits Apple vor, den Wettbewerb zu behindern und die Wahlmöglichkeiten des Konsumenten zu beschneiden. Ohne Samsung wäre es Apple niemals möglich gewesen, so erfolgreich in der Mobilfunkwelt zu werden. Samsung ist nicht nur einer größten Konkurrenten von Apple sondern auch Zulieferer.

In San Jose streiten die beiden Konzerne nicht nur um eine Milliardenforderung, die sich schnell in Luft auflösen kann. Letztlich geht es in dem Verfahren um die Vormachtstellung in der Branche. Apple und Samsung sind in den vergangenen Jahren zu Königen des Smartphone-Geschäfts geworden. Keiner verkaufte zuletzt so viele Computer-Handys wie die Südkoreaner. Und niemand kann mit den Milliardengewinnen von Apple mithalten – die teuren iPhones sind lukrativer als die Produktpalette von Samsung, die neben Spitzenmodellen wie dem Galaxy S3 auch Günstig-Smartphones umfasst.

Der erbittert geführte Patentstreit betrifft nicht nur die Vorstandsetagen der beiden Konzerne, sondern viele Millionen Nutzer der umstrittenen Produkte. In Deutschland bekamen Kunden bereits die Ausläufer des Konflikts durch Verkaufsverbote und fehlende Funktionen zu spüren. Sollten die gewaltigen Lizenz- und Schadenersatzforderungen erfüllt werden, würde dies zu höheren Preisen für Smartphones und Tablet-Computer beitragen. Und neben Samsung hat Apple auch andere Hersteller von Smartphones mit dem erfolgreichen Google-Betriebssystem Android im Visier.

In ihren „Trial Briefs“, einer Zusammenfassung der Positionen zum Prozess in Kalifornien, zeigten sich Apple und Samsung unnachgiebig. Der Kern von Apples Vorwürfen lautet, Samsung habe sich bewusst entschieden, das iPhone und das iPad-Tablet zu kopieren. Als Beleg präsentieren die Anwälte Bilder der Samsung-Produktpalette vor und nach der Vorstellung des iPhone 2007.

Daraus ergibt sich auch die monumentale Milliarden-Forderung. 500 Millionen davon hat Apple als entgangene Gewinne durch unlautere Konkurrenz veranschlagt. Samsung kontert, Apple habe bei iPhone und iPad massenhaft auf fremde Ideen zurückgegriffen. Zudem hätten sich die Kalifornier ohne zu bezahlen bei von Samsung erfundenen Technologien bedient, etwa beim Funkstandard UMTS.

Das Säbelrasseln auf beiden Seiten ist laut, Tatsache bleibt allerdings auch, dass sie sich in mehr als 50 weltweiten Klagen bisher nur vereinzelte – auch wenn zum Teil schmerzhafte - Nadelstiche zufügen konnten. Und vor allem die amerikanischen Gerichtsmühlen können nicht mit der Dynamik der schnelllebigen IT-Branche mithalten.

So stoppte die Richterin Lucy Koh, die den Vorsitz beim am Montag beginnen Prozess hat, vor wenigen Wochen den Verkauf des Samsung-Tablets Galaxy Tab 10.1 in den USA. In Deutschland hatte das Landgericht Düsseldorf das Gerät schon im Sommer vergangenen Jahres aus den Regalen verbannt, am Dienstag winkte bereits das Oberlandesgericht als Berufungsinstanz das von Samsung angepasste Modell 10.1N als unbedenklich durch.

Der kleinere Bruder Galaxy Tab 7.7 – über ein Jahr alt und damit eigentlich schon veraltet – wurde hingegen europaweit gestoppt. Und der Tempo-Unterschied zwischen Deutschland und den USA erklärt wieder einmal, warum so viele Klagen zunächst in Düsseldorf, München und Mannheim ausgefochten werden.

„Auch der anstehende US-Prozess wird nicht dazu führen, dass Samsung aus dem Markt gedrängt oder in seinen Marktchancen erheblich beeinträchtigt wird“, prognostiziert der deutsche Patentexperte Florian Müller. Er hatte als erster die Milliardenforderung in den Gerichtsunterlagen entdeckt.

Apple könne aber einen Durchbruch in seinen Bemühungen erzielen, Samsung absichtliches Kopieren nachzuweisen. „Eine Stigmatisierung von Samsung als grobem Rechtsverletzer hätte auch Folgen für sämtliche weiteren Ansprüche, die Apple anmeldet.“ Schließlich läuft in Kalifornien noch ein zweiter Rechtsstreit, in dem Apple Patente einklagt, die Müller für noch stärker hält. (dapd/dpa)