Das Kindle-Tablet aus dem Hause Amazon soll laut Gerüchten bereits im kommenden Jahr in zwei größeren Versionen auf den Markt kommen.

New York. Erst seit wenigen Tagen ist das Kindle Fire in den USA erhältlich. Schon jetzt werden Gerüchte laut, dass das Unternehmen bald weitere Versionen nachlegen will. Wie das Technik-Magazin DigiTimes aus Branchenkreisen erfahren haben soll, seien zwei Größenvarianten in der Planung. Zum einen soll das Tablet dann als 8,9- und als 10,1-Zoll-Version zu kaufen sein. Damit wären die Geräte größer als das kürzlich erschienene Kindle Fire mit 7 Zoll.

Neben den Plänen für weitere Kindle Fire-Varianten gibt es auch Gerüchte zu einem eigenen Kindle-Smartphone. Das Unternehmen Amazon hat sich dazu allerdings noch nicht geäußert.

Das «Kindle Fire» überzeugt mit Einschränkungen

In Deutschland bewirbt Amazon noch recht aufwendig seinen E-Book-Reader Kindle für das Weihnachtsgeschäft. Das Kindle ist sicher auch ein recht interessantes Gerät, in den USA steht aber schon längst der Nachfolger auf vielen Wunschlisten ganz oben: das Kindle Fire. Das ist aber eigentlich auch kein eBook-Reader, zumindest nicht nur, sondern ein Tablet-PC mit farbigem Touchscreen-Bildschirm, der dem iPad Konkurrenz machen will. Und bei dem Preis von knapp 200 Dollar wird wohl auch so mancher schwach werden.

Aber was kann man von einem Gerät, das weniger als halb so teuer wie das billigste iPad ist, tatsächlich erwarten? Sicher ist, dass es viel mehr kann, als nur Bücher anzeigen. Es ist schon eher ein kleiner Allzweck-Rechner. Man kann sich Videos ansehen, im Internet surfen, E-Mails lesen und Spiele spielen. Da vergisst man schon mal schnell das Lesen.

Aber das ist bei den Konkurrenten ja auch der Fall. Vergleicht man das Kindle Fire mit den anderen Geräten in technischer Hinsicht, dann zeigt sich schon, dass man bei dem Preis Abstriche machen muss. Das Design ist noch reduzierter als beim iPad. Das schwarze Gehäuse hat nur einen Knopf, den zum ein- und ausschalten, und zwei Anschlüsse: einen für Kopfhörer und einen für den Netzstecker. Das war's. Alles andere wird über den Bildschirm gesteuert. Der Bildschirm selbst ist nur sieben Zoll groß (17,8 Zentimeter), das iPad hat einen deutlich größeren 9,7-Zoll-Bildschirm (24,6 Zentimeter).

Das ist also nicht viel an Ausstattung beim Kindle Fire, aber selbst dabei zahlt Amazon bei einem Verkaufspreis von 199 Dollar noch drauf, wie Berechnungen des Marktforschungsunternehmens IHS ergaben. Die Experten kamen für das Kindle Fire auf einen Herstellungspreis von 201,70 Dollar (148,65 Euro). Rechnen soll sich das für Amazon wohl langfristig über den Verkauf von Buch- und Filmtiteln.

Die Größe von sieben Zoll hat sicher Vorteile, so passt das Kindle Fire leicht zum Beispiel in eine Handtasche. Beim Lesen etwa von Magazinen oder auch Comic-Büchern stößt das Gerät aber deutlich an seine Grenzen. Beim Original-Kindle war das kein Thema, da es ohnehin nur dafür gedacht war, Schwarz-Weiß-Texte zu lesen.

Der Farbbildschirm des Kindle Fire eröffnet zwar ganz neue Möglichkeiten, die kann das Gerät aber durch den klein geratenen Bildschirm nicht ausschöpfen. Standardseiten passen da einfach nicht drauf. Amazon versucht es deshalb mit Krücken, wie einem Modus, der nur den Text anzeigt. Das iPad macht es da besser – für ein paar hundert Dollar mehr.

Gespart hat Amazon auch beim Speicher. Das Fire hat gerade einmal acht Gigabyte, das reicht zwar für Unmengen eBooks, bei zehn Filmen ist es aber voll. Das billigste iPad kostet 499 Dollar, hat aber doppelt soviel Speicher. Eine Möglichkeit, den Speicher beim Fire zum Beispiel über eine Speicherkarte ausbauen, gibt es nicht.

Amazon erklärt dazu, mehr physischen Speicher brauche das Fire auch nicht, denn es gebe ja online bei Amazon genug Platz für alles, was man so braucht. Nutzen kann man das beim Fire nur über WLAN, eine Möglichkeit, über Mobilfunk ins Netz zu gehen, gibt es nicht. Auch eine Kamera oder ein Mikrofon sucht man vergebens. So etwas erwartet man bei einem E-Reader auch nicht, wohl aber bein einem Tablet-PC, wenn auch nicht unbedingt bei einem Preis von 199 Dollar.

Der Farbbildschirm führt auch dazu, dass die Batterielaufzeit leidet. Amazon gibt sie mit acht Stunden für das Lesen an, beim Kindle Touch sind es 30 Stunden. Bei den möglichen Inhalten, die man auf das Fire laden kann, ist der Nutzer ziemlich auf Amazon festgelegt. Kopiergeschützte Bücher von anderen Anbietern kann man auf dem Fire nicht lesen. Bei den Apps ist die Auswahl zwar etwas größer, aber nicht mit dem zu vergleichen, was Apple für das iPad bietet, zumal Amazon einen eigenen App-Store betreibt, der nichts mit dem Android Market von Google zu tun hat. Das lässt sich zwar vermutlich irgendwie umgehen, wird die meisten aber eher nicht interessieren.

In den USA werden die Konsumenten also vor eine nicht ganz leichte Wahl gestellt, in Deutschland stellt sich die Frage so nicht, denn ob und wann das Kindle Fire hier auf den Markt kommt, steht noch nicht fest.