Apple hat mit dem iPhone vor etwa drei Jahren Touchscreen-Handys populär gemacht. HTC stellt ebenfalls Touchscreen-Smartphones her.

Hamburg/San Francisco. Lange Zeit waren Apple und Google die dicksten Freunde. Geeint durch den gemeinsamen Gegner Microsoft kooperierten die kalifornischen Nachbarn auf verschiedensten Ebenen. Als Großabnehmer von Laptops mit dem Apfel-Logo dürfte Google der größte Unternehmenskunde von Apple sein. Und auf Apple-Produkten wie dem Betriebssystem Mac OS X und dem iPhone sind wiederum die Suchdienste von Google voreingestellt. Doch mit der Patentklage von Apple gegen den taiwanesischen Handy-Produzenten HTC hat sich das Verhältnis zwischen Apple und Google nun endgültig in einen knallhart ausgetragenen Streit um die Zukunft des mobilen Internets verwandelt.

HTC soll insgesamt 20 Patentrechte verletzen. Diese betreffen die Benutzeroberfläche, die zugrundeliegende Architektur und die Hardware. "Wir können entweder herumsitzen und zuschauen, wie Konkurrenten unsere patentierten Erfindungen stehlen", sagte Apple-Chef Steve Jobs. "Oder wird können etwas dagegen unternehmen. Wir haben uns entschieden, etwas dagegen zu unternehmen."

Der taiwanesische Handyhersteller hat den Vorwurf von Apple zurückgewiesen, mit seinen Telefonen Patente des US-Computerbauers verletzt zu haben. "Wir nehmen den amerikanischen und internationalen Patentrechtsschutz ernst", erklärte das Unternehmen. HTC war das erste Unternehmen, dass ein Handy auf der Basis des Google-Betriebssystems Android produzierte. Es stellt zudem neben anderen auch das Handy Nexus One her, das Google direkt an Kunden verkauft.

Apple erwähnt in seiner Klage Google zwar nicht direkt, jedoch sind viele der von Apple aufgezählten Smartphones mit dem vom Internetriesen entwickelten Betriebssystem Android ausgestattet. Apple und Google machen sich in letzter Zeit immer offener Konkurrenz.

Auf den ersten Blick haben die Klage von Apple vor einem US-Bezirksgericht in Delaware und die Beschwerde vor der Internationalen Handelskommission (ITC) gegen HTC nichts mit Google zu tun. Experten vermuten jedoch, dass Android der eigentliche Hintergrund der Klage ist. Denn liest man die Unterlagen genau, zeigt sich sehr schnell, dass Apple sich vor allem gegen das Handy-Betriebssystem Android wendet, das maßgeblich von Google entwickelt wurde.

Im Kampf gegen Google scheut Apple nun den Frontalangriff und sucht sich einen auf den ersten Blick schwächeren Gegner aus. HTC ist zwar einer der erfolgreichsten Smartphone-Hersteller der Welt, verfügt allerdings nicht über die enormen finanziellen Mittel von Apple oder Google. Ein Streit vor Gericht dürfte sich über mehrere Jahre hinziehen. Deshalb hat Apple neben der Patentklage auch eine Beschwerde bei der Internationalen Handelskommission (ITC) eingereicht, die in der Regel schneller entscheidet als die US-Justiz. Sollte Apple sich bei der ITC durchsetzen, dürfte HTC seine Smartphones nicht mehr in die USA exportieren. Doch ob Apple diesen Kampf tatsächlich gewinnen wird, ist völlig offen. Denn auch die Gegenseite verfügt über ein prall gefülltes Patentportfolio, so dass am Ende auch ein Kompromiss der streitenden Parteien stehen könnte.

Große Technologieunternehmen reichen regelmäßig Patentklagen gegeneinander ein. Im Dezember hatte Apple bereits Nokia wegen angeblichen Patentrechtsverletzungen verklagt. Der iPhone-Hersteller reagierte damit auf eine Klage des Handy-Weltmarktführers vom Oktober. Ende Dezember legte Nokia nochmals nach und reichte eine zweite Patentklage gegen Apple ein. Nach Ansicht des finnischen Handybauers verstößt Apple in nahezu allen Handys, iPods und Computern gegen Nokia-Patente. Der Blackberry-Hersteller RIM wurde von Motorola wegen Patentverstößen verklagt. Eastman Kodak wiederum wirft Apple und RIM in einer Klage vor, Digitalbildtechnologie-Patente verletzt zu haben.