Hamburg. Schnell, günstig und wandelbar: Das italienische Omelett, als Frittata bekannt, lässt uns Raum für Kreativität am Herd.

Wer sich je mit einer Italienerin über das Kochen unterhalten hat, ahnt es. Und wer schon mal in einer italienischen Food-Zeitschrift blätterte, weiß es. Nichts ist Italienern so heilig wie ihre Küchen-Tradition. Und nirgendwo sonst folgt man Dogmen so stringent: „Nur so geht Risotto!“ „Pasta ist kein Hauptgang!“ „Beeren in der Tiramisu sind ein Scheidungsgrund!“

Es gibt wohl in keinem anderen Land der Welt so viele Menschen, die bereit sind zu kämpfen, wenn es ums Kochen geht. Wer dies nicht glaubt, kann ja mal beherzt in der römischen U-Bahn „Sì, l‘ananas è un condimento per la pizza!“ („Ananas ist ein Pizzabelag!") rufen.

Ein Küchen-Freigeist: Frittata

Gewiss, es ist nicht nur schlecht, so starr an Dingen festzuhalten wie die Italiener an ihrem Parmigiano zur Nudel. Von Bistecca alla Fiorentina über Risotto Milanese bis zur Pizza Margherita, die bedingungslose Bindung an Küchen-Regeln hat zweifelsohne großartige Gerichte hervorgebracht, für die wir dankbar sein können.

Die Reduktion auf das Wesentliche und die überlieferte Zubereitung davon machen die italienische Küche nämlich gerade so einzigartig. Doch auch hier gibt es eine Ausnahme. Das eine Gericht, bei dem nicht jeder Italiener sagen wird: „Das geht so, genau so und keinesfalls anders, basta!“ Ein Küchen-Freigeist, losgelöst vom kulinarischen Katechismus. Die Frittata.

Gericht aus Küche der Armen

Sie ist ein typisches Gericht der „cucina povera“, der Küche der Armen, die mit dem auskommen mussten, was gerade da ist. Und das waren meist Eier, die hatte auch jeder noch so glücklose Bauer in großer Menge. Zu den Eiern kam vielleicht etwas Wurst oder Gemüse vom Vortag. Hauptsache, man wurde satt und es schmeckte. Heute ist es nicht anders, was in die Frittata hineinkommt, bestimmen der Kühlschrank und das Improvisationstalent der Köchin. Und dass die Frittata im Nu gemacht ist, kommt unserer wohl einzigen wirklichen Not heutzutage entgegen, nämlich die der Zeit.

Eine gut sättigende Variante ist dabei auch die einfachste: gekochte Pasta in einer Pfanne mit etwas Olivenöl anbraten, eine Handvoll grob gehacktes Basilikum dazu, vielleicht etwas Frühlingszwiebel oder Knoblauch, darauf gibt man die gewürzten, geschlagenen Eier und lässt diese bei milder Hitze stocken. Nach ca. 4 bis 5 Minuten stürzt man die Frittata auf einen Teller, um sie dann, nun umgedreht, von dort zurück in die Pfanne gleiten zu lassen. Nun erneut sanft stocken lassen und sofort servieren. Das Innere sollte nicht zu fest sein.

Frittata schmeckt heiß und kalt

Eine Frittata schmeckt direkt aus der Pfanne hervorragend, doch auch abgekühlt in Stücke geschnitten ist sie mit einem herben Salat, einfach angemacht mit etwas Balsamico und gutem Olivenöl, ein schnell gemachter Gaumenschmaus.

Wer eine große Frittata garen möchte, tut dies am besten wie in unseren Rezepten beschrieben im Ofen, so entfällt das leicht riskante Jonglieren mit einer großen Pfanne, und die Frittata gart gleichmäßig, ohne zu stark zu bräunen. Und während das Abendessen im Ofen kurz vor sich hin gart, kann man sich schon mal einer anderen italienischen Tradition widmen und eine gute Flasche Wein öffnen!

Räucherlachs-Spinat-Frittata:

Für 4 Portionen:

  • 100 gr Blattspinat (Tk oder frisch)
  • 2 Spitzpaprika (z. B. rote und gelbe)
  • 1 Zwiebel
  • 2 Knoblauchzehen
  • 8 Eier
  • 150 g körniger Frischkäse
  • Salz, Pfeffer, 2 EL Olivenöl
  • 100 gr Räucherlachs (in Scheiben)

1. Gefrorenen Spinat auftauen lassen. Frischen Spinat verlesen, waschen und gut abtropfen lassen. Paprika putzen, waschen und in Ringe schneiden. Zwiebel und Knoblauch schälen und fein würfeln. Eier und Frischkäse verquirlen. Mit Salz und Pfeffer würzen.

2. Ofen auf 200°C vorheizen (Umluft 180°C). Öl in einer großen ofenfesten Pfanne erhitzen. Zwiebel und Knoblauch darin glasig dünsten. Paprikaringe zufügen, ca. 3 Minuten braten. Spinat unterheben und zusammenfallen lassen. Mit Salz und Pfeffer würzen. Eier darübergießen und kurz stocken lassen. Mit einem Pfannenwender am Pfannenrand entlangfahren, dabei die Eimasse anheben, damit das flüssige Ei darunter läuft. Eier erneut kurz stocken lassen. Lachsscheiben kleiner zupfen und auf die Frittata legen. Im heißen Ofen ca. 5 Minuten zu Ende backen.

Zubereitungszeit ca. 30 Minuten + evtl. Auftauzeit

Pro Portion: 5 g KH, 26 g E, 24 g F, 345 kcal (1450 kJ)

Kirschtomaten-Frittata mit Artischockenherzen

Für 4 Portionen:

  • 6 Scheiben Parmaschinken (ca. 60 g)
  • 250 gr Kirschtomaten
  • 1 Dose Artischockenherzen (240 gr Abtropfgewicht)
  • 2 Zwiebeln
  • 6 Stiele Basilikum
  • 8 Eier
  • 125 ml Milch
  • Salz
  • Pfeffer
  • 2 EL Olivenöl
  • 3 EL geriebener Parmesan

1. Schinken in schmale Streifen schneiden. Tomaten waschen. Artischockenherzen gut abtropfen lassen und vierteln. Zwiebeln schälen und fein würfeln. Basilikum waschen, trocken schütteln und grob hacken. Eier, Milch und die Hälfte vom Basilikum verquirlen. Mit Salz und Pfeffer würzen.

2. Ofen auf 200°C vorheizen (Umluft auf 180 °C). Öl in einer großen ofenfesten Pfanne erhitzen. Tomaten darin unter Wenden ca. 1 Minute braten, herausnehmen. Artischocken und Zwiebeln im Bratfett ca.
4 Minuten dünsten. Schinken unterrühren. Mit Pfeffer würzen. Eier darübergießen und kurz stocken lassen. Mit einem Pfannenwender am Pfannenrand entlangfahren, dabei die Eimasse anheben, damit das flüssige Ei darunterläuft. Eier erneut von unten kurz stocken lassen. Mit Parmesan bestreuen und im heißen Ofen ca. 5 Minuten zu Ende backen.

3. Kirschtomaten auf der Frittata verteilen. Mit übrigem Basilikum bestreuen.

Zubereitungszeit ca. 30 Minuten

Pro Portion 16 g KH, 25 g E, 27 g F, 415 kcal (1740 kJ)