In der Küche weiß man die Zwiebel wohl zu schätzen. Weniger geläufig ist, wie viele Krankheiten man mit ihr heilen kann.

Niemals ohne viele Zwiebeln“ ist das Motto, wenn der Weltumsegler Wilfried Erdmann auf Törn geht. Bei seinen Non-Stop-Reisen auf der „Kathena Nui“ über die Ozeane hatte er immer genügend von den kleinen runden oder länglichen Knollen als Proviant an Bord. „Wie kaum ein anderes Gemüse sind sie haltbar, vitaminreich und regen den Stoffwechsel an – und, nicht unwichtig, machen Dosenkost schmackhafter“, schreibt der 75-Jährige über Zwiebeln, von denen er bei seinem 343-Tage-Törn von August 2000 bis Juli 2001 satte 80 Kilo im Boot verstaut hatte.

Die Zwiebel oder Allium cepa ist eine Pflanzenart aus der Gattung Lauch und so alltäglich in der Küche, dass sie oft unterschätzt wird. Vielen Gerichten und Soßen gibt sie den richtigen Pfiff. So wären Gulasch und Bratkartoffeln, Tomatensoße, Wurstsalat, Frikadellen oder Rinderrouladen, Schaschlik oder Hotdogs ohne Zwiebeln nur halb so lecker. Sie werden gehackt, in Würfel oder Ringe geschnitten und fein gehobelt, gebraten, geröstet, gedünstet und roh verzehrt.

Die Küchenzwiebel ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Menschheit und wird schon seit mehr als 5000 Jahren als Heil-, Gewürz- und Gemüsepflanze kultiviert. Bei den alten Ägyptern wurden Zwiebeln den Göttern als Opfergabe gereicht, waren eine Art Zahlungsmittel für die beim Pyramidenbau eingesetzten Arbeiter und wurden den Toten als Wegzehrung für die Reise ins Jenseits beigelegt. So fanden Forscher auch Zwiebelreste im Grab des berühmten ägyptischen Pharaos Tutanchamun.

Weil Zwiebeln den Blutdruck senken, beugen sie auch Herzinfarkt vor

Bei den Römern zählten Zwiebeln zu den Grundnahrungsmitteln vor allem der weniger Begüterten. Römische Legionäre waren es auch, die die „cepula“ (woraus über das mittelhochdeutsche „Zwibolle“ das deutsche Wort „Zwiebel“ wurde) in Mitteleuropa verbreiteten. Hier wurden sie zu einer der am meisten begehrten Gemüsearten, durften auf keiner Tafel der damaligen Zeit fehlen und dienten im Mittelalter auch als Amulett gegen die Pest. Vom 15. Jahrhundert an wurden in den Niederlanden unterschiedliche Sorten gezielt gezüchtet.

Und die Vielfalt ist heute noch groß: Es gibt die gemeine Hauszwiebel mit der braunen Schale, die aromatische weiße und die milde rote, die große, milde Gemüsezwiebel, die kleinen und feinen Schalotten sowie die noch kleineren Silberzwiebeln. Zur Familie gehören ebenso die Frühlingszwiebeln, Knoblauch, Schnittlauch, Bärlauch und der Porree. Botanisch gesehen sind es Liliengewächse, damit besteht Verwandtschaft zu Tulpen, Lilien und Hyazinthen.

100 Gramm Zwiebeln haben 28 Kalorien und fünf Gramm Kohlehydrate, kaum Eiweiß oder Fett, dafür aber Kalium und Vitamin C. Das in der Zwiebel enthaltene Allicin wirkt antibiotisch, senkt den Blutdruck, schützt vor Herzinfarkt und regt die Verdauung an. Mit Honig vermischter Zwiebelsaft ist ein bewährtes Hausmittel gegen Husten und Heiserkeit. Halswickel mit frischen Zwiebelscheiben helfen ebenfalls gegen Rachen- und Kehlkopf­katarrhe. Diese Heilwirkung soll hauptsächlich auf die antioxidativen Schwefelverbindungen in dem Gemüse zu­-rück­zuführen sein.

Äußerlich verwendet man Zwiebelsaft oder -sirup bei Insektenstichen, Wunden, Furunkeln und zur Nachbehandlung von Blutergüssen. Ein Stück rohe Zwiebel auf einen Wespenstich gepresst verhindert, dass die Stelle anschwillt und brennt. Bei all diesen Wunder-Wirkungen ist es nicht erstaunlich, dass die scharfe Knolle zur Heilpflanze 2015 gekürt wurde.

Die Zwiebel ist als unentbehrlicher Küchenhelfer ein Ganzjahres-Gemüse. Zum Würzen von Suppen und Soßenfonds etwa lässt sich eine geschälte Knolle gut mit Nelken und Lorbeerblättern spicken. Nach dem Auskochen kann die Zwiebel herausgenommen werden.

Besonders im Herbst gehört zum jungen Wein der Zwiebelkuchen. So geht’s: Bereiten Sie selbst einen Hefeteig zu oder nehmen Sie eine Packung Fertigteig für Pizza oder Gemüsekuchen. Den Teig auf ein gefettetes Backblech geben.

Für den Belag ein Kilo Zwiebeln schälen und in dünne Scheiben schneiden. Einen Esslöffel Butter und zwei Esslöffel Speiseöl bei schwacher Hitze erwärmen und die Zwiebeln darin zugedeckt zehn Minuten dünsten, nicht bräunen. Anschließend abkühlen lassen.

Den Backofen auf 200 Grad (Gas 3, Umluft 180 Grad) vorheizen. 125 Gramm saure Sahne mit drei Eiern und einem Esslöffel Kümmel verquirlen, mit Salz und Pfeffer würzen.

Die gedünsteten Zwiebeln auf dem Teig verteilen, die Sahne-Eier-Masse darüber gießen. Wer will, kann auch noch gewürfelten Schinken oder Speck darüberstreuen. Den Zwiebelkuchen auf der zweiten Schiene von unten 30 bis 35 Minuten goldbraun backen. Warm servieren.

Oder wie wär’s mit süßen Zwiebeln nach einem Rezept von Alfred Biolek? Dafür werden 30 kleine Knollen, am besten Schalotten, gepellt und in eine Kasserolle gegeben. Einen gehäuften Esslöffel Puderzucker mit zwei Esslöffeln Olivenöl und zwei bis drei Esslöffeln Wasser verrühren, salzen und über die Zwiebeln geben. Bei starker Hitze etwa zehn Minuten garen, bis die Flüssigkeit fast verkocht ist. Dabei öfter umrühren und bei Bedarf Wasser nachgießen. Eine leckere Beilage zu Fisch oder Wild.

Zwiebeln als Suppe und Marmelade, gefüllt mit Hackfleisch oder in Rotwein gegart, in der Quiche oder im Omelett – die tolle Knolle ist nach der Tomate das beliebteste Gemüse der Deutschen. Die beiden vertragen sich übrigens auch frisch aufgeschnitten auf einer Scheibe gebuttertem Vollkornbrot, bestreut mit Salz, Pfeffer und frischen Kräutern. Guten Appetit.