Fünf Prozent aller Bürger haben mindestens einmal im Leben einen Nierenstein. Wenn sich dadurch der Harnleiter schlagartig verschließt, bedeutet das: ein Notfall fürs Krankenhaus.

Er gehört wohl mit zu den stärksten Schmerzen, die einen Menschen treffen können - der Schmerz einer Nierenkolik. "Die Patienten spüren plötzlich einen vernichtenden Schmerz, sind gelbgrau im Gesicht", sagt Prof. Andreas Gross, Chefarzt der Urologie in der Asklepios-Klinik Barmbek.

Die Ursache dafür ist, dass sich plötzlich ein Stein aus dem Nierenbecken löst und schlagartig den Harnleiter verschließt. "Der Abfluss des Harns ist blockiert. Gleichzeitig wird von der Niere weiter Urin produziert, sodass der Druck immer weiter steigt. Das löst dann diese Nierenkoliken aus", erklärt der Urologe. Große Steine, die das ganze Nierenbecken ausfüllen können, verursachen keine Koliken, sondern eher einen dumpfen Schmerz in der Nierengegend.

Nierensteine sind in der Bevölkerung weit verbreitet. "In Deutschland haben fünf Prozent aller Bürger mindestens einmal in ihrem Leben einen Nierenstein. Weltweit nehmen die Nierensteine stark zu", so Gross. Risikofaktoren für eine Bildung solcher Steine sind eine zu geringe Flüssigkeitsaufnahme und wahrscheinlich auch Fehlernährung und Stress, wobei die genauen Mechanismen noch nicht bekannt sind. Am häufigsten, in 85 Prozent der Fälle, bestehen die Steine aus Kalziumoxalat.

"Bei einer Nierenkolik muss der Patient notfallmäßig behandelt werden und erhält als Erstes schmerzstillende, krampflösende Medikamente. Danach wird mit Ultraschall untersucht, wo genau im Harnleiter oder in der Niere der Stein sitzt. Wenn nach der ersten Behandlung die Schmerzen abklingen, geht man bei Steinen bis zu einer Größe von vier Millimetern davon aus, dass sie von allein abgehen", so Gross.

Wenn der Stein zu groß ist oder die Gabe von Medikamenten nicht ausreicht, um die Schmerzen zu lindern, muss man den Harnabfluss entlasten.

Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten. "Wenn der Harnleiter weit genug ist, führen wir eine sogenannte primäre Ureterorenoskopie durch. Dabei wird dem Patienten unter Vollnarkose ein Endoskop durch Harnröhre und Blase bis zum Stein in der Harnröhre oder in der Niere vorgeschoben. Ist der Stein zu groß, wird er mit einem Laser zerkleinert und die einzelnen Teilchen werden mit einem kleinen Körbchen eingesammelt und durch das Endoskop entfernt. Mit endoskopischen Methoden kann man die Steine manchmal schon innerhalb weniger Minuten entfernen. Bei größeren Steinen kann der Eingriff auch eine Stunde dauern", sagt Gross.

Ist die Öffnung in der Blase zum Harnleiter für das Endoskop zu eng, wird ein kleiner Plastikschlauch bis in den Harnleiter vorgeschoben. Dann fließt der Urin wieder ab und die Kolik ist behoben. "Unseren Patienten raten wir, diesen Schlauch drei Wochen lang in der Blase zu behalten. Er wird allerdings oft als unangenehm empfunden.

Ist der Stein zu groß dafür, dass er von allein abgehen kann, kann auch nach einer überstandenen Nierenkolik, wenn der Patient keine akuten Beschwerden hat, eine sogenannte Extrakorporale Stoßwellenlithotrypsie durchgeführt werden. Dabei wird der Stein von außen durch Ultraschall zertrümmert und die kleinen Stücke können dann problemlos ausgeschieden werden.

Für die Behandlung von akuten Nierenkoliken bleiben die Patienten ambulant und für die Behandlung des Steins höchstens zwei Tage in der Klinik.

Mögliche Komplikationen sind Infektionen des Nierenbeckens. "Deswegen erhalten die Patienten bei den Eingriffen Antibiotika. In seltenen Fällen kann es auch zu Verletzungen des Harnleiters kommen", so der Urologe.

Eine gute Behandlung zeichnet sich dadurch aus, dass die Patienten schnell behandelt werden und anschließend komplett steinfrei sind, "damit sich aus kleinen zurückgebliebenen Resten keine neuen großen Steine entwickeln", sagt Gross.

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