Berlin. Aluminium steckt in Lebensmitteln, Verpackungen und Kosmetika. Es gilt als gesundheitsschädlich. Wie kann man das Risiko minimieren?

Aluminium taucht als nützlicher Helfer überall im Alltag auf: als Dose, Folie oder Felge. Es ist das häufigste in der Erdkruste vorkommende Metall. Im Gegensatz zu Eisen, das an zweiter Stelle liegt, braucht der menschliche Körper es allerdings nicht zum Überleben. Trotzdem nehmen wir Aluminium täglich über Lebensmittel auf, über das Trinkwasser, Medikamente und Kosmetika. Immer wieder wird es mit gesundheitlichen Risiken in Zusammenhang gebracht. Was ist dran an den Warnungen? Und wie lässt sich das Risiko minimieren?

• Stellt Aluminium ein gesundheitliches Risiko dar?

„Aluminium zeigt im Tierversuch eine nervenschädigende Wirkung“, sagt Dr. Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes. Es reichert sich zudem in der Knochensubstanz an, warnt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in seinem aktuellen Jahresbericht, und „gelangt in Organe wie das Gehirn, die Leber sowie über die Plazenta zum Fötus“.

Dass Aluminium zur Entwicklung von Brustkrebs oder Alzheimer beiträgt, ist hingegen bislang nicht geklärt. Es gibt zwar Hinweise, „beispielsweise werden bei der Alzheimer-Krankheit im Gehirn erhöhte Aluminiumkonzentrationen gemessen“, sagt Weg-Remers, „zudem beobachteten Wissenschaftler erhöhte Konzentrationen von Aluminium im Brustgewebe einer kleinen Zahl von Brustkrebspatientinnen.“ Dass die Beobachtungen im Zusammenhang mit der Erkrankung stehen, ist jedoch nicht abschließend belegt. Denn „derartige Studien können nicht unterscheiden, ob bereits vorhandenes Tumorgewebe Aluminium anreichert oder ob hohe Aluminiumwerte im Gewebe die Tumorentstehung eventuell begünstigen“, erläutert Weg-Remers.

• Wie viel Aluminium wird täglich aufgenommen?

Darüber, dass die Aluminiumaufnahme begrenzt werden sollte, sind sich die Experten einig. Auf Basis der vorliegenden Studien hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) eine tolerierbare wöchentliche Aufnahmemenge oder auch TWI (Tolerable Weekly Intake) errechnet.

Dieser Wert gibt an, wie viel Aluminium ein Mensch sein Leben lang jede Woche zu sich nehmen kann, ohne ein gesundheitliches Risiko einzugehen. Der Wert liegt aktuell bei einem Milligramm Aluminium pro Kilogramm Körpergewicht pro Woche. Diesen Wert „schöpfen Verbraucher bereits über Lebensmittel aus“, so das BfR.

Einer Expositionsschätzung der EFSA aus dem Jahr 2008 zufolge nimmt ein 60 Kilogramm schwerer Erwachsener je nach Ernährung bis zu 1,5 Milligramm pro Kilogramm auf, bei Kindern und Jugendlichen kamen die Experten sogar auf bis zu 2,3 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht.

• Aus welchen Quellen nehmen Menschen Aluminium auf?

„Menschen nehmen Aluminium in geringen Mengen über das Trinkwasser und aus Lebensmitteln auf, teilweise auch aus Lebensmittelfarbstoffen oder -verpackungen und Kosmetika“, sagt Weg-Remers, „aber es wird auch in Medikamenten und Medizinprodukten eingesetzt, zum Beispiel in Mitteln zur Behandlung von Magenbeschwerden oder zur Wunddesinfektion.“

In der Regel seien diese Mengen gering. Manche Lebensmittel fallen jedoch schwerer ins Gewicht. Obwohl unverarbeitete Lebensmittel in der Regel weniger Aluminium enthalten, maß die EFSA Werte von mehr als fünf Milligramm pro Kilogramm Lebensmittel etwa in Pilzen, Spinat, Mangold, Kopf- und Feldsalat sowie in Meeresfrüchten, Innereien, verschiedenen Teeblättern und Gewürzen. Deutlich höher, bei bis zu zehn Milligramm pro Kilogramm, liegt nach Angaben der EU-Behörde Verarbeitetes wie Milchprodukte, Wurst und vor allem Backwaren, Brot, Kuchen und Plätzchen. Besonders negativ fällt regelmäßig Laugengebäck auf. Grund: Bei der Herstellung werden die Stücke in Natronlauge getränkt, so entsteht die braune Kruste. Der erhöhte pH-Wert löst große Mengen Aluminium aus unbeschichteten Backblechen, die in das Lebensmittel übergehen. So wies etwa das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) bereits mehrfach Werte von weit über zehn Milligramm Aluminium pro Kilogramm Laugengebäck nach – diese Marke gilt in Bayern als Grenzwert. In ganz Europa ist diese Aluminiumrichtlinie für Laugengebäck einzigartig.

• Wie lässt sich die Aufnahme im Alltag reduzieren?

Das BfR empfiehlt unter anderem, Fleisch und Fisch beim Grillen in der Aluschale nicht zu würzen oder mit Zitrone zu beträufeln – beides kann das Aluminium lösen. Die Schalen wegzulassen, sei allerdings nicht sinnvoll. Sie verhindern, dass Fett in die Glut tropft und krebserregende Dämpfe ins Fleisch gelangen.

Für Getränkedosen, Joghurtbecherdeckel und Kaffeekapseln gibt die Behörde Entwarnung. Diese seien von Innen beschichtet, deshalb sei nicht mit einem Übergang zu rechnen. Bei Espressokochern aus Aluminium bilde sich hingegen bei der ersten Benutzung eine Schutzschicht, sodass danach kein Aluminium mehr im Kaffee lande. Deshalb sollten Verbraucher die Kocher nicht in die Geschirrspülmaschine stellen, wo die Schicht wieder entfernt würde. Darüber hinaus rät das BfR, beim Backen nur beschichtete Aluminiumbleche zu verwenden.