Bei Frauen, die wie Angelina Jolie ein mutiertes BRCA1-Gen in sich tragen, funktioniert die Tumorunterdrückung nicht mehr. Das Krebsrisiko kann auch an Kinder weitergegeben werden.

Brustkrebs bedeutet heute kein Todesurteil mehr – die meisten Betroffenen können, wenn die Krankheit im Anfangsstadium behandelt wird, wieder geheilt werden. In Deutschland und anderen industrialisierten Ländern ist Brustkrebs die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Die Ursachen sind sehr komplex. Einflüsse der weiblichen Geschlechtshormone und des Lebensstils sowie das Alter gehören zu den beeinflussenden Faktoren. Auch die Gene spielen eine Rolle. Aber nur bei einem Teil aller Betroffenen gibt es eine eindeutig erbliche Veranlagung. Diese liegt bei der Schauspielerin Angelina Jolie offenbar vor. Das hat sie zu dem drastischen Schritt der Brustamputation veranlasst. Doch gab es dazu keine Alternative? Und wie hoch ist das Risiko, defekte Gene in sich zu tragen? Die wichtigsten Fragen – beantwortet von Experten:

Was bedeutet es, ein defektes BRCA-Gen in sich zu tragen?

Bei Frauen, die ein mutiertes BRCA1-Gen in sich tragen, funktioniert die Tumorunterdrückung nicht mehr. Das heißt, es gibt keine Gegensteuerung, wenn sich in der Brust oder im Eierstock Krebszellen bilden. Das bedeutet auch, dass das Risiko für diese Frauen, an Brustkrebs zu erkranken, bei über 80 Prozent liegt. „Deswegen halte ich die Entscheidung von Angelina Jolie insgesamt für sinnvoll, sich beide Brüste entfernen zu lassen. Bei der Methode, für die sie sich entschieden hat, sinkt das Brustkrebsrisiko auf fünf Prozent“, sagt Prof. Fritz Jänicke, Direktor der Klinik für Gynäkologie und des Brustzentrums am Universitäts-Klinikum Eppendorf.

Ist das Risiko-Gen vererbbar?

„Leider können Frauen das Risiko auch an ihre Kinder weitergeben“, erklärt Nina Ditsch, Oberärztin der Frauenklinik an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Wenn eine Frau eine Mutation von BRCA in sich trage, sei diese auch zu 50 Prozent vererbbar auf die Kinder. Offenbar hat auch Angelina Jolie diesen Gendefekt von ihrer Mutter geerbt.

Wie viele Frauen haben solch eine Genmutation?

Mutationen in den BRCA-Genen treten in der Bevölkerung mit einer Häufigkeit von 1:500 bis 1:1000 auf. Die genetische bedingte Variante des Tumors tritt aber nur bei fünf Prozent aller Brustkrebspatientinnen auf. „Und anders als in Amerika, Großbritannien und Skandinavien, wo sich viele Frauen dann für die vorbeugende Brustamputation entscheiden, ist es in Deutschland nur etwa die Hälfte der Betroffenen“, sagt Prof. Jänicke.

Zahlt die Krankenkasse den Gentest?

Wenn bestimmte Kriterien erfüllt seien, wie zum Beispiel eine familiäre Vorbelastung, übernähmen die Krankenkassen in den allermeisten Fällen die Kosten für einen Gentest sowie alle nachfolgenden Behandlungen, sagt Ann Marini vom Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV).

Wie kann man Brustkrebs vorbeugen?

Grundsätzlich wird allen Frauen empfohlen, ab dem Alter von 50 Jahren zur Früherkennung von Brustkrebs am Mammografie-Screening teilzunehmen, das alle zwei Jahre stattfindet und für Frauen zwischen 50 und 69 Jahren von den Krankenkassen bezahlt wird. Frauen, bei denen in der Familie bereits Brustkrebs aufgetreten ist, sollten ab 40 Jahren jährlich zur Vorsorge gehen, empfiehlt Jänicke.