Dass Angelina Jolie ihre Brustamputation öffentlich macht, verdient Respekt

Brustkrebs ist in Deutschland mit rund 72.000 Neuerkrankungen pro Jahr der häufigste Tumor der Frau. Jedes Jahr sterben rund 17.000 Patientinnen daran. Und sicherlich kennt jede Frau, die zur Mammografie geht, diesen kurzen Moment, in dem sie sich fragt: Was wäre, wenn der Arzt jetzt auf dem Röntgenbild einen Tumor entdeckt? Wie würde mein Leben weitergehen? Kommt auf mich womöglich eine lange Behandlung mit Operation, Chemo- und Strahlentherapie zu und wie würde ich damit fertig werden?

Für Frauen wie die Schauspielerin Angelina Jolie, die mit einem besonders hohen Brustkrebsrisiko leben müssen, ist diese Unsicherheit, die Angst vor dem Krebs, noch sehr viel größer. Deswegen ist auch der Schritt der Amerikanerin nachvollziehbar, sich beide Brüste entfernen zu lassen, um nicht ständig mit dieser Ungewissheit leben zu müssen, mit dem Gefühl einer "tickenden Zeitbombe" in ihrer Brust. Und es ist davon auszugehen, dass sie sich diese Entscheidung nicht leicht gemacht hat.

Dass die sechsfache Mutter außerdem den Weg gewählt hat, diesen Entschluss öffentlich zu machen, kann man durchaus von zwei Seiten betrachten. Die einen werden der Meinung sein, dass solche intimen, persönlichen Dinge nicht in der Öffentlichkeit breitgetreten werden sollten. Andere werden es als mutigen Schritt respektieren und vielleicht sogar bewundern. Auf jeden Fall kann er auch vielen Frauen Mut machen, die ein ähnliches Schicksal erleiden und nicht im Licht der Öffentlichkeit stehen, über ihre Erkrankung zu reden, über die Gefühle, die sie dabei bewegen.

Wie es der Schauspielerin jetzt damit geht, wird viele Menschen berühren. Sicher wird ihre Entscheidung auch noch einmal viele Frauen nachdenklich machen, besonders diejenigen, bei denen ebenfalls nahe Verwandte an Brustkrebs erkrankt sind. Dabei ist aber auch zu bedenken: Diese genetisch bedingte Art des Brustkrebses tritt nur in fünf Prozent aller Fälle auf. Nicht jeder Brustkrebsfall in der Familie bedeutet, dass dabei die beiden Mutationen der BRCA-Gene im Spiel sind. Denn es gibt auch andere Formen von familiären Brustkrebsveranlagungen, bei denen das Erkrankungsrisiko nicht so hoch ist.

Die Mehrheit aller Frauen hat keine familiäre Vorbelastung. Für sie gilt die Empfehlung der Fachleute, ab dem Alter von 50 Jahren regelmäßig alle zwei Jahre an dem Mammografie-Screening teilzunehmen, das für Frauen im Alter zwischen 50 und 69 bundesweit kostenlos angeboten wird. Das Ziel ist, die bösartigen Tumoren so frühzeitig zu erkennen, dass sie schonend und erfolgreich behandelt werden können. Nach Schätzungen des Berliner Robert-Koch-Institutes können durch dieses Früherkennungsprogramm in Deutschland rund 2000 Frauen jährlich mehr den Brustkrebs überleben. Die Röntgenuntersuchung ist zurzeit die beste Methode, um kleine Brusttumore früh zu entdecken. Und die bisher erhobenen Zahlen zeigen den Erfolg: Allein in den Jahren 2008 und 2009 wurden in dem Screening-Programm rund 35.000 Tumore entdeckt.

Aber es mag eben auch sein, dass bei familiärer Vorbelastung und nach ausführlichen Untersuchungen am Ende die Empfehlung steht, sich auf die BRCA-Gene testen zu lassen. Möglicherweise bestätigt sich der Verdacht, und es steht dann die Entscheidung an, die Brust amputieren zu lassen oder an engmaschigen Untersuchungen teilzunehmen, um einen Tumor möglichst früh zu erkennen. In solchen Fällen kann jede Frau immer nur individuell für sich entscheiden, ob ihr die Sicherheit über alles geht oder ob sie mit der Unsicherheit leben kann. Und egal wie dieser Entschluss ausfällt: Er verdient es, respektiert und von den Angehörigen unterstützt zu werden, denn jede Frau muss damit letztendlich allein fertigwerden: mit der ständigen Angst vor dem Krebs oder damit, sich die Brust entfernen zu lassen.