Seit einem Motorradunfall auf Mallorca sitzt Lars Karow im Rollstuhl. Sein Lebensmotto: “Ich bin ein Mensch, der nicht aufgibt.“

Hamburg. "Es gibt keinen Zustand, der nicht lebenswert wäre", sagt Lars Karow. Sehr entschieden sagt er das, und man glaubt es ihm. Lars Karow sitzt im Rollstuhl, im Querschnittgelähmten-Zentrum des Hamburger Unfallkrankenhauses in Boberg. Fast vier Jahre liegt der Tag zurück, an dem sich das Leben des heute 40-Jährigen schlagartig veränderte. Damals, im Mai 2006, hatte der gelernte Tischler auf Mallorca einen Motorradunfall. Schwer verletzt wurde er in ein Krankenhaus in Palma gebracht. Dort stellten die Ärzte fest, dass er außer zahlreichen Knochenbrüchen auch eine Verletzung des Rückenmarks hatte. Er war querschnittgelähmt, konnte seine Beine nicht mehr bewegen. "Sie haben damals gesagt, sie könnten nichts mehr für mich tun."

Für Patienten wie ihn könnte es in Zukunft Hoffnung geben. Die Boberger Mediziner arbeiten an einem Chip, der verletztes Rückenmark in der Zukunft vielleicht heilen könnte. Im Tierversuch hat das funktioniert.

Nach seinem Unfall sorgten damals Verwandte dafür, dass Lars Karow nach Deutschland geflogen wurde. In Plau am See in Mecklenburg-Vorpommern wurde er operiert und sechs Wochen später in das Querschnittgelähmten-Zentrum am Unfallkrankenhaus Hamburg in Boberg verlegt.

Während der folgenden sechs Monate lernte er mit Unterstützung von Ärzten, Pflegekräften und Therapeuten, mit seiner Behinderung zu leben. Und er musste sich Gedanken machen, wie es nach dem Krankenhausaufenthalt weitergehen würde. "Es war für mich ein neues Leben, ich hatte keinen Beruf mehr, musste mir eine neue Wohnung suchen und das Auto musste umgebaut werden."

Er nahm die Herausforderung an: "Ich bin ein Mensch, der nicht aufgibt." Drei Monate nach der Entlassung aus der Klinik begann er ein Haus zu bauen, lernte seine heutige Freundin kennen und er gründete eine Firma für Vollgummirecycling. Weil ihm das irgendwann zu viel wurde, hat er umgesattelt - auf Häusersanierung und Möbelhandel.

Lars Karow ist jetzt mit seinem Leben zufrieden, "weil ich weit gekommen bin, verglichen mit dem, was vor vier Jahren war, dem Gefühl bei dem Gedanken: Du verbringst dein Leben im Rollstuhl."

Er nimmt sich mehr Zeit, für seinen Sohn, der heute acht Jahre alt ist, für seine Familie, und er lebt sehr viel bewusster, "und dann kann ich auch einen Zustand erreichen, den ich glücklich nenne". Was ihm wichtig ist: anderen Menschen gegenüber offen zu sein, nicht ständig zu grübeln, was er nicht mehr könne, sondern Positives auszustrahlen: "Nur dann bekommt man von anderen Positives zurück."

Wenn er in die Zukunft blickt, ist da auch die Hoffnung, dass es irgendwann Behandlungsmöglichkeiten für seine Querschnittlähmung gibt, dass er irgendwann vielleicht wieder laufen kann. "Es ist immer ein Spagat zwischen Hoffnung und dem, was möglich ist. Aber je größer Hoffnungen und Erwartungen sind, desto tiefer kann man fallen. Die Hoffnung läuft sozusagen nebenbei, aber wenn ich irgendwann die Möglichkeit haben würde, eine neue Methode auszuprobieren, wäre ich dabei."