Pflanzen machen keine Deals, vielmehr tun sie, was sie wollen. Manche verschwinden sogar nach ein paar Jahren wieder, und keiner weiß, warum

Wetten, dass Donald Trump kein bisschen von einem Gärtner hat, nicht im entferntesten Eckchen seiner Milliardärs-Seele? Ich will gar nicht mal behaupten, dass es ihm an Charaktereigenschaften wie Geduld und Demut fehlt. Aber mit der Natur kann man kein Geschäft, keinen Deal machen. Nehmen wir mal eine Blumenzwiebel. Ganz gleich, wie reichlich man sie gießt und düngt: Sie sprießt, wenn es ihr passt. Aber, wird der eine oder andere jetzt einwenden, der Mann lässt doch wunderbare Golfplätze bauen, die sich eindrucksvoll in die jeweilige Landschaft einfügen. Er spielt auch Golf auf seinen Plätzen, ganz passabel sogar. Wenigstens das kann er besser als sein Vorgänger Obama.

Meine Frau Anke liebt auch unseren Garten, obwohl hauptsächlich ich derjenige bin, der zu Spaten und Pflanzkelle greift. Sie sei da mehr wie die Schriftstellerin Agatha Christie (1890–1976), sagt sie selber. Die Erfinderin der legendären Miss Marple sei in ihrem Villen-Park in dem Badeort Torquay an der sogenannten englischen Riviera auch nicht in den Beeten herumgekrabbelt, aber eine begeisterte Garten-Begeherin gewesen.

Man sollte übrigens als Gärtner, ganz wie im richtigen Leben, auch nicht fremdenfeindlich sein. Unser kleiner Mühlenpark im Wendland ist eine Art Weltgemeinschaft im Miniformat. Mit Azaleen aus Asien, Lampionblumen (Physalis) aus Afrika und Roteichen (Quercus rubra) aus Nordamerika zum Beispiel. Staunend stehe ich immer mal wieder vor der Vielfalt an Arten und Sorten. Leider setzt die Grundstücksgröße eine natürliche Obergrenze. Und ich weiß nie, ob ich das bin, der da seinen Flecken Erde beherrscht, oder umgekehrt. Zehn Jahre etwa gedieh die Jeffrey-Kiefer, ursprünglich in Kalifornien beheimatet, ganz wunderbar. Dann verlor sie innerhalb von zwei Jahren alle Nadeln. Zu wenig Sonne, eine Laus, Wühlmäuse vielleicht? Ich weiß es so wenig wie ein erfahrener Gärtner, den ich um Rat bat: „Vielleicht hat es dem Baum hier einfach nicht gefallen.“

Nur ein paar Jahre hat es die Kermesbeere (Phytolacca) an dem von mir zugewiesenen Ort ausgehalten. Sie konnte natürlich nicht aus-, aber herumwandern: mithilfe von Vögeln, die das Fruchtfleisch der roten Beeren an den Fruchtkolben geradezu lieben und den giftigen Samen dann unverdaut wieder ausscheiden, meist im Halbschatten unter Gehölzen oder Hecken, wo sie ihr Geschäft in Ruhe verrichten können und dabei sicher vor Raubvögeln und Katzen sind. Kermesbeeren, die ursprünglich aus Asien und Amerika stammen und gut einen Meter hoch werden können, haben sich so auch in den Städten über die Gartengrenzen hinweg verbreitet, wie ich aus Briefen von Lesern weiß. Der Ausbreitungsdrang hält sich in Grenzen, von einer Massenflucht kann ich nicht berichten. In zehn Jahren sind so aus einer Kermesbeere bei uns knapp zehn geworden. Das geht doch.

Nicht gefallen hat es bei uns offenbar auch der Dreiergruppe aus Aronstäben, die ich mal angepflanzt hatte. Nach zwei, drei Jahren waren sie plötzlich weg. Arum maculatum ist eine heimische Waldpflanze, die über den klassischen Bauerngarten längst den Weg in unsere Gärten gefunden hat – und damit auch das Interesse der Züchter.

Beliebt ist auch eine Mittelmeer-Variante, die im Sommer ihre Blätter einzieht. Im Herbst treibt diese Aronstab-Art wieder aus. Silbrige Adern in den dunkelgrünen Blätter machen zum Beispiel Arum italicum „Pictum“ in der kalten Jahreszeit zu einer hübschen Blattschmuckstaude, wenn Begleitpflanzen wie Farne und Hosta längst eingezogen sind. Im Frühjahr erscheinen die lanzenförmigen Fruchtstände, deren Beeren im Herbst rot leuchten. Der Standort sollte humosen Boden haben, nicht zu schattig sein und nicht zu trocken werden. Das tütenförmige Hüllblatt um den Fruchtstand ähnelt dem einer bekannten Zimmerpflanze, der Calla. Sie ist eine Verwandte des heimischen Aronstabs, die ursprünglich aus Afrika stammt.

Alle Aronstab-Arten, von denen es die meisten in Afrika und Asien gibt, locken zur Befruchtung Fliegen mit einem oft nach Aas riechenden Duftstoff an. Sind sie erst einmal am Boden des Hüllblattes angelangt, sitzen sie in der Falle. Kleine, nach innen gerichtete Härchen versperren wie ein Zaun den Weg nach oben. Zwangsläufig bestäuben die Fliegen dann die weiblichen Blüten mit Pollen, die sie von einem anderen Aronstab mitgebracht haben. Erst wenn die Bestäubung stattgefunden hat und die Fliegen genügend neue Pollen gesammelt haben, sterben die Zaun-Härchen ab, und die Insekten können meist erst nach einem Tag wieder ins Freie krabbeln – nur um sich in den nächsten so übel wie unwiderstehlich riechenden Fruchtkelch zu stürzen.

Bis zum nächsten Wochenende, herzlichst Ihr Karl Günther Barth