Restlaub harken, Totholz einsammeln und die Farne beschneiden, bevor die neuen Triebe wachsen: Das Jahr des Gärtners hat begonnen

„Ja, ich komme gleich.“ Wenn meine Frau Anke diesen Satz von mir hört, weiß sie: Es wird Frühling. Jene Zeit, wo es mich nicht länger im Haus hält. Wo sie mich tagsüber draußen im Garten meist in der Pose sieht, die der berühmte tschechische Schriftsteller Karel Capek (1890–1938) in seinem Buch „Das Jahr des Gärtners“ so beschrieben hat: „Den Hintern gen Himmel gereckt, wühlt der Mann im Beet und ruft zurück: ,Ich kann jetzt nicht.‘“ Sie muss mich in unserem kleinen Mühlenpark im Wendland auch nicht lange suchen. Wo die Schubkarre steht, die bis dahin einen ruhigen Winter im Geräteschuppen verbracht hat, bin ich nicht weit weg.

Das war jetzt natürlich, vorsichtig ausgedrückt, ein bisschen früh. Musste aber sein. Okay, die ersten Schneeglöckchen blühten. Endlich. Dann einmal mit dem Rechen rum. Restlaub entweder unter Sträucher oder Hecken kehren, damit sie dort zu Dünger werden, oder in die Mitte harken. Damit Nachbar Peter mit dem Rasentrecker das Laub einsammeln kann. Das ist bestimmt nicht sehr öko, aber platz- und zeitsparend. Im vorigen Jahr habe ich unser 7000-Quadratmeter-Grundstück komplett mit der Hand geharkt. Hat zwei Tage gedauert, ich hatte Rücken und einen Muskelkater vom Feinsten.

Letzteren hatte ich nach dem ersten kompletten Gartentag diesmal auch. Erst habe ich noch Totholz vom Rasen gesammelt, was sich hervorragend eignet zum Anzünden des ersten Outdoor-Feuers am Abend, mit einem Glas Rotwein und meiner Anke. Dann habe ich noch die Farne beschnitten. Vielleicht ein wenig zu früh, aber ich war gerade so gut drauf. Lieber zu früh als zu spät. Und zwar beschneide ich Ende Februar/Anfang März alle Farne in unserem kleinen Park – die sommer-, winter- und auch die immergrünen. Bevor die neuen Triebe wachsen.

Jetzt ist auch die beste Zeit, große Exemplare wie unseren Königsfarn (Osmunda regalis) zu teilen. Es gibt etwa zehn davon. Die Mutter aller dieser Pflanzen stammt aus dem Garten meiner Mutter. Ebenfalls per Teilung. Das geht ganz einfach. Mit dem Spaten steche ich die Pflanze in drei oder vier Teile – je nachdem, wie kräftig sie ist. Dann buddele ich die Teile an einem geeigneten halbschattigen Platz wieder ein. Das Pflanzloch ist doppelt so groß wie die Pflanze selbst. Gartenerde auffüllen, antreten, angießen, fertig. Um die Pflanzstelle kommt noch Laub, um die Wurzeln vor Spätfrösten zu schützen.

Wenn ich zu lange warte, fallen schon mal Jungtriebe dem Schnitt zum Opfer. Das passiert mir bei Farnen und bei Fetthennen immer mal wieder. Deswegen mache ich das im zeitigen Frühjahr. Vielleicht bin auch nur zu ungeschickt mit der Schere. Diesmal habe ich überlegt, ob ich aus Farnschnitt eine Jauche ansetze. In der Zeitschrift „Landlust“ hatte ich gelesen, die könne man im Sommer als einen prima Schutz gegen Schnecken um gefährdete Stauden gießen. Ich warte noch ab. Die Autorinnen des Artikels, geübte Gärtnerinnen, hatten auch nur von der angeblichen Wirkung gehört, die Brühe noch nicht selber ausprobiert. Gegen die bei Gärtnern verhassten Nacktschnecken grassieren ungefähr so viele vermeintliche Hausmittel wie gegen die auch nicht gerade beliebten, aber unter strengem Naturschutz stehenden Maulwürfe.

Nun sind Schnecken bei uns nicht wirklich ein Problem. Wir haben zum Beispiel keine Gemüsebeete, wo sie sich über Salatreihen hermachen könnten. Und beim Staudenkauf achte ich darauf, dass die Pflanzen als „schneckensicher“ eingestuft sind. In guten Fachbetrieben weiß man das. Fehlt – etwa in Gartencentern oder Baumärkten – der Hinweis auf den Etiketten, warte ich lieber mit dem Kauf. Sicherheitshalber versuche ich, die Schnecken-Resistenz im Internet zu recherchieren oder in Fach-Katalogen nachzuschlagen. Das erspart manchen Ärger – und unnötige Kosten, wenn die teuer gekauften Pflanzen nach einer Attacke der gefürchteten Schleimer nur noch ein Häufchen Elend sind.

Vorsicht kommt vor Nachsicht. Das gilt auch für die vollmundigen Versprechen der Gartenindustrie, wenn sie neue Züchtungen als winterhart anpreist. Seriöse Baumschulen oder Fachhändler können immer die Winterhärte-Zone einer Staude oder eines Gehölzes angeben. Bei uns in Norddeutschland gilt die Winterhärtezone (WHZ) 7a. So gekennzeichnete Pflanzen halten Temperaturen bis zu minus 17,7 Grad aus, die bei uns wenig häufig, noch seltener dauerhaft auftreten. Bei Pflanzen gibt es wie bei Menschen die gefühlte Temperatur. Steht ein Strauch nicht geschützt und eher im kalten Ostwind, können minus 17 Grad sich schnell wie minus 25 Grad anfühlen – und da wären wir in der WHZ 5b: in Russland.

Bis zum nächsten Wochenende, herzlichst Ihr Karl Günther Barth