Manches, was man gern hätte, kann teuer werden. Aber oft finden sich Alternativen, die fast ebenso schön, aber deutlich günstiger sind

Eine Ehe hat ja, irgendwie, auch was von einer Großen Koalition. Man geht, also idealerweise, partnerschaftlich miteinander um. In der Politik heißt das „auf Augenhöhe“. Okay, man kann sich mal streiten, das kommt sogar in der besten Ehe vor. Mal gibt der eine nach, mal der andere. Oder man findet einen Kompromiss, mit dem beide gut leben können.

In der Politik ist das nicht immer so. Man schachert für die eigene Klientel. Egal was das kostet. Gibst du mir die Mütterrente, kriegst du die Rente mit 63. Eine Koalition ist halt keine Liebesheirat, nur eine Beziehung auf Zeit. Weshalb die Partner, anders als in einer guten Ehe, sich schon bald umschauen, ob sich was Besseres findet. So schielt Frau Merkel nach den Grünen und Herr ­Gabriel gleich nach zwei weiteren Partnern, den Grünen und den Linken.

In Berlin bleibt dem armen Herrn Müller nach seinem historischen Wahldebakel nichts anderes als eine solche Dreierbeziehung. Das wird, kann man jetzt schon sagen, auf jeden Fall richtig teuer. Denn sowohl die Linken als auch die Grünen wollen mit der arg gebeutelten Müller-SPD „auf Augenhöhe“ verhandeln und möglichst viele Wahlversprechen einlösen. Bezahlen muss der Steuerzahler. Das sind wir alle. Und die notorisch klamme Hauptstadt ist schon lange auf Hilfe anderer Länder angewiesen.

Wenn meine Frau Anke und ich Anschaffungen für unseren kleinen Mühlenpark im Wendland planen, müssen wir das selber zahlen. Wobei ich sagen muss: Auch ich plane gern und schaue weniger auf die Kosten. Anke muss dann in unserer Gärtner-Koalition den Schäuble geben – und das ist auch gut so. Als meine Mutter, die selber eine begeisterte Gärtnerin war, uns mal auf der Mühle besuchte, nahm sie mit Blick auf meine gerade angepflanzten Gehölze Anke beiseite: „Pass auf, dass der Junge nicht euer ganzes Geld für den Garten ausgibt.“

Ich fühle mich also, im Prinzip, eher für die Gestaltung zuständig. Sie, im Prinzip, für die Einhaltung der Kosten. Das klappt sogar, besser als in jeder Großen Koalition. Außer wenn wir nicht nur in der Kosten-, sondern auch in der Geschmacksfrage nicht einer Meinung sind. Luzula pilosa „Igel“ oder Hakonechloa macra „Aureola“ – das war in diesem Herbst die Frage.

Es ging um den Teil unseres Gartens im Schatten großer Eichen mit täglich nur vier bis fünf Stunden Sonnenlicht. Japanischen Garten nenne ich ihn etwas großspurig. Mit seiner Anlage habe ich vor zwei Jahren begonnen. Skimmien, Azaleen, Japanische Lavendelheide (Pieris) zum Beispiel gibt es dort, verschiedene schattenverträgliche, bodendeckende Gräser wie die ebenfalls aus Fernost stammende Segge Carex morrowii „Variegata“. Die leuchtet geradezu im Schatten mit ihrem gelbbunten Laub.

Zum krönenden Abschluss wollte ich ein Dreieck zwischen einem rotlaubigen Schlitzahorn, einem auf Halbstamm gezüchteten Ilex mit kleinen dunklen Blättern und einer japanischen Schirmtanne (Sciadopitys verticillata) mit dem japanischen Berggras (Hakonechloa macra „Aureola“) bepflanzen. Das wächst horstig, die gelbbunten Blätter der Staude hängen malerisch über. Absolut frostfest und das Beste zum Schluss: Schnecken trauen sich an diese Schönheiten nicht ran. Dabei sind sie absolut pflegeleicht. Nur bei längeren Trockenzeiten brauchen sie etwas Wasser. Die gelbbunte Form wird 40 bis 50, die grüne, wilde Form mehr als 60 Zentimeter hoch. Beide machen sich auch gut in Kübeln auf der Terrasse oder vor dem Hauseingang.

Der Haken war nur: Das Berggras sollte, schon etwas größer, sechs Euro pro Pflanze kosten. 25 Stück wären nötig, und etwas größer sollte es auch schon sein – schließlich gehe ich hart auf die 70 zu und möchte es lieber gleich ein bisschen wie gut eingewachsen haben. Man weiß ja nie.

„Die sind doch auch niedlich“, zog mich Anke etwas weiter – zu den Luzula pilosa „Igel“. Die sind eine Zuchtform der Zwergmarbel, die gut 20 Zentimeter groß wird, absolut winterhart und -grün ist. Niedlich sah das Gras wirklich aus, wie ein grüner Igel halt. Die Marbel oder auch Hainsimse ist vielseitig. Sie wächst sogar unter Laub- und Nadelbäumen im Vollschatten und verträgt Wurzeldruck. Sie ist ebenfalls schneckensicher und macht sich gut auch in Kübeln oder Trögen. Sie sei eine heimische Pflanze, betonte Anke – und legte dann noch nach: „Sie kostet auch nur die Hälfte.“

„Wir überlegen noch“, sagte ich dem Gärtner, der fragte, ob er helfen könne. Zu Hause einigten wir uns. Ich umrande das Beet mit den „Igeln“, in die Mitte kommt japanisches Berggras. Kostet weniger – und sieht auch gut aus. Aber das musste ich ja nicht gleich zugeben.

Bis zum nächsten Wochenende, herzlichst Ihr Karl Günther Barth