Es gibt aber auch eingewanderte grüne Giganten, über die wir uns freuen dürfen – wie die Hosta-Sorte „Big Daddy“ mit dem imposanten Blatt

EU-Verbot für Ausländer? Brüssel macht ernst mit ungebremster Zuwanderung. Und sogar die Grünen sind dafür? Na klar. Es geht nicht um Menschen, sondern um so unterschiedliche Tiere wie Waschbären, Grauhörnchen, den Roten Amerikanischen Sumpfkrebs oder Pflanzen wie den asiatischen Knöterich oder den Riesen-Bärenklau, dessen Berührung zu schweren Hautentzündungen führen kann. Die Wasserpflanze Heusenkraut wuchert so sehr, dass darunter fast alles Leben erstickt.

37 Namen umfasst jetzt eine neue Liste von Tier- und Pflanzenarten, die EU-Verbot haben. Vor zwei Jahren hatte die EU-Kommission schon Richtlinien vorgelegt. Sie regeln die Haltung, Import, Verkauf und Zucht von Arten, die von anderen Kontinenten stammen, sich in Europa aber schon ausgebreitet haben und einheimische Pflanzen und Tiere be- und verdrängen. Aber nicht nur die Artenvielfalt ist bedroht, allein in der Landwirtschaft verursachen invasive Tier- und Pflanzenarten Schäden von jährlich rund zwölf Milliarden Euro.

Am bekanntesten sind die vermeintlich so possierlichen Waschbären, die ursprünglich aus den USA kamen, aus Tierparks ausbüxten, sich mangels natürlicher Feinde ungebremst vermehren und Vogelnester plündern oder unter Jungtieren wie bei den Kaninchen räubern. Die sollen jetzt aktiv bekämpft werden, was kaum dazu führen wird, wie ich neulich bei „Spiegel Online“ las, dass die Waschbären bei uns wieder ausgerottet werden. 100.000 Tiere erlegen Deutschlands Jäger jährlich, was aber die Ausbreitung nur eindämmt.

Ein anderes Beispiel sind die Herkulesstauden, die auch als Riesen-Bärenklau bekannt sind. Zu deren Verbreitung haben auch wir Gärtner beigetragen. Ich erinnere mich, dass noch vor gut 15 Jahren Zeitungen, auch das Hamburger Abendblatt, stolze Gärtner mit ihren bis zu fünf Meter hohen Prachtexemplaren veröffentlicht haben. „Stalins Rache“ nennen die Russen die nicht ganz so hoch werdende Art Heracleum sosnowskyi. Zu Sowjet-Zeiten wurde die ursprünglich nur im Kaukasus beheimatete Staude gezielt als Futtermittel für Kühe angebaut, weil sie am Tag bis zu 19 Zentimeter wuchs. So wollte man auf dem Futtermittelmarkt den Kapitalismus überholen. Leider schmeckten Milch und Fleisch bitter, was auch Neuzüchtungen der Staude nicht beenden konnten. Allein im Umland von St. Petersburg bedeckt die nach einem Botaniker der Sowjet-Zeit benannte Staude mit einem schier undurchdringlichem Dickicht eine Fläche, die größer ist als Berlin.

Bärenklau-Samen sind trotz Verbots bei uns auch heute noch zu erhalten. Staudengärtnereien haben ebenso den asiatischen Knöterich, auch als Polygonum perfoliatum oder Persicaria perfolita bekannt, im Angebot. Ursprünglich als bis zu drei Meter hoher Sichtschutz im Garten angepflanzt, können sich auch Verwandte wie der Japanische Staufenknöterich über unterirdische Rhizome ungehemmt ausbreiten.

Als junger Gärtner, stets um schnelle Erfolge bemüht, war ich auch mal in Versuchung, den asiatischen Knöterich als Sichtschutz für einen Freisitz in unserem kleinen Mühlenpark zu pflanzen. Meine Frau Anke hat mich davor bewahrt. Sie hatte zufällig von Bekannten gehört, dass sie ihre Terrasse erneuern mussten, weil die unterirdischen Rhizome die Platten anhoben. Metertiefer Bodenaushub und eine Entsorgung fast wie bei Giftmüll hatten sie weit über 10.000 Euro gekostet. Die Hecke aus Ligustrum atrovirens ist nicht ganz so schnell gewachsen, dafür aber bis auf den jährlichen Schnitt pflegeleicht und in milden Wintern sogar noch blickdicht, weil sie dann fast immergrün ist.

Noch mehr gärtnerische Freude machen mir andere grüne Giganten: Hosta-Sorten, die zwar ein paar Jahre brauchten, nun aber imposante Blätter haben. Mein Liebling heißt „Big Daddy“ und hat gewaltige blaue Blätter, fast so groß wie Elefantenohren. „Big Daddys“ fühlen sich im Halbschatten wohl. Ich wässere sie regelmäßig und dünge kräftig mit Kompost. Einen Quadratmeter Platz braucht sie mittlerweile, ist fast einen Meter hoch, mit ihren fast weißen, hellmauven Blüten fast anderthalb. Weil sie im Frühjahr spät austreibt, haben zuerst noch Vorfrühlingsblüher wie Winterling und Krokus Platz.

Anders als weißbunte Hosta-Sorten zum Beispiel sind sie ziemlich schneckensicher. Je filigraner die Blätter sind, desto weniger trauen sich die furchtbaren Schleimer an sie ran. Je mehr Sonne Hostas bekommen, desto schneller verblasst die Farbe ihrer Blätter. Weiß- und Goldrandfunkien kultiviere ich in größeren Kübeln, die alle über 30 Liter Pflanzerde fassen. Dafür habe ich dann auch keinen Ärger mit Schnecken. Nur gießen muss ich häufiger.

Bis zum nächsten Wochenende, herzlichst Ihr Karl Günther Barth