Als Züchter in Holland der Ungarischen Eiche diese Bezeichnung gaben, ahnte noch niemand, dass der gleichnamige Amerikaner mal so auftreten würde

„Bäume“, sagt der amerikanisch-libanesische Dichter und Maler Khalil Gibran (1863–1931), „sind Gedichte, die die Erde in den Himmel schreibt.“ Zu den schönsten Versen würden Magnolien allemal berechtigen – jene Bäume und Sträucher, die zu den prunkvollsten Ziergehölzen gehören. Meine Frau Anke steht im April zum Beispiel immer entzückt vor der Stern-Magnolie in unserem kleinen Mühlenpark im Wendland, wenn die aus Japan stammende stellata im April leuchtend weiß blüht, und bangt zugleich um sie. Spätfröste könnten die Pracht ähnlich wie bei den Tulpen-Magnolien über Nacht zerstören.

Um sie mache ich stets ein regelrechtes Bohei, versorge sie während der Blüte sofort mit organischem Dünger, damit die üppige Pracht die Pflanze nicht zu sehr erschöpft. Obwohl sonst nicht so zimperlich im Umgang mit der Astsäge, kürze ich die Magnolien nur äußerst vorsichtig. Nur Ende Juli oder Anfang August, nur ältere Äste. Ein Frühjahrsschnitt würde, habe ich in Empfehlungen der weltbekannten Hamburger Baumschule von Ehren gelesen, zu „lang anhaltendem Bluten“ führen. Und das könnte ich nicht mit ansehen. Dazu braucht man auch kein Veganer zu sein, die jeden Schnitt als Angriff auf die körperliche Unversehrtheit einer Pflanze ansehen.

Muss ich umdenken? Das Forschungsprojekt „Stadtgrün 2021“ der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau sucht Baumarten, die auch unter den Bedingungen des Klimawandels mit immer heißeren Sommern als Straßen- und Alleebepflanzung dem Stress des Stadtlebens standhalten könnten. Und einer ihrer Favoriten ist die Kobushi-Magnolie, die als Baum acht bis zehn Meter hoch werden kann. Blühende Magnolien-Landschaften künftig etwa an der viel befahrenen Stresemannstraße in Altona? Ein Anruf bei Philipp Schönfeld aus dem Projektteam im fränkischen Veitshöchheim klärt auf. Dem Magnolienbaum fehlt es wohl ein wenig an Widerstandskraft gegen Salz, er sei besser für Vorort-Siedlungen geeignet, wo weniger gestreut werde. Gut, die Blüten seien frostgefährdet, der Baum nicht. Ganz wie im Garten.

Fürchten die Forscher aus dem Bayerischen nicht eine Migrationsdebatte, weil der deutsche Naturschützer so gern auf heimischen Gehölzen besteht und etwa dem chinesischen Ginkgo die ökologische Relevanz eines Laternenmastes bescheinigt? Weil auf dem Ginkgo nur fünf statt der annähernd 200 Spinnen, Käfer und anderen Insekten etwa auf der Deutschen Eiche gesichtet werden? Die Vorstellung, einfach die Natur in die Stadt zu holen, halten die bayerischen Forscher für etwas romantisch, glaube ich. Wo es einheimische Bäume schaffen, finden sie es prima. Sie glauben nur nicht, dass es vielen unter den Bedingungen des Klimawandels in den Städten gelingen wird. Ihnen geht es darum, vorurteilsfrei die Bäume zu finden, die am besten den künftigen Bedingungen trotzen – die also möglichst stressfrei mit Hitze und Frost zurechtkommen, Kohlendioxid aus der Luft nehmen, Sauerstoff produzieren und wenig anfällig gegen Pilze und Insekten sind, von denen etwa Kastanien, Eschen und Deutsche Eichen hinweggerafft werden.

Fündig wurden sie zum Beispiel in Bergregionen Südosteuropas und Asiens mit heißen Sommern und kalten Wintern. Der Eisenholzbaum aus dem Iran ist einer der Favoriten der Forscher, aber auch der Amberbaum aus den USA. Ganz oben auf ihrer Liste steht sogar eine deutsche Züchtung, die 1908 in Berlin entstandene Purpur-Erle (Alnus x spaethii). Auch im Test sind drei Züchtungen aus den Niederlanden: die Lobel-Ulme, die resistent ist gegen die Ulmenkrankheit, die Spanische Eiche „Wage­ningen“ und eine Zuchtform der Ungarischen Eiche. Wie die beiden anderen verfügt Quercus frainetto „Trump“ über recht schmale Kronen. „Wir Holländer sind ein kleines Land mit kleinen Straßen“, erklärt Baumschulbesitzer van den Berk. Quercus frainetto „Trump“ ist nach seinen Angaben mit bis zu einem Meter Zuwachs pro Jahr („bei optimalen Wachstumsbedingungen“) sehr schnellwüchsig. Ein Hochstamm mit 18 bis 20 Zentimetern Umfang kostet bei ihm 589 Euro.

Aber wer will schon einen Baum mit dem Namen des umstrittenen US-Präsidentschaftsbewerbers und erklärten Fremdfeindes im Garten? Keine Sorge. Trump ist die niederländische Übersetzung für „Troef“, was etwa Trumpf wie beim Kartenspiel bedeutet. 1979 dachte sich die niederländische Behörde NAKB für diese Züchtung die englische Übersetzung aus, weil sie sich davon bessere internationale Vermarktungschancen versprach. „Ein echter Trump wäre mir nie in unseren Mühlenpark gekommen“, meinte Anke entrüstet. Mir auch nicht.

Bis zum nächsten Wochenende, herzlichst Ihr Karl Günther Barth